Blick auf eine Skyline mit Hochhäusern unter/vor einem sehr grauen Himmel. Ein zackige Blitzlinie führt vom oberen Bildrand direkt auf ein Hochhaus.

Hessen Unwetter zieht über Hessen: Frankfurt stark betroffen, Hochwasser in Bad Homburg

Stand: 03.05.2024 11:25 Uhr

Heftige Unwetter sind über Teile von Hessen gezogen. In Frankfurt war die Feuerwehr mehr als 600 Mal im Einsatz. Eine Autobahn wurde gesperrt, Wasser in drei Krankenhäusern abgepumpt. In Idstein stand eine Polizeistation unter Wasser.

Starkregen, Hagel, Blitz und Donner: Am Donnerstagabend sind teils heftige Gewitter und Unwetter über das südliche Hessen hinweg gezogen. Besonders das Rhein-Main-Gebiet erwischte es schwer. In Frankfurt und Offenbach war die Feuerwehr im Dauereinsatz. Auch der Bahnverkehr war betroffen.

In Frankfurt liefen aufgrund starken Regens hauptsächlich Keller voll, dazu einige Wohnungen, wie ein Sprecher der Feuerwehr berichtete. Eine Zeit lang hagelte es so sehr, dass Sportplätze ganz weiß waren. In einer überschwemmten Unterführung blieben ein Transporter und ein Auto stecken.

Leitstelle ruft Ausnahmezustand aus

Nach Angaben der Feuerwehr in Frankfurt gingen am Donnerstagabend innerhalb kürzester Zeit so viele Notrufe ein, dass die Leitstelle den Ausnahmezustand ausrief. Im Verlauf des Abends und der Nacht sei die Zahl der unwetterbedingten Einsatzstellen auf 680 gestiegen, teilte die Feuerwehr am Freitag mit. Neben einer Vielzahl von Wasserschäden in Wohnungen und Kellern, überfluteten Straßen und umgestürzten Bäumen sei auch kritische Infrastruktur betroffen gewesen.

"Auch in Nieder-Eschbach und Heddernheim wurden aufgrund eines über die Ufer getretenen Bachs mehrere Personen in ihren Häusern eingeschlossen. Sie konnten allesamt unverletzt mittels Boot gerettet werden", hieß es in einer Mitteilung.

Ein Auto und ein Transporter sind in Mühlheim in einer überfluteten Unterführung stecken geblieben.

Ein Auto und ein Transporter sind in Mühlheim (Offenbach) in einer überfluteten Unterführung stecken geblieben.

Bach schwillt in Rekordzeit an

Die Feuerwehr im Bad Homburger Stadtteil Ober-Eschbach teilte mit, dass der namensgebende Bach innerhalb kurzer Zeit stark angeschwollen und über die Ufer getreten sei. Etliche Menschen seien in ihren Häusern vom Hochwasser eingeschlossen gewesen. Daten des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) belegen, dass der Pegel innerhalb gut einer Stunde um mehr als zwei Meter stieg.

In der Bad Homburger Innenstadt mussten mehrere Menschen gerettet werden, die in ihren Autos auf überschwemmten Straßen eingeschlossen waren. Die Feuerwehr berichtete von 260 Einsätzen bis in die Nacht.

Intensivstation vollgelaufen

An manchen Stellen knickten Bäume um und fielen Äste auf die Straßen. Im Bethanienkrankenhaus in Frankfurt-Bornheim musste die Intensivstation ausgepumpt werden. Dort war Wasser aus der Kanalisation eingedrungen.

"Wir konnten den Schaden aber relativ schnell eingrenzen und die Ausbreitung verhindern", sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Feuerwehr saugte das Wasser am frühen Abend mit Spezialgeräten ab. Die Patientenversorgung sei nicht in Gefahr gewesen, sagte Pflegedirektorin Michelle Berg: "Unsere Mitarbeitenden haben schnell und professionell reagiert."

Auch im Markuskrankenhaus in Frankfurt-Bockenheim lief Wasser ins Untergeschoss, wie die Feuerwehr meldete. Ebenfalls mit einem Wassereinbruch zu kämpfen hatten die Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg, dort lief unter anderem die Tiefgarage voll.

In Bad Schwalbach musste das Erdgeschoss eines Altenheims evakuiert werden. Die Bewohner wurden laut Feuerwehr in die oberen Etagen gebracht.

Polizeistation unter Wasser

In der nahegelegenen Gemeinde Hohenstein (Rheingau-Taunus) wurden 50 Schafe, Ziegen und Hühner in Sicherheit gebracht. Die Feuerwehr sprach in der Nacht von rund 125 Einsätzen mit knapp 400 Hilfskräften von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst.

In Idstein (Rheingau-Taunus) lief Wasser in die Polizeistation, in der Folge fiel dort am Abend der Notruf aus. Auch das Amtsgericht war davon betroffen. Die Tiefgarage der Polizeistation lief so schnell voll, dass sich das Tor nicht mehr öffnen ließ. Mehrere Einsatzwagen standen dort im Wasser. Der Keller der Limesschule in Idstein lief ebenfalls voll.

Auch Straßen wurden überflutet, etwa die A3 zwischen dem Offenbacher Kreuz und Seligenstadt. Hier entstand ein 15 Kilometer langer Stau. Laut Polizei krachte es am Abend wetterbedingt vier Mal auf der A3, zwei Menschen wurden dabei leicht verletzt.

Die A661 musste im Nordosten von Frankfurt in beide Richtungen wegen überschwemmter Fahrbahn gesperrt werden. Die Sperrung betraf den Bereich zwischen den Anschlussstellen Eckenheim und Friedberger Landstraße.

In Offenbach liefen zahlreiche Keller und Garagen voll. Auch mehrere Straßen wurden überflutet, wie die Feuerwehr mitteilte. Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze seien das Nordend und die Innenstadt gewesen. Über 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst sowie von THW, DRK und ASB waren demnach vor Ort.

Die Mainstraße stand am Abend zeitweise komplett unter Wasser. Die Polizei musste sie vorübergehend sperren.

Geröll auf der Fahrbahn

In Osthessen gab es die meisten unwetterbedingten Einsätze in den westlichen Stadtteilen von Fulda und in mehreren Gemeinden im Kreis Fulda. Dort liefen laut Polizei einige Keller voll. Bei Poppenhausen sowie nahe Hilders sammelten sich Wasser, Schlamm und Geröll auf der Fahrbahn.

In Lauterbach-Allmenrod (Vogelsberg) brannte - möglicherweise nach einem Blitzeinschlag, wie die Polizei berichtete - eine Scheune aus. Verletzt wurde niemand, der Sachschaden ist mit fast 300.000 Euro aber enorm.

Ein Feuerwehrmann fegt Schlamm von der Straße.

Schlamm auf der Straße in Fulda-Edelzell.

Bahnverkehr betroffen

Auch der Bahn- und Nahverkehr war vom Unwetter betroffen. Auf allen S-Bahn-Linien von und nach Frankfurt kam es am Abend zu Störungen, wie der Verkehrsverbund RMV mitteilte. Im Südbahnhof Frankfurt schlug zudem ein Blitz ein. Bei den Straßenbahnen kam es ebenfalls zu Ausfällen und Verspätungen.

Am Flughafen Frankfurt wurden während des Gewitters routinemäßig keine Maschinen be- oder entladen. Das diene dem Schutz des Personals, erklärte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. Viele Abflüge und Ankünfte am Abend verspäteten sich. Die hessische Luftaufsicht genehmigte daher Abweichungen vom Nachtflugverbot. Insgesamt erfolgten fünf Landungen und 25 Starts nach 23 Uhr.