Das Handwerkszeug Partnersuche: Welcher Broker passt zu mir?

Stand: 28.05.2012 12:00 Uhr

Jetzt wird es ernst: Die Entscheidung zum Kauf von Aktien oder Fonds ist gefallen. Nun muss ein Wertpapier-Depot her. Aber wie finde ich den passenden Broker? Worauf muss ich achten?

Von von Bettina Seidl, boerse.ARD.de

Wer ein Depot eröffnen will, muss sich als Erstes grundlegend entscheiden: Geht er zum Discount-Broker? Dort ist in der Regel alles etwas günstiger. Oder geht er vor Ort in die Bankfiliale? Mancher bevorzugt den Gang direkt in die Filiale. Keine Technik, kein Internet, persönlicher Kontakt.

Für die klassische Bank entscheidet sich wahrscheinlich eher derjenige, der im Anlagebereich noch keine Erfahrung gesammelt hat, sich unsicher fühlt und eine umfassende Beratung sucht. In der Filiale steht dem Kunden meist ein persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung, der bezüglich Anlagestrategien, Chancen und Risiken der einzelnen Produkte aufklären kann.

Der Online-Broker ist günstiger

Wer keine Lust oder Zeit hat, sich auf den Weg zur Bank zu machen, kann die Online-Filialen der Banken nutzen oder er surft gleich eine Direktbank oder einen Onlinebroker an. Direktbank und Onlinebroker haben keine Filialen, sie korrespondieren über E-Mail, Internet, Telefon und Fax mit ihren Kunden. Dadurch sparen sie Geld, was sie an ihre Kunden weitergeben. In der Regel fällt nicht einmal - wie bei Banken üblich - eine jährliche Depotgebühr an. Und Beratung ist oft trotzdem möglich - telefonisch eben.

Neben den geringeren Kosten spricht für das Depot beim Online-Broker auch die deutlich schnellere und einfachere Abwicklung der Wertpapierorders. Man hat rund um die Uhr Zugriff auf das Depot, man braucht nur den heimischen Computer. Von unterwegs kann man übers Laptop seine Käufe und Verkäufe aufgeben und seinen Aktienbestand checken - selbst aus dem Ausland.

Vergleichen lohnt sich!

Egal ob man sich für einen Onlinebroker oder die Bankfiliale entscheidet: Die Kostenfrage dürfte ein entscheidendes Kriterium sein. Schließlich will man mit seiner Geldanlage eine gewisse Rendite erzielen - und die steht und fällt mit den Gebühren.

In dem Dschungel aus unterschiedlichsten Gebührenmodellen und Kosten für diverse Extras ist es nicht einfach, den passenden Broker für sich zu finden. Der eine Anbieter wirbt mit ein paar kostenfreien Kaufaufträgen im Monat, ein anderer Anbieter mit einer besonders günstigen Pauschale pro Order. Hier lockt ein Anbieter ohne Depotgebühr, bei genauerem Hinsehen fällt sie aber doch an, wenn man zu wenig tradet. Dort gibt es horrende Aufschläge, wenn eine Order teilausgeführt oder telefonisch aufgegeben wird.

In welcher Liga spiele ich?

Wo nun das Depot eröffnen? Sinnvoll ist es, als erstes einen der vielen unabhängigen Broker-Vergleiche im Internet auszuprobieren. Damit man eine Vorauswahl treffen, welche Broker gut zu einem passen. Manche Discount-Broker sind nur dann günstig, wenn regelmäßig gehandelt wird. Deshalb wird bei diesen Broker-Tests das eigene Nutzerverhalten abgefragt. Wie häufig trade ich im Jahr, wie groß ist in der Regel mein Kaufauftrag?

Bin ich Kleinanleger mit bis zu zehn Trades im Jahr? Oder spiele ich in der Mittelklasse und schichte bis zu 30 Mal im Jahr mein Depot um? Habe ich eine größere Erbschaft anzulegen, die ich zwar in mehrere Anlageformen und Aktien aufteile, danach aber nicht mehr groß hin und her bewegen will? Oder will ich mich als Daytrader versuchen, der mehrmals täglich ordert?

Wer zu den so genannten Heavy Tradern gehört, wird höhere Depotgebühren in Kauf nehmen, aber dafür bei den Gebühren für einzelne Transaktionen sparen wollen. Kleinanleger mit wenigen Trades im Jahr dürften dagegen die Fixkosten des Depots möglichst gering halten wollen. Gerade für denjenigen, der erst allmählich ein Vermögen ansparen will, ist es wichtig, dass nicht gleich am Anfang hohe Fixkosten die Rendite auffressen.

"Extras" kosten extra

So hilfreich ein Broker-Test im Internet ist: Bei dem Vergleichen von Transaktionsgebühren werden die vielen Extragebühren nicht berücksichtigt. Anfallen können beispielsweise Limit-, Teilausführungs- oder Änderungsgebühren. Deshalb muss man - Broker-Vergleich hin oder her - außerdem noch in die Konditionentabelle schauen. Mancher Broker kassiert schon mal 2,50 bis 5,00 Euro, wenn der Anleger etwa seine Order limitiert, um sich vor einem schlechten Preis zu schützen. Manchmal wird die Gebühr auch nur dann fällig, wenn der Wertpapierauftrag wegen des Limits nicht zustande kommt.

Besonders ärgerlich für den Anleger sind Gebühren für die Teilausführung. Beispielsweise geschieht das im Xetra-Handel, wenn eine Order nicht auf ein entsprechend großes Gegenangebot stößt. Dann wird der Auftrag passend gemacht, gesplittet. Das kann dem Anleger zwar Vorteile bringen, weil er teilweise einen besseren Preis bekommt als bei einer Vollausführung. Doch manche Bank oder mancher Online-Broker rechnet dann jeden Teilauftrag zum vollen Preis ab, obwohl ihnen selbst keine weiteren Handelsgebühren an der Börse entstehen. Ein lukratives Geschäft. Der Anleger kann sich vor solch bösen Überraschungen nur schützen, wenn er zuvor ins Kleingedruckte schaut.

Wo gibt's die besten Zinsen?

Interessant für die Brokerwahl ist auch noch die Verzinsung auf dem Verrechnungskonto. So kann ein Teil der Kosten wieder hereingeholt werden.

Neben der Kostenfrage sind auch die Handelsmöglichkeiten ausschlaggebend. Gerade für erfahrende Trader ist es wichtig, ob sie auch außerbörsliche Handelsplätze erreichen, ob ausländische Börsen zur Verfügung stehen, wie lange die Handelszeiten sind oder ob beispielsweise Leerverkäufe möglich sind.