Wasserstoff

Baden-Württemberg Wasserstoff kann Erdgas ergänzen - das zeigt ein Test in Öhringen

Stand: 23.04.2024 15:31 Uhr

Bis Wasserstoff Erdgas komplett ersetzt - wird noch viel Gas durch die Leitungen geflossen sein. In der Zwischenzeit kann Wasserstoff beigemischt werden, wie ein Versuch zeigt.

Der Netzbetreiber Netze BW hat in den vergangenen Jahren in Öhringen (Hohenlohekreis) getestet, ob es zu Problemen kommen kann, wenn Wasserstoff zum Erdgas in die Leitungen beigemischt wird. Denn Wasserstoff verhält sich anders als Erdgas, entweicht zum Beispiel durch feinste Risse. Die Netze BW haben dafür in einem abgegrenzten Gebiet - in 26 Privathäusern und einer eigenen Liegenschaft - die Versorgung vom allgemeinen Erdgasnetz getrennt. Diese "Insel" wurde dann wiederum mit einer Mischung aus bis zu 30 Prozent Wasserstoff und Erdgas versorgt. Projektleiterin Heike Grüner ist mit dem Ausgang des Versuchs sehr zufrieden.

Wir hatten keinerlei Ausfälle in der Versorgung und konnten mit dem Projekt zeigen, dass die Erdgas-Infrastruktur, also sowohl netzseitig bei uns als auch die Geräte bei unseren Kunden im ersten Schritt für eine Beimischung von Wasserstoff schon bereit sind. Heike Grüner, Projektleiterin Wasserstoffinsel Öhringen

Wasserstoff als Speicher für Wind- und Sonnenenergie

Wasserstoff ist ein Hoffnungsträger der Energiewende. Die Idee: In Hochphasen von Wind oder Sonnenschein könnte mit einem Überschuss an Energie Wasserstoff produziert werden. In einer Testphase hat die Netze BW deshalb mal mehr und mal weniger Wasserstoff eingespeist. Auch hier gab es keine Probleme, so Heike Grüner.

Übergangslösung für die Energiewende

Die Netze BW planen in Zukunft in abgeschlossenen Bereichen Wasserstoff in ihre Netze zuzugeben, wenn vor Ort viel erneuerbare Energie anfällt. Das Ziel sind 100 Prozent - aber bis Endverbraucher tatsächlich nur noch mit Wasserstoff statt Erdgas versorgt werden, dauere es noch bis 2032, so Grüner. Sie betont, dass bis dahin fürs Heizen neben Wasserstoff auch mehr Haushalte auf Wärmepumpen oder Nahwärmenetze setzen werden. Am Dienstagabend stellt sie die Ergebnisse in Öhringen vor.

Die Wasserstoff-Strategie

Für eine flächenweite Versorgung muss zuvor das Wasserstoffkernnetz ausgebaut werden. Dazu war im März Baustart für die Süddeutsche Erdgasleitung, die zukünftig auch Wasserstoff transportieren kann. Ab 2032 plant die Bundesregierung, das Netz fertiggestellt zu haben. Wirtschaftsminister Habeck stellte die Pläne im November vor. Er geht davon aus, dass Deutschland 30 bis 50 Prozent seines Wasserstoffbedarfs selbst produzieren werde. Die restlichen Mengen müssten über Pipelines oder in Form von Ammoniak per Schiff importiert werden.

Sendung am Di., 23.4.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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