Datenrecherche: Bevölkerungswachstum in Potsdam. (Quelle: IMAGO/rbb)

Brandenburg In diesen Potsdamer Stadtteilen ist es voller geworden

Stand: 07.05.2024 08:11 Uhr

Immer mehr Menschen ziehen nach Potsdam - die Brandenburger Landeshauptstadt ist teils stärker gewachsen als Berlin. Vor allem in zwei Stadtteilen hat sich die Einwohnerzahl seit 2012 stark erhöht. Von Götz Gringmuth-Dallmer und Philipp Rother

Potsdam ist die Stadt der Schlösser und Gärten, sie ist umringt von vielen Seen und Flüssen. Nicht nur Reisende fühlen sich vom naturnahen Charme der brandenburgischen Landeshauptstadt angezogen, sondern auch Menschen, die in einer grünen Großstadt (in unmittelbarer Nähe Berlins) wohnen und leben wollen.
 
Auch deshalb wächst und wächst die Einwohnerzahl Potsdams, aktuell leben so viele Menschen wie nie zuvor in der Stadt: 187.310 waren es zum 31. Dezember 2023. Die Zahl ist seit 2009 (153.117) um mehr als 34.000 gestiegen.

Die Stadtverwaltung listet auf der Webseite Potsdams detaillierte Bevölkerungsstatistiken zu jedem einzelnen Stadtteil [potsdam.de] auf. Diese machen deutlich, dass seit 2012 vor allem die Stadtteile Bornstedt (+ 71,5 Prozent) und Golm (+ 60,7 Prozent) besonders viele neue Einwohnerinnen und Einwohner mit Hauptwohnung hinzugewonnen haben.
 
"Der Grund für das Wachstum in Bornstedt ist unter anderem die Entwicklungsmaßnahme Bornstedter Feld", teilte die Stadt auf Anfrage von rbb|24 mit. In diesem Teilbereich sei die Einwohnerzahl von 2006 bis 2022 von 3.442 auf 14.544 Einwohner gestiegen.
 
Darüber hinaus wurden neue Häuser auf brachliegenden Flächen in der Ribbeckstraße, der Blumenstraße, der Katharinenholzstraße und der Amundsenstraße gebaut. Laut Wohnungskataster sind in Bornstedt zwischen 2012 und 2022 durch Neubau oder Umbau insgesamt 2.381 neue Wohneinheiten entstanden.

Auch in Golm seien viele brachliegende Flächen mit Einfamilien- und Doppelhäusern bebaut worden. Zudem falle die Errichtung von drei größeren privaten Studentenwohnheimen ins Gewicht.
 
In Fahrland stieg die Einwohnerzahl ebenfalls deutlich: Im Jahr 2023 waren dort 5.356 Menschen mit ihrem Hauptwohnsitz gemeldet. 20 Jahre zuvor waren es nur 3.094 Einwohnerinnen und Einwohner gewesen. Der Zuwachs ist laut Stadt vordergründig auf die Schaffung von Bauland durch die Aufstellung verschiedener Bebauungspläne zurückzuführen, mehr als 460 neue Wohneinheiten sind allein zwischen 2012 und 2022 entstanden.

 
Bereits 1991/92 seien in Fahrland Planungen zur Ortsentwicklung formuliert worden, die eine Erhöhung der Bevölkerungszahl auf bis zu 10.000 Einwohnende vorsah, hieß es. "Auch in Zukunft wird es einen weiteren deutlichen Anstieg der Bevölkerung im Ortsteil Fahrland geben, der sich auf die Realisierung der Entwicklungsmaßnahme Krampnitz zurückführen lassen wird", teilte die Stadt weiter mit. In einem ersten Schritt sollen Wohneinheiten für 5.000 Einwohner auf dem Areal der ehemaligen Kaserne geschaffen werden, in weiterer Zukunft sollen dort bis zu 10.000 Personen wohnhaft sein.

In Sacrow (- 3,3 Prozent) hat sich die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner dagegen seit 2012 verringert. Der Stadtteil im Nordosten Potsdams ist von Wald- und Wasserflächen umschlossen. Historisch bedingt ist die Wohnbaufläche laut Stadt begrenzt: "Es ist davon auszugehen, dass die negative Bevölkerungsentwicklung mit demografischen Indikatoren und Bevölkerungsbewegung (außerstädtische Wegzüge) zu begründen ist."
 
Auch im Kirchsteigfeld (- 0,9 Prozent) wohnen den Statistiken zufolge weniger Menschen. Weil bebaubare Flächen "kaum noch vorhanden" seien, teilte die Stadt mit. Eine der wenigen noch freien Flächen am Priesterweg werde derzeit in Form von Geschosswohnungsbau entwickelt. Auch für die bisherige Gewerbebrachfläche entlang der A115 wurde laut Stadtverwaltung ein neues Nutzungskonzept entwickelt, das aktuell in den kommunalen Gremien zur Entscheidung behandelt wird. Angedacht ist die Entwicklung eines urbanen Gebietes, "welches ein enges Miteinander von Wohnen, Gewerbe sowie sozialen und kulturellen Nutzungen ermöglicht".

In den Stadtteilen Brandenburger Vorstadt (+2,1 Prozent), Marquardt +(2,6 Prozent) und Schlaatz (+4,5 Prozent) haben sich die Einwohnerzahlen nur geringfügig verändert. Die Gründe dafür sind vielfältig.
 
"Die Bebauung in der Brandenburger Vorstadt entstand überwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg", erklärte die Stadt. Das weitgehend erhaltene geschlossene Altbauensemble sowie das zu DDR-Zeiten erbaute Viertel Potsdam West und die stadtauswärts gelegenen denkmalgeschützten Wohnviertel bieten demnach nur wenige freie Flächen für Nachverdichtungen. Darüber hinaus würden strenge Denkmalschutzauflagen gelten.
 
Marquardt ist überwiegend von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägt. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt laut Stadt in Wohneigentum, mehr als 56 Prozent bereits mehr als 10 Jahre in dem Stadtteil. Das Durchschnittsalter in Marquardt liege mit 45,7 Jahren etwa 3,2 Jahre über dem Durchschnitt der Gesamtstadt, "was auch auf eine geringere Umzugsbereitschaft schließen lässt". Anhand der genannten Faktoren lasse sich vermuten, warum es in den letzten Jahren nur geringfügig Schwankungen in der Bevölkerungsentwicklung gab, so die Stadt weiter.

Symbolbild: Fussgänger in Berlin laufen am 05.12.2012 im Gegenlicht. (Quelle: Picture Alliance/chromorange/K.-H.Spremberg)
In diesen Bezirken und Kiezen ist es voller geworden

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Im Stadtteil Schlaatz stehe schlicht kein neuer Wohnraum zur Verfügung. Seit der Fertigstellung des Stadtteils vor etwa 30 Jahren seien kaum neue Wohngebäude errichtet worden. Daher ist die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner auch kaum gestiegen.

Im Stern lebten bereits 2012 (mit Hauptwohnsitz) insgesamt 16.165 Menschen - innerhalb von zehn Jahren sind nur 1.000 hinzugekommen (+ 6,5 Prozent). "Das Gebiet am Stern setzt sich zum einen aus einem zusammenhängenden Komplex eines DDR-Neubaugebiets und zum anderen aus kleinteiligen Einfamilienhausstrukturen zusammen", teile die Stadt mit. In beiden Gebieten habe es in den vergangenen zehn bis 15 Jahren "keine nennenswerten baulichen Erweiterungen" gegeben. Die städtebauliche Struktur und die Anzahl der Wohneinheiten sei daher relativ konstant geblieben.

Im attraktiven und beliebten Babelsberg sind seit 2012 mehr als 800 neue Wohneinheiten entstanden, die Einwohnersteigerung fiel mit 3,3 Prozent (von rund 22.000 auf knapp 25.000) aber relativ gering aus. "Babelsberg ist im Kern mit dem Weberviertel nördlich der Bahnlinie und dem gründerzeitlichen Altbaugebiet südlich der Bahnlinie bereits relativ stark verdichtet", so die Stadt. In den vergangenen Jahren seien nur einzelne Lücken geschlossen worden. Daher sei auch die Bevölkerungszahl nur minimal gestiegen. Jüngst sind jedoch Wohnungen und Reihenhäuser am Horstweg fertiggestellt worden. Dadurch wird der Wohnungsbestand in Babelsberg kurz- beziehungsweise mittelfristig noch einmal im dreistelligen Bereich steigen.

Die Einwohnerzahl Potsdams ist innerhalb von 11 Jahren (2012: 159.067, 2023: 187.310) um fast 18 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In Berlin ist die Einwohnerzahl von 2012 (3,5 Millionen) bis 2022 (3,9 Millionen) nur um elf Prozent gestiegen.
 
Die Potsdamer Bevölkerungsdichte liegt aber weiter deutlich unter der Berlins. 2022 lag sie im Potsdamer Stadtgebiet bei 990 Einwohner pro Quadratkilometer, im Berliner bei 4.214.

Die Veränderungen der Bevölkerungsdichte im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr zeigen aber, dass Potsdam teilweise deutlich stärker gewachsen ist als die Bundeshauptstadt - vor allem in den Jahren 2015, 2016 und 2017. Zuletzt hat sich das Verhältnis aber wieder umgekehrt: 2022 ist die Bevölkerungsdichte in Potsdam um 1,57 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, in Berlin um 2,11 Prozent.
 
Potsdam wird wohl auch in Zukunft weiter stark wachsen. Das geht aus der Prognose "Wegweiser Kommunen" der Bertelmann-Stiftung hervor. Demnach soll die Bevölkerung in Potsdam bis 2040 um 11,3 Prozent auf 202.660 Einwohnende wachsen.