Jahresrückblick 2002 Das Jahr der Tabubrüche

Stand: 18.01.2006 07:59 Uhr

Bundesratspräsident Wowereit wertet die Stimmen Brandenburgs in der Abstimmung über das Zuwanderungsgesetz als eindeutig. Dies führt vor das Verfassungsgericht. Eine Rüge erteilt der Bundespräsident dem damaligen Ministerpräsidenten Stolpe und dessen Koalitionspartner Schönbohm. - Ungerügt bleibt das Verhalten Möllemanns, obwohl er der politischen Kultur dieses Landes geplant schweren Schaden zugefügt hat.

Das politische Stehaufmännchen der FDP, Jürgen Möllemann, erlebt seine schlimmste Bruchlandung. Vieles hatte ihm seine Partei durchgehen lassen, dass er den syrischenstämmigen Landtagsabgeordneten Jamal Karsli, der vor allem durch anti-israelische Äußerungen aufgefallen war, in die nordrhein-westfälische FDP aufnehmen wollte - auch, dass er Michel Friedman vom Zenrtalrat der Juden vorwarf, er schaffe mit seiner intoleranten und gehässigen Art den Antisemiten Zulauf.

Möllemann redet und redet und die Spaßpartei johlt mit. Doch dann kurz vor der Wahl überspannt Möllemann den Bogen. Ohne Absprache mit der FDP-Führung läßt er Flyer verteilen, in denen er erneut die Politik der israelischen Regierung und Michel Friedman kritisiert.

Erst jetzt geht die Partei auf Distanz: Zunächst wegen des Inhalts des Flyers, dann auch wegen der dubiosen Finanzierung des Flugblatts. Möllemann soll aus der Partei ausgeschlossen werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn.

Attentat in den Niederlanden

Kurz vor den Parlamentswahlen in den Niederlanden wird der schillernde Rechtspolitiker Pim Fortuyn Opfer erschossen. Der Attentäter gibt später zu Protokoll, er habe in Fortuyn "eine immer größer werdende Gefahr für die verwundbaren Gruppen der Gesellschaft gesehen".

Tabubruch?

Der Schriftsteller Martin Walser schreibt einen Roman, in dem ein jüdischer Literatur-Kritiker ermordet wird - unverkennbar, wen Walser da ins Visier nimmt: Marcel Reich-Ranicki.

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