Hagel und Starkregen

Nordrhein-Westfalen Unwetter zieht über NRW hinweg - Kreis Ahrweiler stark betroffen

Stand: 02.05.2024 22:46 Uhr

Starkregen, teils heftige Gewitter mit dicken Hagelkörnern: Ein heftiges Unwetter zieht seit dem Nachmittag über weite Teile von NRW. Im benachbarten Kreis Ahrweiler wurde zeitweise Katastrophenalarm ausgerufen.

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, Hagelschäden und hochgedrückte Gullideckel - in vielen Teilen von NRW hat das Unwetter, das am Nachmittag über das Land hereinbrach, hunderte Feuerwehreinsätze ausgelöst. Insgesamt sprechen die Einsatzkräfte von einem normalen, aber ausgeprägt großen Sommergewitter. Und das fiel örtlich kräftig aus.

Grafische Darstellung der amtlichen Unwetterwarnung, Stand: 22 Uhr

Amtliche Unwetterwarnung für NRW

Unwetter in NRW: Hagel und Starkregen | sv

Heftige Regenfälle gab es in Wuppertal, Düsseldorf, der Städteregion Aachen und dem Kreis Euskirchen. Aber noch bis zum späten Abend kann es im Südwesten und der Mitte des Landes zu weiteren Unwettern und heftigem Starkregen mit 25 bis 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde kommen. Vereinzelt ist auch extrem heftiger Starkregen mit 40 bis 60 l/m² in einer Stunde möglich.

Stark betroffen ist der Kreis Ahrweiler. Hier hatten sich wegen des heftigen Regens Gullideckel aus der Verankerung gehoben. Teilweise waren Straßen nicht mehr passierbar. Als Reaktion wurde am Abend zeitweise der Katastrophenalarm ausgerufen. Konkret bedeutet das, dass der Kreis offiziell die Einsatzleitung über die verfügbaren Kräfte übernimmt und hier nicht mehr die einzelnen Wehren und Polizeistellen entscheiden. Mittlerweile ist die höchste Warnstufe wieder heruntergestuft worden, wie Landrätin Cornelia Weigand dem WDR mitteilte.

Unwetter in NRW und im Ahrtal | wdr aktuell

Örtlich zum Teil heftiger Regenfall

Im Kreis Euskirchen galt bis 16.30 Uhr die höchste Warnstufe. Es kam zu Gewittern und extrem heftigem Starkregen. Die Feuerwehr musste zu Dutzenden Einsätzen ausrücken, allerdings waren es nach Angaben eines Feuerwehrsprechers "Einsätze der eher harmlosen Art". Im ganzen Land gibt es vereinzelt überflutete Keller oder Unterführungen. Auch im Hohen Venn in der Eifel wurden weit mehr als 30 l/m² Regen pro Stunde gemessen. Ähnlich in Remscheid: Auch dort kam lokal weit mehr als 30 l/m² Regen innerhalb einer Stunde vom Himmel.

Auch für das Ruhrgebiet wurde ein starkes Unwetter vorhergesagt: Die Gewitterzellen sind aber westlich abgezogen. Insgesamt gab es seit 14.40 Uhr im Land 324 Blitzeinschläge am Boden und etwa 3.966 zwischen Wolken.

Gewitter zurzeit vor allem westlich

Zurzeit befinden sich viele Gewitter-und Regenzellen im westlichen Teil von NRW, sagt die WDR-Wetterredaktion. Zwischen Kleve und Euskirchen hat sich eine regelrechte Gewitterfront gebildet. Das Unwetter konzentriert sich im Moment vor allem dort. Zurzeit sieht es aber danach aus, dass sie weiter westlich in die Niederlande abziehen.

Hagel in Köln

Ein 2 Zentimeter großes Hagelkorn in der Hand eines Kindes in Köln vom Donnerstag, 2. Mai 2024

Gefahr vor Überflutungen im Kreis Euskirchen

Die Gemeinde Dahlem in der Nordeifel im Kreis Euskirchen hat im gesamten Gemeindegebiet vor den Folgen des Unwetters gewarnt. Es bestehe Gefahr der Überflutung wegen der heftigen Regenfälle. Bis zu 86 l/ m² kamen heute schon vom Himmel. Das ist etwa doppelt soviel wie sonst im gesamten Mai regnet.

Die Feuerwehr meldet zahlreiche Einsätze wegen des Unwetters. Die meisten Einsätze finden statt, um vollgelaufene Keller auszupumpen. Hier hat das Technische Hilfswerk zum Füllen von Sandsäcken aufgerufen. Das gilt auch für die Nachbargemeinde Blankenheim. Bisher ist offenbar noch niemand verletzt worden. Auch das rote Kreuz ist im Einsatz, um die Einsatzkräfte zu versorgen. Trotz aller Maßnahmen betont die Leitstelle in Dahlem, dass es nicht so dramatisch ist wie 2021.

Prognose gibt Hoffnung

Laut aktuellen Wettermodellen scheint die stärkste Unwetterfront mittlerweile abgezogen zu sein. Nach 20.00 Uhr zog zwar eine weitere Gewitterfront aus Rheinlandpflaz über Nordrhein-Westfallen. Bisher scheint diese aber weitaus schwächer zu sein als die erste.

Zwar bedeute das keine vollständige Entwarnung, so Meteorologe Jürgen Vogt aus der WDR-Wetterredaktion. Aber das Unwetterpotenzial ist zum jetzigen Stand deutlich niedriger.

Der deutsche Wetterdienst warnt weiterhin vor Sturmböen von bis zu 85 Stundenkilometern, heftigem Regen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter und Gefahr durch Blitzeinschläge. Im Laufe der Nacht auf Freitag schwächt sich das Unwetter dann allmählich ab.

Achtung: Aquaplaning, Seitenwind, Blitzschlag

Wegen des Regens heißt es dann auch: Vorsichtig sein im Straßenverkehr. Es werde es örtlich zu Gefahren durch Aquaplaning und Seitenwind kommen, warnt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. Auch sei zu befürchten, dass lokal Unterführungen und Keller unter Wasser gesetzt werden. Vogt warnt außerdem vor den üblichen Gefahren durch Blitzschlag - bei Gewitter sollte man den Aufenthalt im Freien deshalb möglichst vermeiden.

Die Temperaturen erreichen am Freitag nur noch bis 17 Grad

Der Freitag startet stark bewölkt und gebietsweise auch mit Regen. Nach dem Abzug der Gewitter am frühen Freitagmorgen liegen wir dann laut Vogt bei eher regnerischem Wetter und erheblich kühlerer Luft bei nur noch 10 bis 17 Grad. Zum Nachmittag soll es dann von Südwesten auflockern und kaum noch Regen geben. Auch die Sonne kommt dann hier und da raus.

  • Am Samstag erst zeitweiliger Sonnenschein, im Tagesverlauf aber in einigen Gebieten Regen oder Schauer möglich bei Höchstwerten von 15 bis 20 Grad.
  • Am Sonntag unbeständiges Wetter: Neben vielen Wolken mit Schauern und einzelnen Gewittern zwischendurch auch Sonne bei 16 bis 21 Grad.
  • Am Montag weiterhin wechselhaft mit Sonne, Wolken und regionalen Schauern sowie örtlichen Gewittern. Maximal 16 bis 21 Grad.

Temperatur hoch, Temperatur runter - ist das normal?

Vorige Woche noch Frost und einstellig - gestern bis zu 28 Grad - Freitag wieder 10 Grad. Kalt, warm, kalt innerhalb so kurzer Zeit. Ist das noch normal? "Ja", sagt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. Die Monate April und Mai seien die klassischen Übergangsmonate zwischen Winter- und Sommerwetter. "Kommt die Luft aus Norden, wird es kalt. Kommt sie aus Süden, erleben wir in NRW Wärmewellen."

Vogt erinnert an den 13. April, da hatten wir das auch - "mit sommerlichen über 25 Grad - und nachts bis zu minus 6 Grad Mitte dieser Woche".

Auch Anfang Mai könne die Temperaturspanne noch sehr groß sein. "Wir hatten schon heiße Tage mit zu 32 Grad - etwa in Köln, Duisburg, Düsseldorf und Elsdorf Anfang Mai 1976 - und wir hatten schon frostige Tiefstwerte, zum Beispiel mit minus 9 Grad am Boden in Köln-Stammheim. Das war 1941", sagt Vogt.

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