Größtes Wachstum seit der Wiedervereinigung Deutsche Wirtschaft wächst um 3,6 Prozent

Stand: 12.01.2011 10:01 Uhr

Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Jahr so stark zugelegt wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Das Bruttoinlandsprodukt stieg 2010 um 3,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Trotz des Aufschwungs stieg das Staatsdefizit auf 3,5 Prozent und verletzt damit die EU-Stabilitätskriterien.

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent gewachsen. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nach ersten Berechnungen mit. Das Wachstum war damit so groß wie noch nie seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Im Krisenjahr 2009 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,7 Prozent abgestürzt. Dies war der stärkste Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg. Im bisher besten Jahr im vereinten Deutschland war die Wirtschaft im Boomjahr 2006 um 3,4 Prozent gewachsen.

Mit dem Wachstum vergangenes Jahr ist das Niveau vor der Finanzkrise allerdings noch nicht wieder erreicht. Experten rechnen damit, dass dies in diesem Jahr passiert. Getragen wird das Wachstum derzeit sowohl von der starken Nachfrage aus dem Ausland als auch vom Konsum der Verbraucher.

Defizit bei 3,5 Prozent

Trotz des Wirtschaftsaufschwungs stieg die Staatsverschuldung 2010 stark an. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen gaben nach vorläufigen Berechnungen 88,57 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen, so das Statistische Bundesamt. Das Haushaltsloch entspricht 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Damit wurde die im EU-Stabilitätspakt festgesetzte Schuldengrenze von 3,0 Prozent verletzt. 2009 hatte der Staat lediglich 72,7 Milliarden Euro neue Schulden aufgetürmt, was einer Defizitquote von 3,0 Prozent entsprach.

Brüderle erfreut über "Beschäftigungsaufschwung"

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle zeigte sich erfreut über den Anstieg der deutschen Wirtschaftsleistung. "Wir sind doppelt so schnell gewachsen wie der Durchschnitt der Europäischen Union", hob er hervor. Der Aufschwung sei insbesondere ein "Beschäftigungsaufschwung", fügte der Minister hinzu. Die Beschäftigung habe im vergangenen Jahr ein Rekordniveau erreicht und liege nun auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Gleichzeitig forderte Brüderle "die Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen, bei denen aufgrund der Aufwärtsdynamik nun auch die kalte Progression wieder verstärkt greifen wird".