Hintergrund

Hintergrund Wie deutsche Islamisten für Anschläge trainieren

Stand: 17.11.2010 16:40 Uhr

Beim Kampf gegen den Terror geraten sie stets ins Visier der Behörden: Deutsche Islamisten, die in sogenannten Terrorcamps an der pakistanisch-afghanischen Grenze ausgebildet wurden. Etwa 200 mutmaßliche Terroristen aus der Bundesrepublik sollen dort gewesen sein - oder noch auf das Training warten.

Hunderte Islamisten aus westlichen Ländern sind in den vergangenen Jahren zu einer militärischen Ausbildung in ausländische Terror-Camps gereist. Ihr Ziel sind vor allem die weitgehend von den Taliban und dem Terror-Netzwerk Al Kaida kontrollierten pakistanischen Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan.

Sie fahren aber auch in den Maghreb, ans Horn von Afrika und in den Jemen. Nur in Einzelfällen wissen die Behörden, wo diese Menschen anschließend geblieben sind. Nach Informationen deutscher Sicherheitsbehörden sollen seit Anfang der 1990er-Jahre etwa 200 Islamisten aus der Bundesrepublik eine solche paramilitärische Ausbildung erhalten haben oder noch darauf warten.

2009 mehr Reisen in Terrorcamps

Bei 65 dieser zum Islam Konvertierten, Deutschen mit Migrationshintergrund oder in der Bundesrepublik lebenden Ausländer, haben die deutschen Behörden konkrete Hinweise, dass sie ein Terrortraining absolviert haben. Im vergangenen Jahr beobachtete der Verfassungsschutz eine Zunahme derartiger Reisen. Etwa zehn vom Verfassungsschutz als gewaltbereit eingestufte Männer waren im Frühjahr 2009 auf verschiedenen Wegen in Hamburg aufgebrochen. Ihr Ziel: Das pakistanisch-afghanische Grenzgebiet.

Gegen acht Mitglieder dieser Zelle ermittelt inzwischen die Bundesanwaltschaft. Für einen gebürtigen Afghanen mit deutschem Pass endete die Reise am 11. März 2009 schon auf dem Frankfurter Flughafen. Bundespolizisten holten den seit längerem beobachteten Mann aus dem Flugzeug. Zwei zum Islam konvertierte Deutsche wurden im pakistanischen Karatschi festgenommen.

Drohvideo eines Hamburger Islamisten

Ein weiterer Islamist aus Hamburg, der gebürtige Iraner Shahab D., tauchte am 3. Oktober 2009 als "Abu Askar" in einem Drohvideo der Terrorgruppe "Islamische Bewegung Usbekistan" auf. Im Juni 2010 wurde in Pakistans Krisenregion Wasiristan zudem der Deutsch-Syrer Rami M. gefasst. Nach Angaben des pakistanischen Geheimdienstes hatte er bereits das Al-Kaida-Training absolviert und anschließend an Angriffen auf die internationalen Truppen in Afghanistan teilgenommen. Ein weiterer unter Terrorverdacht stehender Deutscher wurde vor mehreren Wochen gefasst. Der Mann wird seit Monaten von US-Sicherheitskräften in der amerikanischen Basis Bagram bei Kabul festgehalten.

Quelle: dpa