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Abschied von Johannes Rau

Stand: 07.02.2006 00:00 Uhr

Mit einem bewegenden Staatsakt haben Angehörige, Freunde und Politiker Abschied von Altbundespräsident Johannes Rau genommen. Sein Nachfolger Horst Köhler würdigte ihn im Berliner Dom vor rund 1500 Trauergästen als Menschenfreund und vertrauenstiftenden Politiker. Nach dem Zeremoniell wurde Rau auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt. Seine Angehörigen entschieden sich für ein Begräbnis im engsten Familienkreis. Bettina Scharkus berichtet: Johannes Rau wie ihn all jene sahen, die ihm nahe kamen. So nahe wie sein Fotograf, seit mehr als 20 Jahren begleitete er ihn, heute ein letztes Mal. Christian Irrgang, Fotograf: "Das ist natürlich schon auch ein persönliches Anliegen gewesen, dass ich dabei sein kann, sozusagen ihn auf seinem letzten Weg noch mal begleite oder ihm Lebewohl sage." Persönlich Lebewohl sagen wollen im Berliner Dom Freunde, politische Weggefährten und Repräsentanten aus dem In- und Ausland. Fotograf Irrgang bleibt draußen am Domportal. Von hier aus wird er Johannes Rau zum letzten Mal mit der Kamera begleiten. Trauergottesdienst für den Staatsmann, der immer versöhnen wollte und nicht spalten. In der ersten Reihe nehmen Christina Rau und die drei Kinder Abschied von Ehemann und Vater. Als bekennenden Christen würdigt Bischof Huber den Verstorbenen Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender Evangelische Kirche in Deutschland: "Genau hinschauend und den Menschen zugewandt, traf er den Ton, der die Menschen erreichte und bewegte ihr Schicksal." Der Wuppertaler Rau war ein Freund der Menschen, das macht die bewegende Trauerfeier deutlich. Horst Köhler, Bundespräsident: "Unermüdlich reiste er durchs Land, unermüdlich warb er für Gemeinsamkeit und mit seinem exzellenten Gedächtnis behielt er fast jede Begegnung, fast jedes Gespräch genau in Erinnerung." Politik war nie ein Geschäft, es war Lebensaufgabe. Wohl kaum ein anderes Staatsoberhaupt ging so auf die Menschen zu wie der Sohn eines Predigers, deshalb nannten ihn viele Bruder Johannes. Christian Irrgang: "Er hat ja eigentlich nie gewartet, bis jemand an ihn herantritt, sondern er war der, der immer den ersten Schritt gemacht hat. So habe ich ihn ja auch kennen gelernt, als ich noch 18 war und kurz nach dem Abitur in diesem Hotel gejobt habe. Er ist immer auf die Leute zugegangen, er hat immer wissen wollen, was die Leute denken." Schmerzhafter Abschied, besonders für den 80-jährigen Hans-Jochen Vogel. Einen langen Weg gingen sie gemeinsam auf der politischen Bühne und dem Leben. Hans-Jochen Vogel, ehemaliger SPD-Vorsitzender: "Es bleibt auch die Erinnerung an einen Menschen, der in jeder Hinsicht den heute weit verbreiteten Klischees über des Tun und Lassen von Politikern widersprach, bei dem Reden und Tun übereinstimmten und der deshalb den lebenden und den kommenden Generationen ein Vorbild sein kann." Acht Soldaten tragen den Eichensarg aus dem Dom, Christian Irrgang drückt ein letztes Mal auf den Auslöser - das Ende einer Biografie. Vor der Kirche verabschiedet die Bundeswehr den Verstorbenen mit militärischen Ehren. Bei strömendem Regen verfolgt die Trauergemeinde still die Zeremonie. Christian Irrgang: "Ich hatte ganz kurzen Blickkontakt mit Christina Rau und das war, doch, das war bewegend." Christina Rau beerdigt ihren Mann im Kreise der Familie, doch nach der Beisetzung dürfen auch die einfachen Berliner zum Grab. Jetzt kann das Volk Abschied nehmen von Bruder Johannes.

Sendungsbild der tagesthemen
tagesthemen, 22:15 Uhr, tagesthemen, 07.02.2006 22:15 Uhr