Auslöser der US-Immobilienkrise Die Rückkehr der Subprime-Kredite
Sie gelten als Hauptauslöser der US-Immobilienkrise, und sie gelten seither als verpönt: Subprime-Kredite, also Kredite an Personen, die als nicht besonders kreditwürdig gelten. Und genau diese Kredite feiern ein Comeback - also neuer Grund zur Sorge?
Die Kreditwürdigkeit eines Amerikaners wird mit einem komplizierten Punktesystem bestimmt, das vereinfacht gesagt beleuchtet, wie der Kreditnehmer in der Vergangenheit mit seinen Schulden umgegangen ist. Ab etwas 660 Punkten gilt man in der Regel als guter, zuverlässiger Kunde, man wird als Prime eingestuft. Alles darunter ist Subprime. Subprime-Kredite, die zu sorglos vergeben wurden, haben entscheidend zur Immobilienkrise in den USA vor einigen Jahren beigetragen. Subprime galt danach als zu gefährlich und als unvernünftig und war mehr oder weniger verpönt. Doch in den vergangenen Wochen und Monaten gibt es immer wieder Berichte, die die Frage nach der Rückkehr dieser Kredite aufwerfen.
Die Antwort ist eindeutig - sagt jedenfalls Ianthe Jeanne Duggan vom "Wall Street Journal": "Ja, Subprime kommt ganz sicher zurück." Und dafür gibt es mehrere Gründe: Der gute Kreditmarkt, der Prime-Markt, ist abgedeckt. Die Zinsen für gute Kreditnehmer sind derzeit so niedrig, dass fast alle von ihnen in den vergangenen Monaten ihre Hauskredite refinanziert haben."
Suche nach neuen Märkten
Kreditgeber müssen also nach neuen Märkten Ausschau halten, und das sind eben Subprime-Märkte - die außerdem noch wegen der höheren Zinsen, die man dort verlangen kann, sehr lukrativ sind. Der zweite Grund für das neue Interesse an diesem Marktsegment ist: Nicht alle, deren Kreditwert nicht Prime ist, sind schlechte Kreditnehmer. Die Rezession hat vielen Amerikanern ihre Kreditwürdigkeit zerstört. Wer arbeitslos wird, kann eben manchmal seinen Schuldendienst nicht mehr leisten. Doch viele dieser Amerikaner haben jetzt wieder einen sicheren Job, und sind damit - trotz niedriger Punktwerte - eigentlich gute Kreditnehmer.
Es geht daher für die Anbieter darum, kurz unterhalb von Prime zu suchen, also diejenigen zu finden, die wieder Arbeit haben, ihre Rechnungen zahlen und auf dem Weg nach oben sind - aber trotzdem noch nicht von Banken bedient werden. "Die neuen Kreditgeber im Bereich Subprime sind oft Privatanbieter - nicht die großen Finanzinstitutionen, die noch immer vor Subprime zurückschrecken, aus Angst vor Verlusten und dem Imageschaden, der drohen könnte. Doch auch die Banken kommen wieder", sagt Ianthe Jean Dugan. Wells Fargo zum Beispiel habe ein Programm mit dem Namen "eine neue Chance". Und Dugan ergänzt: "Das kann man ohnehin feststellen: Die Programme kommen wieder, aber das Wort 'Suprime' feiert kein Comeback. Wir hören jetzt Begriffe wie 'anwachsendes Prime' oder 'fast Prime'."
Ein Drittel der Autokredite sind Subprime
Doch diese Wortklauberei ändert nichts an der Tatsache, dass Subprime wiederkommt - strenger reglementiert als vor der Krise, mit neuen Anbietern und eben anders genannt. Doch es ist wieder da - nicht nur auf dem Immobilienmarkt, sondern auch bei Autos. Dort war es nie richtig weg, weil Autos relativ leicht wieder zurückgeholt werden können, wenn der Schuldner nicht pünktlich zahlt.
Auf dem Automarkt waren die Subprime-Kredite nie ganz verschwunden - doch auch hier steigen jetzt die Zahlen.
Doch jetzt wächst dieser Markt, sagt Melinda Zabritzki vom Marktforschungsinstitut Experian Automotive: "Alles, was unter Prime liegt, macht auf dem Autokreditmarkt etwa 35 Prozent aus. Man kann klar sehen, dass es im Vergleich zum vergangenen Jahr insgesamt einen Anstieg bei Autokrediten gab, also nicht nur bei Subprime. Doch die am schlechtesten abgesicherten Kredite sind am stärksten angewachsen, ein Plus von etwa 500.000, das entspricht etwa 8,4 Prozent."
Gut ein Drittel des Autokreditmarktes in den USA ist also Subprime, und der Markt der allerschlechtesten Autokredite wächst am schnellsten. Und nicht nur das: Im Immobilienmarkt wachsen Subprime-Kredite mit neuen, fantasievollen Namen. Gibt es also Grund für Nervosität? Droht eine neue Blase? Nein, sagen die Experten - jedenfalls nicht derzeit. Denn der neue Subprime-Markt hat nicht viel zu tun mit dem alten aus Krisenzeiten. Die Regeln sind strenger, die Anbieter sind vorsichtiger.