Eine Bedienung trägt in einem Lokal ein Tablett mit Bier.

Brauer schlagen Alarm Bierkonsum auf historischem Tief

Stand: 01.02.2021 13:23 Uhr

Für viele Brauereien wird die Lage im Lockdown offenbar langsam kritisch. Abgesagte Großveranstaltungen und geschlossene Kneipen, Restaurants und Bars haben den Bierabsatz einbrechen lassen.

Der Bierkonsum ist im vergangenen Jahr kräftig zurückgegangen. Das teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Insgesamt verkauften die deutschen Brauereien und Bierlager 8,7 Milliarden Liter Bier, also 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. In Litern ausgedrückt bedeutet das ein Minus von 508,2 Millionen.

Es war der niedrigste Wert seit der Neufassung des Biersteuergesetzes im Jahr 1993, das die Grundlage der Statistik bildet. In den Zahlen sind alkoholfreie Biere sowie das aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) eingeführte Bier nicht enthalten.

Im April 2020 sei der Bierabsatz beispielsweise um 17,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken, im Mai waren es minus 13 Prozent. Die erneut verschärften Corona-Auflagen drückten den Bierabsatz im November schließlich um 14,1 Prozent.

"Dramatische Lage"

82,6 Prozent des gesamten Bierabsatzes waren für den Inlandsverbrauch bestimmt, teilte das Statistikamt mit. Der Inlandsabsatz sank im Vergleich zu 2019 ebenfalls um 5,5 Prozent  auf 7,2 Milliarden Liter. Der Trend ist schon seit Jahren rückläufig. Im Jahr 1993 hatte der Absatz noch bei 11,21 Milliarden Litern gelegen. Seitdem hat sich die Menge des abgesetzten Bieres um 2,5 Milliarden Liter oder 22,3 Prozent verringert.

Die Corona-Krise trifft die Industrie also in einer ohnehin schwierigen Situation. Bars, Restaurants und Kneipen sind seit Monaten wegen des Lockdowns geschlossen, Feste und Großveranstaltungen fallen aus. "Die Situation ist dramatisch und in der Nachkriegszeit ohne Beispiel", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Holger Eichele.

Die Brauereien hätten laut einer Umfrage des Branchenverbands 2020 ein Umsatzminus von im Mittel 23 Prozent erlitten. "Der mehrmonatige Lockdown der Gastronomie, das Verbot von Veranstaltungen und der Kollaps wichtiger Auslandsmärkte hat die Brauwirtschaft schwer getroffen." Die Krise der Branche sei "weitaus tiefer als die jüngsten Absatzzahlen auf den ersten Blick vielleicht vermuten lassen".

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Pleitewelle im Gastgewerbe befürchtet

Der Verband führt dazu aus, dass einige Brauereien, die ihre Biere nur zu einem sehr geringen Anteil in der Gastronomie absetzen, zwar über keine oder nur einstellige Einbußen beim Umsatz berichteten. Aber die Masse der Betriebe verzeichne riesige Umsatzeinbrüche, die in einzelnen Fällen bis zu 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2019 betrügen. Das führe zu hohen Verlusten, zu deren Ausgleich die Betriebe Jahre brauchten, so der Verband.

In einer aktuellen Umfrage des DBB bewerten 79 Prozent der befragten Brauereien die von Bund und Ländern ergriffenen Hilfsmaßnahmen als unzureichend. 91 Prozent der Betriebe befürchteten demnach den Verlust zahlreicher Absatzstätten durch eine Pleitewelle im Gastgewerbe.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 01. Februar 2021 um 11:25 Uhr.