Gefrierender Regen

Wetterthema Gefährliche Wetterlage

Stand: 16.01.2024 14:54 Uhr

Am morgigen Mittwoch steht uns vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands eine gefährliche Luftmassenkonstellation bevor.

Von Pila Bossmann, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Vom Saarland über Teile von Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, die Südhälfte Hessens und große Teile Bayerns erwarten wir verbreitet gefrierenden Regen, der für erhebliche Glatteisgefahr und massive Behinderungen im Straßen-, Bahn- und Flugverkehr sorgen wird. Von der Eifel über das Saarland, Nordhessen, Thüringen und den Süden Sachsen-Anhalts bis nach Sachsen werden 5 bis 30 cm Neuschnee zusammenkommen und ebenfalls für Behinderungen sorgen.

Doch wie genau kommt es zu dieser brisanten Wetterlage und was ist gefrierender Regen?

Nach einer sehr kalten Nacht mit Frosttemperaturen zwischen -2 und -11 Grad wird uns morgen früh ein kleines Tiefdruckgebiet namens GERTRUD aus Frankreich erreichen. Es bringt deutlich mildere, aber auch sehr feuchte Luft aus subtropischen Gefilden mit sich. Die mildere Luft des Tiefs gleitet auf die kalte Luft auf und wird angehoben. Dadurch entsteht ein breites Niederschlagsgebiet. Zunächst zieht es in der zweiten Nachthälfte über den Südwesten Baden-Württembergs hinein und breitet sich in Richtung Nordosten aus.

Zu Beginn fällt noch Schnee. Allerdings erwärmt sich die frostige Luft der Nacht im Südwesten sehr schnell durch die ankommende milde Luftmasse, wodurch die Schneeflocken bereits in der Luft schmelzen. Der Boden ist durch die kalte Nacht aber noch gefroren und taut nicht so schnell auf. Treffen jetzt die Tropfen auf die Erdoberfläche gefrieren sie innerhalb kurzer Zeit und bilden eine spiegelglatte Eisschicht. Dieses Phänomen nennt man gefrierenden Regen. Vorsicht! Es kommt zu verbreiteter Glatteisgefahr! Die Eisschicht kann dabei mehrere Millimeter bis wenige Zentimeter dick anwachsen. Es gefriert allerdings nicht nur der Boden, sondern alle Oberflächen, deren Temperaturen weit genug unterhalb des Gefrierpunktes liegen. So z.B. auch Bäume, Sträucher, Autos, Straßenlaternen oder Stromleitungen. Dadurch wird der Straßen-, Bahn- und auch Luftverkehr massiv beeinträchtigt. Außerdem können oft Bäume und Stromleitungen den Eismassen nicht standhalten und drohen zu brechen. So weit die Theorie.

Der genaue zeitliche Ablauf und die örtlichen Grenzen zwischen Schneefall, Schneeregen und gefrierendem Regen sind fließend und oft nicht auf wenige Kilometer genau vorhersagbar, da oft schon wenige zehntel Grad den feinen aber entscheidenen Unterschied zwischen Regen oder Schnee ausmachen. Auch die Wettermodelle sind sich bis heute noch nicht ganz einig, wie weit das Niederschlagsgebiet nach Norden vorankommt und vor allem wo genau die Grenze zwischen Schneefall und gefrierendem Regen liegt. Außerdem ist es noch nicht ganz klar, wie lange in den betroffenen Gebieten gefrierender Regen fällt. Mit der milden Luftmasse erwärmt sich auch allmählich der Boden. Wie schnell das Ganze vonstatten geht, wird von Ort zu Ort jedoch unterschiedlich sein.

Das Niederschlagsgebiet breitet sich bis zum frühen Nachmittag bis ins Rheinland über Hessen, Thüringen, den Süden Sachsen-Anhalts und Sachsen aus. Nördlich einer Linie zwischen etwa der Eifel und der Lausitz wird die kalte Luft vorherrschend bleiben. Das bedeutet, dort wird durchweg Schnee fallen. 5 bis 30 cm Neuschnee sind hier im Verlauf möglich. Besonders entlang der Eifel und des Westerwalds über die Rhön bis zum Thüringer Wald werden die meisten Schneefälle erwartet. Südlich davon geht der Schnee am Vormittag relativ schnell in Schneeregen und letztendlich gefrierenden Regen über. Im Breisgau und entlang der Alpen könnte der Boden am Vormittag bereits ausreichend erwärmt sein, sodass gefrierender Regen kein Problem mehr darstellt. In den übrigen Regionen hält der gefrierende Regen mitunter bis in die Abend- und lokal auch bis in die Nachtstunden an.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich die kalte Luft dann wieder südostwärts. Dabei ziehen auch die Niederschläge nach Südosten ab. Der Regen geht dann nach und nach wieder in Schnee über. Am Donnerstagvormittag fällt überwiegend noch in Baden-Württemberg und Teilen Bayerns Schnee und anfänglich im Süden noch als Regen. In der Mitte Deutschlands hat sich die Wetterlage wieder deutlich beruhigt und zwischen Wolken scheint immer öfter die Sonne hervor. Gebietsweise fallen noch ein paar Flocken aus dichteren Wolken, aber die Mengen sind sehr überschaubar. Der Schneefall lässt von Nordwesten immer weiter nach und zieht in der zweiten Nachthälfte vollständig über die Alpen ab.