Umsatzeinbruch im Einzelhandel Miese Zeiten für Konsum

Stand: 07.01.2010 15:49 Uhr

Weniger und billiger einkaufen - das ist die Strategie vieler Menschen in der Wirtschaftskrise. Den deutschen Einzelhandel hat das hart getroffen. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts war der Umsatzeinbruch 2009 so groß wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Die Einzelhändler haben die Rezession 2009 mit den kräftigsten Umsatzeinbußen seit sieben Jahren bezahlt. Im vergangenen Jahr nahmen sie voraussichtlich zwischen 2,5 bis 2,7 Prozent weniger ein als 2008, wie das Statistische Bundesamt auf Basis der bis November vorliegenden Daten schätzte. "Das ist der zweitstärkste Rückgang seit 1995", sagte ein Statistiker. Nur im Jahr der Euro-Einführung 2002 schränkten die Verbraucher ihre Ausgaben noch stärker ein.

Von Januar bis November hatten die Einzelhändler 2,6 Prozent weniger in den Kassen als ein Jahr zuvor. Waren- und Kaufhäuser erlitten mit 5,3 Prozent die stärksten Einbußen. Der Internet- und Versandhandel verlor 4,2 Prozent - vor allem wegen der Pleite des einst größten deutschen Versandhauses Quelle. Der Lebensmittelhandel büßte 2,0 Prozent ein, Supermärkte und Warenhäuser 1,9 Prozent.

Gegen den Trend zog der Handel mit Kosmetik sowie pharmazeutischen und medizinischen Produkten um 2,3 Prozent an. Mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf wurden 0,3 Prozent mehr umgesetzt.

Ausblick auf ein schwieriges Jahr

Verglichen mit anderen Branchen kam der Handel aber gut durch die Krise. Dafür droht in diesem Jahr erneut ein Rückschlag - trotz Steuersenkungen für Millionen Arbeitnehmer. "2010 wird ein schwieriges Jahr für uns", sagte die Sprecherin des Einzelhandelsverbandes HDE, Ulrike Hörchens. "Wir werden noch immer unter den Folgen der Krise leiden, während es für andere Branchen schon wieder besser aussieht."

Steigt die Arbeitslosigkeit, verliert der Einzelhandel

Das Wohl der Händler hängt vom Arbeitsmarkt ab. Und hier sind die Prognosen düster: Die Zahl der Arbeitslosen wird nach aktuellen Voraussagen des DIW im kommenden Jahr auf voraussichtlich mehr als vier Millionen steigen. "Auf einen Arbeitslosen kommen drei andere, die sich Sorgen um ihren Job machen", sagte der Experte der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Wolfgang Adlwarth. "Wer um seinen Arbeitsplatz bangt, kauft weniger und billiger ein." Für Januar prognostiziert das GfK den dritten Rückgang seines Konsumklima-Barometers in Folge, obwohl zu Jahresbeginn Steuersenkungen in Kraft traten und ein höheres Kindergeld ausgezahlt wird.

Verlässliche Zahlen zum deutschen Weihnachtsgeschäft werden aber erst im Februar erwartet. Am Jahresende hielten sich die Verbraucher aber bereits merklich zurück. Im November, in dem das Weihnachtsgeschäft startet, nahm der Einzelhandel 1,2 Prozent weniger ein als im Vormonat.