Ein Wartehäuschen am Bahnhof Brokstedt nach dem Messerangriff in einem Regionalzug.

Urteil nach tödlicher Messerattacke Brokstedt - Protokoll des Versagens

Stand: 14.05.2024 10:56 Uhr

Ibrahim A. kam nach Deutschland, um Schutz zu suchen - nun droht ihm eine Verurteilung wegen Mordes in Schleswig-Holstein. Wie konnte das passieren? NDR Story hat die Hintergründe der Messerattacke von Brokstedt rekonstruiert. Ein bedrückendes Protokoll über gescheiterte Integration, Behördenversagen und unermessliches Leid.

Von Sofia Tchernomordik, Benedikt Scheper und Ines Bellinger

Wie viel Kraft mag es Michael Kyrath gekostet haben, vor der Kamera über seine tote Tochter zu sprechen? Über jenen Augenblick, als er sie zum letzten Mal sah. "Das ist ein Punkt, den ich meinem ärgsten Feind nicht wünsche. Wenn man sein eigenes Kind vor sich im Sarg liegen sieht. Das letzte Mal seinem eigenen Kind über die Hand zu streicheln, und diese Hand ist eiskalt", sagt er. Und während er gegen die Tränen ankämpft, fährt Kyrath mit dem Daumen über die übrigen Finger seiner rechten Hand: "Dieses Gefühl habe ich heute noch in den Fingerspitzen."

Die jungen Todesopfer von Brokstedt: Ann-Marie und Danny

Ann-Marie Kyrath wird 17 Jahre alt. Die Schülerin aus Elmshorn stirbt am Nachmittag des 25. Januar 2023 im Regionalzug von Kiel nach Hamburg, als Ibrahim A. kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Brokstedt 26 Mal auf sie einsticht. Ihr Freund Danny, mit dem sie unterwegs ist, will sich schützend vor sie stellen. Den 19-Jährigen trifft ein Messerstich mitten ins Herz. Vier weitere Menschen verletzt der Angreifer schwer, bevor Fahrgäste ihn überwältigen und auf dem Bahnsteig in Brokstedt bewachen, bis Einsatz- und Rettungskräfte eintreffen. Eine Frau, die an diesem Tag schwer verletzt wird und bereits vorher an Depressionen litt, nimmt sich vier Monate später das Leben.

Ein Gedenkstein erinnert an die Opfer der Messerattacke in Brokstedt.

Ein Gedenkstein erinnert an Ann-Marie und Danny, die Todesopfer von Brokstedt.

Ibrahim A. wird aus Brokstedt in einem weißen Overall abgeführt, ein Schutz, um mögliche Spuren zu sichern. Vor allem aber wird es in den darauffolgenden Wochen und Monaten darum gehen: Woher kam er? Wo wollte er hin? Warum griff er Ann-Marie, Danny und die anderen Passagiere im Zug an? Fragen, die bis heute nicht erschöpfend beantwortet werden können. Denn die Geschichte des 34-jährigen Ibrahim A., gegen den morgen das Urteil im Mordprozess in Itzehoe verkündet werden soll, ist eine von gescheiterter Integration, von Behördenversagen und einer fatalen Aneinanderreihung missachteter Alarmsignale.

Die 45-minütige Dokumentation "NDR Story - Die Messerattacke von Brokstedt" sendet das NDR Fernsehen am Mittwochabend um 22.45 Uhr.

2014: Ibrahim A. kommt in Bad Münstereifel an

Geboren 1989 im Gazastreifen, kommt Ibrahim A. 2014 über die Türkei und Belgien nach Deutschland. Zunächst lebt er in einer Geflüchteten-Unterkunft in Bad Münstereifel bei Bonn. Laut Flüchtlingshelfern hatte der staatenlose Palästinenser vor, zu arbeiten und sich eine Wohnung zu suchen. Später sei er enttäuscht gewesen, dass es mit der erhofften Ausbildung nicht schnell genug ging. Er konsumiert Drogen, wird straffällig. In den ersten sechs Jahren nach seiner Ankunft in Deutschland ermitteln die Behörden in mehr als 20 Fällen gegen ihn, häufig wegen geringfügigen Diebstahls. Viele Verfahren werden eingestellt, aber nicht alle.

Im Prozess wegen der tödlichen Messerattacke von Brokstedt vor dem Landgericht Itzehoe wird der Angeklagte Ibrahim A. (M.) in Handschellen in den Gerichtssaal im China Logistic Center gebracht.

Ibrahim A. wird in den Gerichtssaal in Itzehoe geführt. Im Prozess muss er sich wegen zweifachen Mordes und vierfachen versuchten Mordes verantworten.

2016: Bewährungsstrafe nach Angriff auf Syrer

In Bad Münstereifel schlägt und verletzt er 2016 einen Syrer laut Gerichtsakte "mit einem spitzen Gegenstand" und wird zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Bonn versäumt es, diese Verurteilung an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg zu melden. Ibrahim A. bekommt kein Asyl in Deutschland, aber subsidiären Schutz, weil ihm im Falle einer Rückkehr in seine Heimat ernsthafter Schaden drohen könnte. Bei der Staatsanwaltschaft in Bonn wird der Fehler eingeräumt:

Die Mitteilung an das BAMF ist seinerzeit versehentlich unterblieben. Die Gründe für dieses Versäumnis im Einzelfall lassen sich heute nicht mehr nachvollziehen."
— Staatsanwaltschaft Bonn

Juli 2021: Neustart in Kiel

Ibrahim A. wird in der Folge immer auffälliger, doch eine psychologische Behandlung bleibt in den Anfängen stecken. Weil er weiter Drogen konsumiert, verliert er berufliche Praktika. Die Unterkunft in Bad Münstereifel muss er wegen Streitigkeiten verlassen. Offenbar auf Empfehlung eines Freundes zieht er weiter nach Schleswig-Holstein, ab Juli 2021 ist A. in Kiel gemeldet.

Als die Zuwanderungsbehörde eine Abfrage beim Bundeszentralregister veranlasst, werden seine Straftaten offenkundig. Daraufhin erkundigt sich die Kieler Behörde beim BAMF, ob Ibrahim A. der Schutzstatus entzogen werden kann. Das Bundesamt, das bereits fünf Jahre zuvor von der Staatsanwaltschaft Bonn hätte informiert werden müssen, will Ibrahim A. nun zu einer Anhörung vorladen. Die Briefe bleiben unbeantwortet. Er holt sie zwar ab, aber ob er sie liest, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

2022: Haftbefehl nach Messerangriff in Hamburg

Im Januar 2022 wird Ibrahim A. in Hamburg erneut straffällig. Vor einer Einrichtung für Wohnungslose schlägt und sticht er mit einem Klappmesser mehrfach auf einen Mann ein, durchtrennt dabei eine Sehne und eine Arterie. Zwei Tage später schlägt er einem Mann vor einer Drogenhilfe-Einrichtung mit dem Griff eines Messers auf den Hinterkopf. Ein Richter erlässt Haftbefehl, Ibrahim A. kommt in die Justizvollzugsanstalt (JVA) im Hamburger Stadtteil Billwerder. Dort wird er bis kurz vor der Messerattacke in Brokstedt bleiben.

Haftstrafe in Hamburg - BAMF erfährt nichts

Ibrahim A. wird nach den Straftaten in Hamburg in einem Prozess erneut verurteilt: zu einer Haftstrafe von einem Jahr und einer Woche. Weil sein Anwalt Berufung einlegt, wird das Urteil nicht rechtskräftig. Ibrahim A. gilt weiterhin als Untersuchungshäftling, nicht als Inhaftierter. Diese Unterscheidung spielt eine Rolle für die Umstände seiner Entlassung aus der Haft in der JVA im Januar 2023.

Das BAMF kennt weiterhin nicht den Aufenthaltsort von Ibrahim A. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hatte die erneute Verurteilung statt nach Nürnberg an die Ausländerbehörde in Kiel gemeldet. Auch die zuständige Sachbearbeiterin der Kieler Behörde leitet diese E-Mail nicht an das BAMF weiter.

JVA Billwerder: Ibrahim A. vergleicht sich mit Anis Amri

In der JVA Billwerder mehren sich die Anzeichen für eine psychische Störung bei Ibrahim A. Er bekommt als Heroin-Ersatz Methadon, ein synthetisches, stark schmerzstillendes Opioid. Ob er das Medikament überhaupt braucht, steht bis heute nicht fest. Vollzugsbeamte halten fest, dass er sich mit Anis Amri, dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, vergleiche, dass er behaupte, die Stimme des Teufels zu hören und stundenlang mit einem Löffel an Wände klopfe.

Jochen Brack, forensischer Psychiater und Gutachter von Ibrahim A., sagt, sein Klient habe gequält gewirkt:

Er schilderte akustische Halluzinationen und auch Lärmbelästigung, insbesondere auch des nächtens durch Mitgefangene, die es auf ihn abgesehen hätten, die ihm Probleme bereitet hätten und die ihm Angst machen würden, und forderte auch ein, dass etwas unternommen werden müsse."
— Psychiater Jochen Brack

Laut Akten stellt Ibrahim A. mehrere Anträge auf psychologische Hilfe und Unterstützung für die Zeit nach seiner Haftentlassung, unter anderem an die Fachstelle für Übergangsmanagement (FÜMA). Alle werden abgelehnt. Die Hamburger Sozialbehörde argumentiert: Sie sei nur zuständig für rechtskräftig Verurteilte, nicht für Untersuchungshäftlinge.

19. Januar 2023: Ibrahim A. kommt aus der U-Haft frei

Am 19. Januar 2023 hebt das Landgericht Hamburg den Haftbefehl gegen Ibrahim A. auf, weil er seine Strafe fast komplett abgesessen hat. Er ist ein freier Mann, psychisch auffällig und mit Drogenproblemen. Niemand kümmert sich um ihn. Die Justizbehörde in Hamburg beruft sich ebenfalls auf seinen Status als Untersuchungshäftling, der Entlassungszeitpunkt habe sich nicht planen lassen. Bevor Ibrahim A. die Haftanstalt verlässt, versucht sein Anwalt Björn Seelbach noch, ihn telefonisch zu erreichen, auf einem Flurtelefon, an dem niemand abnimmt.

Björn Seelbach, Anwalt des Angeklagten Ibrahim A., sitzt vor Beginn des Prozesses wegen der tödlichen Messerattacke von Brokstedt im Gerichtssaal im China Logistic Center Itzehoe.

Björn Seelbach, Verteidiger von Ibrahim A., sitzt nachdenklich in der Verhandlung vor dem Landgericht Itzehoe.

Und damit nahm eigentlich das viel größere Schicksal seinen Lauf, dass er sehr unvorbereitet von der JVA natürlich sofort entlassen werden musste."
— Björn Seelbach, Anwalt von Ibrahim A.

20. Januar 2023: Ann-Marie und Danny werden ein Paar

Ann-Marie Kyrath erlebt damals die vielleicht glücklichste Zeit ihres Lebens. Am 18. Januar feiert sie ihren 17. Geburtstag, am 20. Januar - einen Tag, nachdem Ibrahim A. in Hamburg aus der U-Haft freikommt - werden Danny und sie ein Paar. Täglich fahren die beiden gemeinsam mit dem Zug von Elmshorn nach Neumünster. Danny zur Ausbildung, Ann-Marie zur Schule. Bis zum 25. Januar.

25. Januar 2023: Ibrahim A. wird in Kieler Behörde weitergeschickt

Für diesen Tag hatte sich der Psychiater in der JVA Hamburg-Billwerder einen Termin mit Ibrahim A. notiert. Doch der ist schon seit fast einer Woche auf freiem Fuß und gerade auf dem Weg nach Kiel, wo er sich wegen seiner Aufenthaltserlaubnis bei der Zuwanderungsabteilung melden soll. Dort nimmt eine verhängnisvolle Serie von Missverständnissen ihren Lauf. Ibrahim A. wird in Kiel weitergeschickt zur Zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Männer (ZBS), denn er braucht eine Adresse für einen neuen Ausweis. Stattdessen geht er zum Einwohnermeldeamt im Rathaus, wo er erneut an die ZBS verwiesen wird.

14.45 Uhr: Ann-Marie, Danny und Ibrahim A. steigen in den Regionalexpress

Nach allem, was sich rekonstruieren lässt, schlägt er nun aber den Weg zu einem Supermarkt ein, besorgt sich ein Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge und steigt um kurz nach 14 Uhr am Kieler Hauptbahnhof in einen ICE nach Hamburg. Weil er keine Fahrkarte hat, wird er in Neumünster des Zuges verwiesen. Um 14.45 Uhr steigt er dort schließlich in den Regionalexpress 70 nach Hamburg - wie Ann-Marie und Danny, die nach Hause nach Elmshorn wollen. Zehn Minuten später gehen die ersten Notrufe bei der Polizei ein.

Nach der Tat: Innenministerin Faeser kommt nach Brokstedt

Noch mitten im Schock über die tödliche Attacke werden erste Details über die Vorstrafen des Täters bekannt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser kommt nach Brokstedt. Doch statt Antworten zu geben, stellt die SPD-Politikerin Fragen, die ihr später als populistisch ausgelegt werden:

Wie konnte es sein, dass ein solcher Täter noch hier im Land war, wie konnte das passieren? Und wie konnte es passieren, dass er trotz so vieler Vorstrafen nicht länger in einer Justizvollzugsanstalt war? Und wie konnte es passieren, dass er so früh aus Untersuchungshaft auch wieder entlassen wurde?"
— Bundesinnenministerin Nancy Faeser

CDU-Mann Seelmaecker über Faeser-Auftritt: "Politikergewäsch"

Faeser wird für diesen Auftritt heftig kritisiert, auch von Richard Seelmaecker (CDU), Mitglied im Justizausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft: "Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war schockiert, als ich das hörte. Und es ist im Grunde genommen für die Familie kaum auszuhalten, solch ein Politikergewäsch über sich ergehen lassen zu müssen, nachdem zwei Menschen gestorben sind und ich als verantwortliche Ressortleiterin an der Stelle als Ministerin etwas inhaltlich völlig Falsches sage, nämlich behaupte, der Mann hätte gar nicht aus der Haft entlassen werden müssen oder dürfen. Obwohl ich eine Gerichtsentscheidung habe, die das sagt."

Justizbehörde Hamburg: Kein Abschlussgutachten zu Ibrahim A.

Der CDU-Politiker war an der Aufarbeitung des Falls beteiligt. Seelmaecker wirft der Hamburger Justizbehörde vor, nicht an einer Aufklärung der Geschehnisse interessiert zu sein. Er zitiert aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage im Senat zur psychiatrischen Beurteilung von Ibrahim A. in der JVA: "'Der Tatverdächtige war in der Untersuchungshaft psychisch auffällig. Er wurde daher regelmäßig und anlassbezogen von einem Psychiater aufgesucht, der auch kurz vor der Entlassung des Tatverdächtigen keine Fremd- und keine Selbstgefährdung festgestellt hat.' Das insinuiert ja, als wäre der Mann noch untersucht worden. Das ist aber schlicht nicht der Fall", sagt er.

Die Justizbehörde muss später einräumen, dass es lediglich Regelbesuche des Psychiaters gab. Für ein Abschlussgutachten habe es keine rechtliche Grundlage gegeben. Diesen Eindruck habe man auch nie erweckt.

Seelmaecker: "Systemisches Versagen"

Seelmaecker diagnostiziert ein "systemisches Versagen": "Es gab ganz viele Anzeichen und ganz viele Handlungsmöglichkeiten zu verschiedenen Zeitpunkten, die jeweils alle nicht genutzt wurden", sagt er. "Jede Behörde, jeder Behördenteil, hat für sich gewerkelt und hat an der Stelle die Verantwortung nicht übernommen, nicht vernetzt, sich nicht gekümmert. Und das ist im Grunde genommen die große Tragik dabei."

Aufarbeitung - Psychiater und Politiker skeptisch

Politiker in Schleswig-Holstein und Hamburg versprechen nach der Messerattacke Verbesserungen bei Integration und Strafvollzug: mehr Personal, bessere Behördenkommunikation, zusätzliche Betreuungsplätze für psychisch auffällige Menschen. Zu wenig, urteilt der forensische Psychiater Brack:

Wenn sich nichts an der Entlassungsvorbereitung, auch gerade von psychisch erkrankten Straftätern, ändert, und auch die psychiatrische Behandlung innerhalb der Haftanstalten nicht besser wird, dann besteht die Gefahr, dass es zu erneuten schweren Straftaten kommen wird."
— Jochen Brack, forensischer Psychiater

FDP-Politiker Buchholz: Ausländerbehörden in SH überlastet

Skeptisch äußern sich auch Politiker. Der Landtagsabgeordnete und frühere Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) sieht vor allem die für Zuwanderung zuständigen Behörden in Schleswig-Holstein überlastet. Anfragen in Kreisen und kreisfreien Städten zu Beginn dieses Jahres hätten ergeben, "dass in jeder Ausländerbehörde ein Mitarbeiter zwischen 580 und 1.400 Menschen betreuen soll. Dass das nicht funktionieren kann, liegt doch auf der Hand."

Bürgermeister: Straffällige Migranten haben Bleiberecht verwirkt

Ein Jahr nach dem Attentat versammeln sich Ende Januar 2024 an der Brokstedter Kirche Menschen im Gedenken an die Opfer. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) stellt selbstkritische Fragen: "Sind wir gut genug aufgestellt in unserem Land, um solche Taten zu verhindern?" Sein Parteikollege Clemens Preine, Bürgermeister von Brokstedt, beklagt, dass die Wirkung von Maßnahmen wie vermehrte Polizeipräsenz, Kontrollen an Bahnhöfen, Videoüberwachung und ein Gesetz zur Verbesserung der Rückführung für Bürgerinnen und Bürger noch nicht sichtbar seien:

Es bleibt die Forderung, dass Migranten in unserem Land, die straffällig werden, ihr Bleiberecht verwirkt haben."
— Clemens Preine, Bürgermeister von Brokstedt

Auch Ann-Maries Vater hält eine Rede. Er spricht vom Schmerz über die verlorenen Kinder, den fortwährenden Kampf der Eltern um eine Lebensperspektive. Natürlich lässt ihn die Frage nicht los, ob der Tod seiner Tochter hätte verhindert werden können. Aber trotz seiner Trauer schafft es Michael Kyrath, auch die Lehren aus dieser Katastrophe in den Blick zu nehmen.

Michael Kyrath, der Vater der getöteten Ann-Marie, im Interview für die NDR Story über die Messerattacke von Brokstedt. Im Hintergrund gerahmte Bilder seiner Tochter und ihres Freundes Danny.

Michael Kyrath, der Vater der getöteten Ann-Marie, will, dass Lehren aus der Messerattacke von Brokstedt gezogen werden.

Ganz ausschließen könne man solche Taten nicht, sagt er, aber: "Wenn uns das nur stückchenweise gelingt, und vielleicht damit ein oder zwei oder vielleicht auch drei oder vier oder mehreren Eltern ein Schicksal wie unseres erspart bleibt, dann sind Danny und Ann-Marie nicht umsonst gestorben."

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | NDR Story | 15.05.2024 | 22:45 Uhr