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Stand: 13.04.2008 23:25 Uhr

Im globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe will die Bundesregierung ab 2006 gezielt Elite-Universitäten aufbauen. Der Wettbewerb solle noch in diesem Sommer starten, kündigte Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn am Montag in Berlin an. Ab 2006 will sie bis zu 300 Millionen Euro jährlich für die Förderung von vier bis sechs Spitzen-Unis zur Verfügung zu stellen. Bundeskanzler Gerhard Schröder forderte eine neue Innovationskultur. Norbert Carius berichtet. Berlin, Humboldt-Universität, heute Abend. Nicht nur an Elite-Hochschulen wird bis in die Nacht hinein studiert. Dass ihre Alma Mater bald zur deutschen Super-Uni gekürt werden könnte, finden die Humboldt-Studenten allerdings eher zum Lachen - sie sind froh, wenn der Putz nicht von der Decke fällt und ihr Fachbereich nicht dicht gemacht wird. Studentin der Humboldt-Universität: "Ich halte es eigentlich eher für unrealistisch, wenn man bedenkt, was in den letzten Jahren hier gekürzt worden ist." Student der Humboldt-Universität: "Es ist ja in Harvard so, dass auf einen Professor vier Stundenten kommen. Das kann für die HU beispielsweise überhaupt nicht der Fall sein." Student der Humboldt-Universität: "Wir haben den Keller unter der Mensa, in dem Ratten wohnen. Insofern wüsste ich sehr konkrete Dinge, wo man das Geld einsetzen sollte." Zwei Kilometer weiter, im Glaspalast einer Berliner Bank. Am Nachmittag diskutiert die Bundesregierung darüber, wie man mit deutschen Spitzen-Universitäten zu Harvard oder Stanford aufschließen kann. Gerhard Schröder, Bundeskanzler, SPD: "Eine Gesellschaft wie unsere kann es sich buchstäblich nicht leisten, wenn ich es mal überspitzt formuliere, eine einzige Begabungsreserve in unserem Volk unausgeschöpft zu lassen." Edelgard Bulmahn, Bundesbildungsministerin, SPD: "Wir haben in Deutschland sehr viele gute Universitäten, Fachholschulen und Forschungsstellen. Was uns fehlt sind Spitzen-Universitäten, die weltweit strahlen, und die die klügsten Köpfe, nicht nur aus unserem Land, sondern auch aus anderen Ländern, anlocken." Spitzenforschung gibt es auch heute schon, zum Beispiel bei den Molekular-Biologen in Göttingen. Ihre Uni ist seit einem Jahr Stiftungsuniversität, kann also ähnlich selbständig handeln wie amerikanische Elite-Hochschulen. Vernetzung, Internationalität, Kooperation mit der Wirtschaft - diese Kriterien der Forschungsministerin sind erfüllt. Brauchen wir da noch die Super-Uni? Ein deutscher Physik-Nobelpreisträger, der in Amerika forscht und lehrt, meint ja. Horst Störmer, Columbia University New York: "In den USA ist es sicherlich so, dass die Spitzen-Unis enorm wichtig sind für die Ökonomie des Landes. Wenn Sie sich anschauen, wo die neuen Firmen gegründet werden, wo die neuen Ideen herkommen. Die kommen sicher aus einer relativ kleinen Gruppe von Universitäten." Mit 300 Millionen Euro Forschungsmitteln zusätzlich pro Jahr könnten deutsche Hochschulen manchen Nobelpreisträger aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurückholen. Doch wo soll das Geld eigentlich herkommen? Fehlt es dann möglicherweise an anderer Stelle im Forschungsetat? Jürgen Zöllner, Wissenschaftsminister Rheinland-Pfalz: "Es darf nicht auf Kosten der breiten Förderung gehen, eine gute Breite ist die Vorraussetzung für echte Spitze." Dagmar Schipanski, Wissenschaftsministerin, Thüringen: "Mein Vorschlag ist, gebt das Geld der deutschen Forschungsstelle und legt zusätzlich ein Programm für Nachwuchswissenschaftler auf." Doch an der altehrwürdigen Berliner Humboldt-Universität kann man dem Spitzenforschungs-Wettbewerb der Bundesregierung schon was abgewinnen. Jürgen Mlynek, Präsident der Humboldt-Universität, Berlin: "Es muss Bewegung kommen in die Universitäten, weil natürlich jeder nach dem großen Geld schaut und versucht sich anzustrengen mit guten Vorschlägen." Die Humboldt-Uni will Super-Uni werden. Dem berühmten Humboldt-Physiker Helmholtz wäre das sicher recht, denn eines war er zu seiner Zeit auf jeden Fall: Elite. Ulrich Wickert sprach mit Professor Reimar Lüst über neue Wege in der Bildungspolitik.

Sendungsbild der tagesthemen
tagesthemen, 22:30 Uhr, tagesthemen, 26.01.2004 22:30 Uhr