Jahresrückblick 1968 Säbelrasseln gegen Freiheitsbestrebungen

Stand: 10.12.2010 14:06 Uhr

Durch die Ereignisse in Prag und das Aufbegehren der jungen Generation in allen Teilen Europas bestärkt, entwickeln sich auch in den Staaten des Ostblocks Freiheitsbestrebungen. Die Sowjetunion sieht sich gezwungen, ihre Macht zu demonstrieren und den Bewegungen entgegenzuwirken.

In Polen ist die Situation schwierig. Zwar gelingt es der polnischen Regierung, die aufberechenden Studentenunruhen mit Hilfe der Polizei niederzuschlagen, doch innerhalb der Regierung kommt es zu Streitigkeiten. Der Innenminister und seine Partisanen sehen ihre nationalistischen und antizionistischen Bestrebungen bestätigt und kündigen einen antisowjetischen Kurs an.

In Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, findet derweil das Jugendfestival statt. Doch auch dort brechen Unruhen aus. Die Demonstranten unterstützen die Demokratisierungstendenzen im Ostblock. Deutsche und tschechische Studenten ziehen gegen das rote Establishment. Die bulgarische Polizei wird der Situation nur mit Härte und Gewalt Herr.

Ein Besuch des französischen Staatspräsidenten de Gaulle in Rumänien soll Unterstützung für Ceaucescus Politik demonstrieren. In einer Rede fordert Ceaucescu den Abzug aller fremden Truppen aus Europa, auch der Roten Armee. Die Sowjetunion reagiert prompt. An der russischen Grenze werden die größten Manöver seit Kriegsende veranstaltet.

Fast die gesamte Führungsspitze des Kreml reist in die Tschechoslowakei, um die Regierung umzustimmen und die Tschechen zurück in die sozialistische Staatengemeinschaft zu holen.

Später treffen in Bratislava Regierungsvertreter sämtlicher Ostblock-Staaten ein. Es sieht so aus, als würde Dubceks Politik zähneknirschend akzeptiert. Die friedliche Stimmung hält nicht lange an.

Bei dem gemeinsamen Einmarsch der Ostblock-Truppen in Prag treffen die Panzer auf einen Ring tschechischer Untergrundorganisationen, die gemeinsam mit der zivilen Bevölkerung zu einem unvorhersehbaren Widerstand bereit ist. Letztendlich müssen sich die Menschen der Gewalt beugen, und doch ist dem Kommunismus großer Schaden zugefügt worden und der Preis für die sowjetische Vormacht ist hoch.

Die Sowjetunion beginnt Manöver im Mittelmeer. Die Präsentation der militärischen Macht scheint nun in alle Richtungen wichtig zu werden, um der Welt zu zeigen, dass die Sowjetuion ein Partner ist, mit dem man rechnen muss. Der russische Einfluss im Nahen Osten ist ebenfalls Teil der Bemühungen um neue und bestehende Partnerschaften. Trotzdem zeigt sich, dass der Einfluss der beiden großen Weltmächte im Nahen Osten durchaus mäßigend auf die verfeindeten Völker wirken kann.