20 Jahre Ebay Es begann mit einem kaputten Laserpointer

Stand: 03.09.2015 09:55 Uhr

Für den Gründer war es nur eine Fingerübung. Vor 20 Jahren entwickelte ein unbekannter Franzose das Online-Auktionshaus Ebay. Mittlerweile nutzen es 276 Millionen Menschen. Doch so erfolgreich wie früher ist Ebay schon lange nicht mehr.

Von Katharina Wilhelm, ARD-Hörfunkstudio Los Angeles

Kennen sie Pierre Omidyar? Er ist wohl einer der unbekanntesten aber erfolgreichsten Firmengründer der Dotcom-Jahre, denn er gründete das größte Online-Auktionshaus der Welt: Ebay. Für den gebürtigen Franzosen, der Mitte der 1990er-Jahre auch für Apple programmierte, war das Online-Portal zunächst eine Fingerübung: "Für mich war das ein Experiment, ich wollte einen effizienten Markt schaffen. Es war erst eine eher intellektuelle Herangehensweise", erzählte Omidyar in einem Interview.

"So etwas gab es vorher noch nicht"

Über die virtuelle Ladentheke des neu erfundenen Marktplatzes ging als allererstes übrigens ein kaputter Laserpointer, wie Technik-Journalist Charlie Brown erzählt: "Omidyar hat den Laserpointer für knapp 14,5 US-Dollar verkauft und konnte nicht glauben, dass er so viel dafür bekam. Er rief den Käufer also an und fragte nach. Der sagte nur: ich sammle kaputte Laserpointer."

Die erste Auktion steht für das, was Ebay zunächst ausmachte: Sammler kruder Nischenprodukte, Liebhaber seltener Antiquitäten und Schnäppchenjäger hatten auf einmal eine einfache, leicht durchsuchbare Oberfläche und eine größere Auswahl als beim Flohmarkt um die Ecke, so Gründer Omidyar: "Ebay erschloss einen neuen Markt: Die Sachen, die eigentlich auf Flohmärkten oder Nachbarschaftsverkäufen angeboten wurden, konnte man nun global vertreiben und einkaufen. So etwas gab es vorher noch nicht."

Legendäre Auktionen

Und Ebay schien etwas anzubieten, auf das die Welt nur gewartet hatte: Nach Firmenangaben gibt es derzeit mehr als 276 Millionen angemeldete Mitglieder, in 38 Ländern ist Ebay vertreten. In die Schlagzeilen geriet der Konzern immer wieder durch spektakuläre oder besonders kuriose Angebote. Beispielsweise, als der Golf des damaligen Papstes Benedikt XVI für 190.000 Euro verkauft wurde. Ganz Neuseeland stand für kurze Zeit als Auktion im Netz, bevor Ebay das Angebot löschen ließ. Und 2008 wollte ein deutsches Paar gar sein Baby über Ebay versteigern. Ein Spaß, wie die Eltern betonten, trotzdem brachte ihnen die Auktion das Jugendamt ins Haus.

Heute gehört Ebay für viele Amerikaner irgendwie dazu, doch die große Begeisterung scheint vorbei zu sein, wenn man die Kunden fragt: "Meine Mutter wollte, dass ich dort Kleider verkaufe, aber ich fand das zu verwirrend, ich gehe lieber zu Amazon", erzählt eine Frau. "Ich fand, dass das damals vieles verändert hat. Heute glaube ich, dass viele Leute es nervig finden, dass sie Prozente an Ebay abdrücken müssen. Aber die Leute werden sicher immer Ebay kennen, es waren eben die ersten auf dem Markt."

Nicht nur Freude zur Geburtstagsfeier

Tatsächlich strauchelt Ebay derzeit. Von einer rein privaten Auktionsplattform hat sich Ebay zum Marktplatz auch für Shops entwickelt. Doch Konkurrenten wie Amazon scheinen dem etwas in die Jahre gekommenen Ebay den Rang abzulaufen.

Die Konsequenz war zuletzt, dass der Konzern in diesem Jahr tausende Jobs streichen musste. Zudem spaltete Ebay den sehr gut laufenden Bezahldienst PayPal ab, um sich wieder auf das Kerngeschäft zu fokussieren.

Omidyar widmet sich der NSA

Eine ganz unbeschwerte Geburtstagsfeier dürfte es für den einstigen Pionier wohl nicht geben. Und Ebay-Gründer Omidyar? Der zog sich größtenteils aus dem Konzern zurück: 1998 gab er den Geschäftsführerposten auf, bevor Ebay an die Börse ging; Omidyar wurde zum Milliardär und kümmert sich heute unter anderem um wohltätige Projekte. Außerdem finanziert er die Website "The Intercept", die mit Unterlagen des Whistleblowers Edward Snowden den NSA-Skandal aufarbeitet.