Protest gegen Arbeitsbedingungen beim Essen-Lieferanten Lieferando am Mai-Feiertag in Frankfurt.

Hessen Tag der Arbeit: Lieferando-Mitarbeitende schließen sich Demo in Frankfurt an

Stand: 01.05.2024 23:33 Uhr

Fahrerinnen und Fahrer des Essen-Lieferdienstes Lieferando sind am Mai-Feiertag in Frankfurt in den Streik getreten. Sie protestierten für höhere Löhne. Hessenweit versammelten sich am Tag der Arbeit tausende Menschen auf Kundgebungen und forderten bessere Arbeitsbedingungen.

Lieferando-Fahrerinnen und -Fahrer legten am Mittwoch für mehrere Stunden die Arbeit nieder. Aufgerufen hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). In Frankfurt schlossen sich nach ersten Schätzungen etwa 50 Beschäftigte einer Demonstration in der Innenstadt an.

Ein Sprecher des Lieferdienstes erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, Konsumenten könnten weiter bestellen. Es werde mit keinen Einschränkungen gerechnet, weder für die Verbraucher noch für die Restaurant-Partner.

15 Euro Mindeststundenlohn gefordert

Die NGG fordert einen eigenen Tarifvertrag für die Lieferando-Beschäftigten. "Seit über einem Jahr stellt sich Lieferando taub. Gerade nach der hohen Inflation der letzten Jahre ist ein Tarifvertrag mehr als überfällig", teilte NGG-Referatsleiter Mark Baumeister mit.

Die NGG fordert einen Stundenlohn von mindestens 15 Euro sowie die Zahlung eines 13. Monatsgehalts. Sie will außerdem höhere Zuschläge für Abend-, Sonn- und Feiertagsschichten durchsetzen. Bereits vor gut einem Jahr waren Lieferando-Beschäftige in Frankfurt in den Streik getreten.

Der Arbeitgeber wiederum verweist darauf, dass die Arbeitsbedingungen bei Lieferando im Branchenvergleich überdurchschnittlich gut seien. Der Stundenlohn liege bei 14 Euro, alle Fahrerinnen und Fahrer seien direkt bei Lieferando angestellt. Es gebe Zuschläge für Arbeiten während der Stoßzeiten sowie weitere Boni und Pauschalen.

17.000 Menschen auf Mai-Kundgebungen

Mai-Kundgebung auf dem Römerberg in Frankfurt.

Mai-Kundgebung auf dem Römerberg in Frankfurt.

Hessenweit gingen am Tag der Arbeit rund 17.000 Menschen für mehr Lohn, mehr Freizeit und mehr Sicherheit auf die Straße, wie der Bezirk Hessen-Thüringen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Mittwoch mitteilte. Allein auf dem Frankfurter Römerberg kamen nach DGB-Angaben zur zentralen Kundgebung in Hessen rund 5.000 Menschen zusammen.

Unter den Teilnehmern waren Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und die Co-Bundesvorsitzende der Linkspartei, die Frankfurter Bundestagsabgeordnete Janine Wissler. Zu weiteren Kundgebungen in Hessen war unter anderem in Wiesbaden, Kassel, Gießen, Fulda und Darmstadt aufgerufen worden.

Der DGB-Bezirksvorsitzende Michael Rudolph sagte, die Tarifbindung sei die entscheidende Stellschraube für gute Einkommens- und Arbeitsbedingungen. Beschäftigte in Betrieben mit Tarifvertrag verdienten deutlich mehr und arbeiteten eine Stunde kürzer als Beschäftigte in nicht tarifgebundenen Betrieben. Die Gewerkschaften kämpfen dafür, dass wesentlich mehr Menschen Tariflöhne bekommen.

Pyrotechnik bei Kundgebung am Abend

Am Abend fand in Frankfurt noch eine Kundgebung auf der Hauptwache unter dem Motto: "1. Mai - Preise runter! Aufrüstung stoppen!" statt. Die Polizei stellte mehrere Verstöße fest. Einige Teilnehmer waren vermummt. Es wurde auch Pyrotechnik gezündet. Ein Polizist wurde durch einen Funkenflug leicht am Kopf verletzt. Es gab vier vorläufige Festnahmen.

DGB-Chefin: Rechtsextremisten stoppen

Auf der Hauptversammlung des DGB in Hannover verurteilte die Bundesvorsitzende Yasmin Fahimi die Tarifflucht von Arbeitgebern und betonte die Rolle der Gewerkschaften für die Demokratie. Sie rief dazu auf, Rechtsextremisten und -populisten zu stoppen.

"Gewerkschaften, das ist der solidarische Zusammenschluss der Beschäftigten, um eine selbstorganisierte Macht zu entfalten - unabhängig von Regierungen", sagte sie. (Mehr auf tagesschau.de.)