Arbeitsmarktstatistik für Juli "Die Rezession hinterlässt Spuren"

Stand: 30.07.2009 11:54 Uhr

In Deutschland waren im Juli mit 3,46 Millionen Menschen nicht so viele Arbeitslose gemeldet, wie von einigen Experten befürchtet. Trotzdem macht sich die schwache Konjunktur auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar: Im zweiten Quartal waren bis zu 1,4 Millionen Menschen in Kurzarbeit.

Die Zahl der Arbeitslosen hat im Juli um 52.000 auf 3,46 Millionen Menschen zugenommen. Das entspreche im Vergleich zum Juni einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkten auf insgesamt 8,2 Prozent, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Ohne die im Mai erfolgte Statistikänderung, die Arbeitslose nicht mehr erfasst, die von privaten Anbietern vermittelt werden, läge der Anstieg bei 82.000. Noch schlechter sieht die Bilanz jedoch im Jahresvergleich aus: Im Juli 2008 waren 252.000 Arbeitslose weniger gemeldet.

Abermals deutlicher sind die konjunkturellen Schwierigkeiten bei der Kurzarbeit zu erkennen: Diese Zahl stieg nach den Angaben im zweiten Quartal deutlich. Nach Vorausschätzungen der BA haben zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Männer und Frauen Kurzarbeitergeld bezogen. Dies seien zwischen 200.000 und 300.000 mehr als im ersten Quartel, berichtete der BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Kurzarbeiterzahl insgesamt um mehr als eine Million gestiegen. Zahlen zur tatsächlichen Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes liegen erst zwei Monate nach Quartalsende vor. Weise war aber optimistisch, dass die Zahl der Anträge bereits wieder sinke.

Anstieg zum Jahresende auf rund vier Millionen?

Trotzdem resümierte der BA-Chef: "Die Rezession der deutschen Wirtschaft hinterlässt auch im Juli Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem gab es die üblichen jahreszeitlichen Belastungen durch die Sommerpause." Insgesamt seien die bisherigen Auswirkungen des Abschwungs aber vergleichsweise moderat. Allerdings warnte er vor zu großer Euphorie: "Die Belastung wird steigen, es wird Firmen geben, die entlassen." Einen Anstieg auf mehr als vier Millionen bis Ende Dezember könne Weise nicht ausschließen, falls Kurzarbeit vielfach in Entlassung übergehe und das Wetter schlecht werde. Im Jahresschnitt 2009 rechne die BA mit 3,7 Millionen Arbeitslosen.


Von der Wirtschaftskrise besonders betroffen sind Weise zufolge Männer zwischen 20 und 25 Jahre in den alten Bundesländern. Diese trügen ein höheres Risiko, entlassen zu werden. Unter anderem deshalb, weil sie oftmals nur befristete Verträge erhielten. Derzeit seien 429.000 von ihnen erwerblos gemeldet, 67.000 mehr als im Vormonat. Darunter seien viele, die die Schule oder die Ausbildung beendet hätten und sich dann arbeitslos melden.

Zahl der Erwerbstätigen sinkt

Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist den aktuellen Zahlen aus dem Juni zufolge entgegen dem Trend der Vorjahre um 36.000 auf 40,20 Millionen zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich damit die Erwerbstätigkeit um 92.000 verringert. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag dagegen nach Hochrechnungen der BA im Mai mit 27,44 Millionen noch um 17.000 über dem Vorjahreswert.