Streit über Bahn-Tarifverhandlungen "Ein beispielloser Rückschritt"

Stand: 18.08.2014 17:18 Uhr

Vor den Tarifverhandlungen bei der Bahn sind die Fronten verhärtet. Es wurden nicht einmal Spielregeln für Gespräche festgelegt, weil die Gewerkschaften darüber streiten, wer die Beschäftigten vertreten darf. Die Bahn will nun zunächst kein Angebot vorlegen.

Gespräche der Bahn mit den Gewerkschaften sind bereits vor dem offiziellen Beginn von Tarifverhandlungen gescheitert. Grund ist nach Darstellung des Konzern ein Streit zwischen den Arbeitnehmervertretern. Vor allem die GDL sei für das Scheitern verantwortlich.

Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaften stehen womöglich vor den schwierigsten Tarifverhandlungen seit Jahren. Bei Vorgesprächen konnten sich die Teilnehmer nicht einmal auf die Spielregeln für die Tarifverhandlungen einigen, so dass das Treffen ergebnislos beendet wurde.

"Was wir heute erlebt haben, ist ein beispielloser Rückschritt", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber in Frankfurt am Main. Er warf der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vor, mit einer Kehrtwende das Scheitern herbeigeführt zu haben. Die GDL habe ihre bisherige Linie "komplett" verlassen und eine Tarifkonkurrenz beider Gewerkschaften "weitestgehend festschreiben" wollen. In dem Konflikt geht es um die Frage, welche Gewerkschaft in den anstehenden Tarifverhandlungen welche Bahn-Mitarbeiter vertreten soll. Dies war bisher in einem Vertrag geregelt, der aber Ende Juni ausgelaufen war.

Wer vertritt wen?

Die GDL, die bisher nur für die ungefähr 20.000 Lokführer verhandelt hatte, will künftig das gesamte Zugpersonal vertreten. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wiederum, die zuletzt für rund 140.000 Angestellte wie Zugbegleiter und Lokrangierführer zuständig war, will auch für die Lokführer verhandeln.

Nebeneinander existierende und konkurrierende Tarifverträge will aber die Bahn nicht akzeptieren. "Tarifkonkurrenz funktioniert im Alltag absolut nicht und ist Gift für ein geordnetes Miteinander", warnte Personalvorstand Ulrich Weber.

GDL-Forderungen für Bahn unannehmbar

Damit droht am Mittwoch der nächste Konflikt: Dann wollten Bahn und GDL eigentlich über Löhne verhandeln. Die GDL verlangt für das ganze Zugpersonal fünf Prozent mehr Geld, bessere Schichtregelungen und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von auf 37 Stunden. Die Bahn nannte dies bereits unannehmbar und plante ein neues Angebot am Mittwoch. Jetzt erklärte das Unternehmen, sie prüfe zunächst die neue Lage.

Die Gewerkschaft EVG hat noch keine Forderungen aufgestellt, weil sie erst in der kommenden Woche intern die Ansprüche formulieren will. Sie und die GDL stehen seit Jahren in Konkurrenzkampf um neue Mitglieder.