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Fernsehduell: Schröder und Stoiber geraten mehrfach hart aneinander

Stand: 11.04.2008 13:27 Uhr

Mit scharfen gegenseitigen Angriffen haben sich Gerhard Schröder und Edmund Stoiber beim ersten Fernsehduell zwischen einem Bundeskanzler und seinem Herausforderer voneinander abgegrenzt. In der Steuer-, Arbeitsmarkt- und Zuwanderungspolitik warfen sich beide Politiker vor einem Millionenpublikum in den privaten TV-Sendern RTL und SAT.1 Versagen vor. Die Kontrahenten hatten sich einen heftigen Schlagabtausch auch zu den Themen Arbeitsmarktpolitik, Hochwasserhilfe und Haltung zu einem möglichen Angriff auf den Irak geliefert. Ulricht Wickert sprach mit Jörg Schönenborn über die Auswirkungen des Fernsehduells auf das Wählerverhalten. Tim Herden berichtet: Das Gelände des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin. Das Schröder-Stoiber-Duell weckt es aus dem Dornröschenschlaf. Journalisten, Prominente und Politiker verfolgten vor Ort den ersten Schlagabtausch der beiden Wettbewerber um das Kanzleramt. Allerdings der Regisseur dieser Fersehpremiere sah es gelassen. Volker Weiker, Regisseur, Kandidaten-Duell: „Da unheimlich viel Kaffeesatzleserei betrieben wird, was die Wirkung der Duelle der beiden Sendungen angeht und niemand nichts genaues weiß, geht natürlich jeder auf Nummer sicher, vielleicht sicherer, als man das normalerweise machen würde.“ Zunächst, bei der Ankunft gaben sich Stoiber und Schröder auch recht locker und gingen auch das Duell recht ruhig an. Doch schon bei der Bewältigung der Flutfolgen bekamen sich Kanzler und Herausforderer über die Verschiebung der Steuerreform in die Haare. Gerhard Schröder, Bundeskanzler, SPD: „Erstens: Nimmt es auf die Bereitschaft im Volk wirklich zur Überwindung der Flutkatastrophe-Schäden zusammen zu stehen, alle Kraft zusammen zu nehmen, um diese Aufgabe hin zu bekommen und deswegen sind die Menschen bereit zu sagen: es ist richtig, wir verzichten auf die Entlastung für ein Jahr und finanzieren damit die Beseitigung der Flutschäden.“ Edmund Stoiber, CDU/CSU-Kanzlerkandidat: „Wir halten den Weg für falsch. Im Ziel sind wir uns einig, aber wir sagen auch, wer einen anderen Weg haben will und wir haben ja noch Zeit bis zum ersten ersten des nächsten Jahres, wer einen anderen Weg haben will, wer nicht Steuererhöhungen haben will, wer nicht die Konjunktur abwürgen will, der muss die Union wählen, denn dann gehen wir den Weg über den Bundesbank-Gewinn.“ Thema Arbeitsmarkt: Stoiber will die Arbeitslosigkeit vor allem über Steuerentlastungen abbauen. Edmund Stoiber, CDU/CSU-Kanzlerkandidat: „Ohne eine Steuerentlastung gerade für den Mittelstand werden sie unser Problem der Arbeitslosigkeit nicht lösen.“ Schröder zog die soziale Ausgewogenheit dieses Weges in Zweifel. Gerhard Schröder, Bundeskanzler, SPD: „Sie wollen den Spitzensteuersatz auf unter 40 Prozent senken, ihre steuerpolitischen Vorschläge kosten den Staat 70 Milliarden. Völlig ohne jegliche Vernunft und überhaupt in keiner Weise finanzierbar. Wenn sie das wirklich realisierten, würden sie wirklich den Staat auf allen Ebenen wirkungslos machen. Und ich sag‘ ihnen, nur ganz, ganz wohlhabende Leute können sich einen wirkungslosen Staat erlauben.“ In der Außenpolitik vertraten Schröder und Stoiber unterschiedliche Auffassungen zu einem Bundeswehreinsatz im Irak. Gerhard Schröder, Bundeskanzler, SPD: „Angesichts dessen ist eine militärische Intervention im Irak falsch und deswegen ist sie auch unter meiner Führung mit Hilfe Deutschlands nicht zu machen.“ Edmund Stoiber, CDU/CSU-Kanzlerkandidat: „Wenn man hier, Herr Bundeskanzler, jetzt ohne Not irgendwelche theoretischen Optionen ausschließt, dann nimmt man den Druck von Saddam Hussein hier der UNO nach zu geben.“ Nach dem Schlagabtausch, das erste Votum der Berater. Laurenz Meyer, CDU Generalsekretär: „ Herr Stoiber war sympathisch und ist vor allen Dingen auch locker aufgetreten. Keinesfalls so wie man ihn vorher beschrieben hat.“ Matthias Machnig, SPD Geschäftsführer: „ Also mir sind vor allen Dingen Inhalte wichtig. Und in Inhalten glaube ich, gab’s `nen klaren Vorteil von Gerhard Schröder.“ Doch brauchen wir in Deutschland wirklich das TV-Duell der Kanzlerkandidaten? Hark Bohm, Regisseur: „Ich hoffe, dass das ein Teil einer künftigen deutschen Demokratie und eines künftigen deutschen Wahlkampfes bleiben wird. " Nach dem Duell ist vor dem Duell. In 14 Tagen gibt es die Fortsetzung, dann bei ARD und ZDF. Ulricht Wickert sprach mit Jörg Schönenborn über die Auswirkungen des Fernsehduells auf das Wählerverhalten.

Sendungsbild der tagesthemen
tagesthemen, 23:24 Uhr, tagesthemen, 25.08.2002 23:24 Uhr