Frostschutz Beregnung

Baden-Württemberg Frost im April: Landwirte in BW beklagen Schäden

Stand: 23.04.2024 19:15 Uhr

In Baden-Württemberg kontrollieren die Landwirte ihre Pflanzen. Vor allem im Weinbau hat der Frost der letzten Nächte schon für Schäden gesorgt. Entwarnung ist keine in Sicht.

Nach einer weiteren Frostnacht in Baden-Württemberg folgte am Morgen danach der große Check-up der Landwirte. Sie untersuchen am Dienstag ihre Pflanzen auf mögliche Schäden durch den Frost. Insbesondere viele Obstsorten, aber auch Walnüsse, Spargel, Erdbeeren und Wein gelten als frostempfindlich.

Franz Rueß von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg (Kreis Heilbronn) ist froh, dass die Obstbäume auf dem Obstgut Heuchlingen bei Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn) die Frostnächte gut überstanden haben. Man sei mit einem blauen Auge davon gekommen, so Rueß.

Franz Rueß zieht Bilanz nach Frostnächten

Jürgen Maurer vom Bauernverband Schwäbisch Hall - Hohenlohe - Rems hat nach der Frostnacht auf Dienstag ebenfalls einen Blick auf den Acker gewagt:

Vorgezogene Eisheilige? Nein - trotzdem ungewöhnlich

Jürgen Maurer vom Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems geht davon aus, dass die Nacht auf Dienstag "relativ glimpflich" verlief. Die Temperatur rund um Kupferzell (Hohenlohekreis) habe bei einem Grad Minus gelegen, sagte er. Wie es in den Lagen von Rems-Murr oder dem Steinbacher Tal um den Obst- und Weinbau bestellt sei, könne er am Morgen noch nicht sagen. Dies müsse um die Mittagszeit überprüft werden, "wenn die Sonne scheint und die Minusgrade vorbei sind".

Die Landwirte mutmaßen, es könnte sich um vorgezogene Eisheilige handeln. Eine Einschätzung, die auch Jürgen Maurer für wahrscheinlich hält.

Wir sind ja in Summe dieses Jahr zwischen 8 und 14 Tagen früher. Jürgen Maurer, Bauernverband Schwäbisch Hall - Hohenlohe - Rems

Doch ganz so scheint es nicht zu sein, erklärt der SWR-Wetterexperte Gernot Schütz. "Die vorgezogenen Eisheiligen sind das nicht", sagt er. Stattdessen glaube er, dass die Eisheiligen, die immer Mitte Mai liegen, dieses Jahr ganz ausfallen werden, denn ab kommender Woche soll es schon wieder wärmer werden.

Trotzdem seien die extremen Temperaturschwankungen von um die 30 Grad am Anfang des Monats zu jetzt um die Null Grad außergewöhnlich, betont Schütz.

Weinbauern melden erste Schäden

Ganz egal ob Eisheilige oder nicht: Im Weinbau haben die beiden vergangenen frostigen Nächte teils zu massiven Schäden geführt. Vor allem junge Reben seien betroffen, sagte Dirk Mosthaff von den Winzern vom Weinsberger Tal (Kreis Heilbronn) dem SWR. Weingärtner in den Löwensteiner Bergen (ebenfalls Kreis Heilbronn) und rund um Heilbronn melden zudem welke Blätter und Triebe. Bereits am Montagfrüh gab es Frostschäden an der Tauber, etwa im Raum Wertheim (Main-Tauber-Kreis). Wie groß das Ausmaß ist, steht nach Angaben der Winzer noch nicht fest. Zum Schutz werden zum Beispiel im Taubertal die Pflanzen mit Wasser beregnet. So bildet sich ein Eispanzer um die Blüte, die dadurch nicht erfriert.

Eine weitere Möglichkeit, gerade für Winzer, sind beispielsweise sogenannte Frostkerzen, die Wärme abstrahlen und somit verhindern, dass die Reben und Triebe einfrieren. Wie das gerade nachts aussehen kann, zeigt ein Beispiel aus Bacharach (Kreis Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz):

Social-Media-Beitrag auf Instagram: Feuer im Weinberg

Entwarnung erst ab dem Wochenende in Sicht

Generell habe es vor allem die Winzer in den Tälern getroffen, berichtet Tobias Koch aus der SWR-Umweltredaktion. Er sagt auch, im "Ländle" stünden zum Teil zwei weitere Nächte mit Temperaturen um und leicht unter null Grad an. Da sei also noch keine Entwarnung in Sicht. Noch schlimmer hätte es die Winzer im benachbarten Bundesland in Rheinland-Pfalz getroffen.

Gernot Schütz blickt noch etwas weiter: Ab dem Wochenende dann soll es endlich wieder wärmer werden und auch längere Zeit wärmer bleiben, ein Hoffnungsschimmer für die Landwirte und ihre noch zarten Pflänzchen.

Weniger Frost wegen des Klimawandels? Fehlanzeige!

Tobias Koch aus der Umweltredaktion erklärt weiter, die Annahme aufgrund des Klimawandels gebe es keinen Spätfrost mehr, sei so nicht korrekt. Stattdessen verschärfe der Klimawandel das Problem eher. Dadurch, dass es früher wärmer wird, blühen die Pflanzen auch früher - bis zu drei Wochen. Die Spätfröste, die es im April immer wieder geben kann, sind aber geblieben. Daher stehen viele Landwirte jetzt vor dem genannten Problem, dass ihnen in Frostnächten die Blüten einfrieren, was zu großen Schäden führen kann.

Sendung am Di., 23.4.2024 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg

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