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Stand: 13.04.2008 07:51 Uhr

Mit harschen Worten hat Bundeskanzler Schröder auf Äußerungen der Grünen-Vorsitzenden Angelika Beer reagiert. Er finde es "zum Kotzen", dass sich manche bei den Grünen als Regierungs- und Oppositionspartei verstünden. Fraktionschef Franz Müntefering sagte, der Kanzler hätte damit etwas zum Ausdruck gebracht, was viele in der SPD so empfunden hätten. Beer hatte eine militärische Beteiligung Deutschlands im Irak nicht ausgeschlossen, wenn es dafür ein UN-Mandat gebe. Der Kanzler hatte sich immer vehement dagegen ausgesprochen. Christian Nitsche berichtet: Kamille, Minzöl, Zäpfchen, Baldrian – beliebte Mittel gegen Übelkeit. Doch manchmal hilft auch das nichts, manchmal muss es einfach raus. Der Kanzler findet die Grünen zum Kotzen. Und das ließ er gestern auch seine Fraktion wissen: Hans Büttner, SPD-Fraktion: "Er hat gesagt, er fände es zum Kotzen, dass einige meinen, sie müssen da Regierung und Opposition gleichzeitig machen." Die Grünen zum Kotzen? Zuvor hatte Parteichefin Angelika Beer in einem Zeitungsinterview Schröders Irak-Politik durchkreuzt und die Entsendung deutscher Soldaten nach Bagdad in Erwägung gezogen. Ein klarer Affront, von dem Beer heute nichts mehr wissen wollte, nachdem Schröders üble Laune über die Ticker lief: Angelika Beer, B.90/Grüne-Vorsitzende: "Es gibt keinen Dissenz in der Irak-Politik. Das ist die Kern-Aussage, die steht, und das ist auch das Wichtige." Also doch keine deutschen Soldaten in den Irak, die Grünen sind geläutert, aber zum Kotzen findet man die eigene Parteichefin noch lange nicht. Schröders abfällige Bemerkung käme dem Außenminister angeblich nie über die Lippen. Joschka Fischer, Bundesaußenminister: "Ich habe seit Beginn unserer Zusammenarbeit ein Prinzip, dass ich eisern durchhalte, und Sie werden gleich sehen, von welcher Weisheit dieses Prinzip ist: Dass ich erstens niemals öffentlich Kabinettskollegen kommentiere und schon gar nicht den Bundeskanzler." Übelkeit, Erbrechen - Hat Rotgrün eine späte Sommergrippe erfasst oder ist dies schon der Weg zur Gesundung? Für "das mit dem Kotzen" (Benneter) gab es in der SPD-Fraktion jedenfalls Applaus: Franz Müntefering, SPD-Fraktionsvorsitzender: "Er hat für die Stelle auch deutliche Zustimmung bekommen in der Fraktion." Gernot Erler, SPD-Fraktion: "Das drückt übrigens auch das Gefühl von vielen von uns aus. Wir sind auch nicht glücklich über solche Erscheinungen." Im Unterschied zu seinen Genossen wollte Schröder heute das K-Wort nicht mehr aussprechen. Auch wegen der mangelnden Disziplin in der SPD hatte es Schröder den Magen umgedreht. Gerhard Schröder, Bundeskanzler: "Da darf aus der eigenen Fraktion nicht gleich jeder seine Sprüche klopfen, aber das darf auch bei den Grünen nicht passieren. Also ein Maß an Geschlossenheit und Disziplin ist nötig, denn wir haben einen verdammt schweren Weg vor uns in den nächsten drei, vier Monaten." Den Kanzler das K-Wort nochmals entlocken, das wollten auch die Kinder. Doch auch dies war Schröder plötzlich unwohl. Kind: "Sie haben doch wortwörtlich gesagt, Sie kotzen auf die Grünen – wie meinen Sie das?" Gerhard Schröder, Bundeskanzler: "Also, so etwas würde ich nie sagen. Da kannst Du Dich drauf verlassen." Vielleicht hat Schröder doch ein Mittel gegen Übelkeit eingenommen und einfach zu viel erwischt. Eine Überdosis Baldrian-Tinktur kann schon mal zu Erinnerungslücken führen.

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tagesthemen, 22:30 Uhr, tagesthemen, 03.09.2003 22:30 Uhr