Der Islam und die westliche Welt Kampf der Kulturen - Karikaturen und Zitate

Stand: 21.12.2010 21:27 Uhr

Der Karikaturen-Streit, die Papst-Äußerungen zu Mohammed, die Absetzung der Mozart-Oper "Idomeneo" in Berlin - 2006 war geprägt von teils heftigen Auseinandersetzungen mit dem Islam. Doch es gab auch versöhnliche Töne: Die Islamkonferenz in Berlin und das Gebet des Papstes in der Blauen Moschee von Istanbul.

Von Thomas Stephan, SWR

Dänische Fahnen brennen. Gewalttätige Proteste entzünden sich vor dänischen Botschaften. Radikale Islamisten nutzen die Gunst der Stunde, heizen in islamischen Ländern die anti-westliche Stimmung an. 140 Menschen kommen dabei ums Leben.

Auslöser war die dänische "Jyllands Posten". Das Blatt druckte zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed – schwere Lektüre für Muslime. Alles nur eine gezielte Provokation? Vor allem aber wird über die Frage diskutiert, was mehr zählt: Rücksicht auf religiöse Gefühle oder Meinungsfreiheit? Am Ende versuchen Dänemarks Regierung und dänische Muslime gemeinsam die weltweiten Wogen zu glätten. "Dänemark ist eine offene und tolerante Gesellschaft, in der jeder respektiert wird", sagt Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen. Auch "Jyllands-Posten" entschuldigt sich. Pessimisten sagen: der Karikaturenstreit war typisch für das, was unsere Zeit prägt – der Kampf der Kulturen. Aber ist das wirklich so?

Ortswechsel. Mannheim. Neben der katholischen Liebfrauen-Kirche steht Deutschlands größte Moschee. Eine Schulklasse ist zu Besuch dort. Es geht darum, das Unbekannte kennenzulernen. Die Gemeinde der Mannheimer Sultan-Selin-Moschee hat sich auf den Weg gemacht, Vorurteile abzubauen. Diskussionen - auch um die Rolle des Islams in unserer Gesellschaft. Aber Gewalt sei dabei kein Argument. "Man sollte nicht alles hinnehmen", sagt der Imam der Moschee, Zekeriya Kocak. "Aber alle Reaktionen haben ihre Grenzen. Und Töten oder gar Kriegführen sind absolut nicht erlaubt."

Zum Abschluss beten die Schüler das Vaterunser, gemeinsam mit einem Muslim. Auch das ist die Gegenwart – obwohl 2006 vor allem als das Jahr der Auseinandersetzung wahrgenommen wird.

"Zeig mir, was Mohammed Neues gebracht hat"

Glaube und Gewalt sind unvereinbar, das findet auch Papst Benedikt XVI. Bei seinem Deutschlandbesuch spricht der Papst in Regensburg darüber, dass Glaube Gewalt ausschließt. Benedikt XVI. zitiert dabei einen byzantinischen Kaiser. "Er sagt, ich zitiere: 'Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat. Und da wirst Du', so sagt er, 'nur Schlechtes, Inhumanes finden, wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.'"

Das Zitat – neues Wasser auf die Mühlen islamistischer Radikaler. Papst-Puppen brennen. Benedikt XVI. soll sich entschuldigen. Der Vatikan relativiert, das kann kaum helfen. Erst der Besuch des Papstes in der Türkei, sein Gebet in der Blauen Moschee, gen Mekka gewandt, beruhigt die Gemüter.

Idomeneo-Absetzung - Kniefall der Kunst vor Islamisten?

Aufregung verursachte aber auch die Entscheidung der Berliner Intendantin Kirsten Harms, die Mozart-Oper "Idomeneo" abzusetzen. Der Innensenator hatte gewarnt, die Inszenierung könne die Sicherheit des Theaters gefährden. Im Stück wird unter anderen Jesus, aber auch Mohammed, enthauptet. Die meisten sehen in der Absetzung einen Kniefall der Kunst vor Islamisten. Auch die Teilnehmer der Islamkonferenz, zu der Innenminister Schäuble gerufen hat. Die Politik in Deutschland geht auf die Muslime zu – eine bessere Integration ist das Ziel.

Ein langer Weg wird das werden, und kein einfacher, das wissen auch die Mannheimer Muslime. Kein Kampf der Kulturen, stattdessen ein Weg, an dem man nicht vorbei kommt.