Börse in Athen wieder geöffnet Auf die Zwangspause folgt ein Rekord-Minus

Stand: 03.08.2015 16:29 Uhr

Fünf Wochen war die Börse in Athen zwangsweise geschlossen, Aktienbesitzer konnten weder kaufen noch verkaufen. Seit heute geht das wieder und die Anleger machten klar, wie sie die Lage einschätzen: Sie verkauften massenweise, der Leitindex brach so stark ein wie nie zuvor.

Nach fünf Wochen Zwangsschließung hat die Börse in Athen wieder geöffnet und sofort einen Kurseinbruch um fast ein Viertel erlebt. Der wichtigste griechische Aktienindex verlor nach Handelsbeginn rasch bis zu 22 Prozent, Bankaktien stürzten sogar um bis zu 30 Prozent ab. Zu Handelsschluss erholte sich der Leitindex wieder leicht auf schloss mit einem Minus von 16,2 Prozent. Auf die Märkte im übrigen Europa schlug der dramatische Kurssturz allerdings kaum durch.

Verhandlungen über drittes Hilfspaket

Die Athener Börse war zusammen mit den griechische Banken am 29. Juni geschlossen worden, um einen Kollaps des Finanzsystems abzuwenden. Damals war völlig unklar, ob sich die griechische Regierung mit ihren Kreditgebern einigen würde. Andernfalls hätten ein Staatsbankrott sowie eventuell auch das Ausscheiden aus dem Euro gedroht. Inzwischen gelang zumindest eine vorläufige Vereinbarung mit Aussicht auf ein drittes Hilfspaket für Griechenland.

Die Banken sind inzwischen wieder offen und die Auflagen für das Abheben und den Transfer von Geld etwas gelockert. Noch immer gelten aber Beschränkungen: So können Griechen pro Woche am Geldautomaten weiter nur maximal 420 Euro abheben.

Experten rechnen mit Rezession

Mit der Öffnung der Börse soll sich die Lage weiter normalisieren. Allerdings war dies nun die erste Gelegenheit für Aktienbesitzer, auf die durch Unsicherheit und die Kapitalkontrollen massiv verschlechterten Wirtschaftsaussichten zu reagieren. So gehen Experten nun davon aus, dass Griechenland 2015 zurück in die Rezession gleitet, die es nach sechs Jahren schrumpfender Wirtschaftsleistung nur kurz hinter sich gelassen hatte.

Die griechische Regierung verhandelt seit einigen Tagen mit der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds über neue Finanzhilfen von 82 bis 86 Milliarden Euro für drei Jahre. Die Bedingungen sollen binnen zwei Wochen stehen.

Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras braucht dringend frisches Geld - bereits am 20. August muss sie rund 3,2 Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen. Kann die Regierung in Athen das Geld nicht aufbringen, droht doch noch der Staatsbankrott.