Hintergrund

Fragen und Antworten Hintergründe zur beliebten Droge aus der Flasche

Stand: 21.09.2007 16:02 Uhr

Jeder Einwohner Deutschlands trinkt jährlich 116 Liter Bier - eine ganze Menge.  Aber was ist Alkohol überhaupt und wie wirkt er sich auf die Gesellschaft aus? Wo liegen die Gefahren und was sind eigentlich Promille? Fragen und Antworten zum edlen Tropfen.

Jeder Einwohner Deutschlands trinkt jährlich 116 Liter Bier - eine ganze Menge. Aber was ist Alkohol überhaupt und wie wirkt er sich auf die Gesellschaft aus? Wo liegen die Gefahren und was sind eigentlich Promille? Fragen und Antworten zum edlen Tropfen.

Was genau ist Alkohol?

Chemisch entspricht Alkohol dem industriell produzierten Ethanol, wie er in Lösungsmitteln oder als Spiritus vorzufinden ist. Alkohol ist somit meistens durchsichtig und leicht entflammbar. Für den Getränkemarkt wird Alkohol aus vergärendem Zucker bei Obst, aus Malz oder aus Destillaten gewonnen. Die Alkoholstärke von Wein, Bier und Spirituosen wird international in Volumenprozent (Vol. %) gemessen. Je höher die Volumenprozentzahl auf dem Flaschenetikett ist, desto größer ist der "reine" Alkoholgehalt. Dieser Gehalt macht sich während des Konsums bemerkbar. Beim Trinken gelangt Alkohol über die Blutbahn ins Gehirn, was die Wahrnehmung und die Sinnesorgane beeinflusst. Gesetzlich gilt Alkohol nicht als Droge, sondern als legales Genussmittel.

Wie suchtgefährdet ist Deutschland?

Ein Deutscher trinkt im Durchschnitt täglich mehr als vier Gläser Alkohol. Das sind im Jahr mehr als zehn Liter an "reinem" Alkoholverbrauch. Jährlich sterben in Deutschland 42.000 Personen direkt oder indirekt an den Folgen von Alkohol. Nach Untersuchungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) trinken mehr als 15 Prozent aller Deutschen soviel Alkohol, dass sie ihre Gesundheit stark gefährden. Laut DHS sind derzeit 1,5 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig.

Alkoholismus

Bei Alkoholismus handelt es sich um eine Krankheit, bei der eine Abhängigkeit vom Alkohol besteht. Im Verlauf der Krankheit wird die Beschaffung und der Konsum von Alkohol zum lebensbestimmenden Inhalt. Typische Symptome sind der Zwang Alkohol zu trinken, das Vernachlässigen früherer Interessen und Persönlichkeitsveränderungen.

Jugendlicher Alkoholkonsum: Trend zum Exzess?

Eine Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) sieht einen Trend hin zu einem riskanten Alkoholkonsum bei Jugendlichen. Der Statistik nach trinken 22 Prozent der zwölf- bis 17-jährigen Jugendlichen einmal pro Woche Alkohol. Besonders gefährdet sind dabei die 16- bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen. Durch den Konsum von alkoholischen Getränken nehmen Jugendliche wöchentlich ca. 150 Gramm "reinen" Alkohol zu sich, das entspricht etwa zwei alkoholischen Getränken pro Tag. Nach Alcopops bestimmen nun Wein- und Biermischgetränke den Alkoholkonsum der Jugendlichen.

Flatrate-Parties, "Binge drinking" und Komasaufen

Flatrate-Parties sind kommerzielle Veranstaltungen, bei denen alkoholische Getränke ohne Begrenzung zu einem Pauschalpreis ausgeschenkt werden. Junge Menschen nutzen diese Veranstaltungen zum so genannten Komasaufen. Unter dem Begriff "Binge drinking" ist dieses Phänomen in Großbritannien schon länger bekannt. Es beschreibt das exzessive Betrinken bis hin zur Bewusstlosigkeit. Auf Grund der bestehenden Gesetzeslage können die Bundesländer diese Art von Veranstaltungen verbieten, so wie es Baden-Württemberg bereits getan hat. Wer als Wirt dennoch solche Parties anbietet, riskiert einen Entzug seiner Gaststättenerlaubnis.

Auswirkungen auf den Menschen

Körperliche Reaktionen: Schwindelgefühle, erhöhter Puls und vermehrtes Schwitzen. Beeinträchtigt die Koordinierungsfähigkeit, führt zu undeutlicher Sprache, Vergiftung, führt zu Erbrechen, im Extremfall Atemstillstand.

Psychische Reaktionen: Wirkt bei geringen Dosen euphorisierend, senkt Hemmschwellen, erhöht riskantes Verhalten, wirkt verhaltensändernd, macht zum Beispiel aggressiver, bewirkt Stimmungsschwankungen, erhöht die Risiken von Depressionen und Suizid

Abhängig: Wie funktioniert der Entzug?

Der Alkoholkonsum wird bei einem Entzug komplett abgesetzt. Eine stationäre Entgiftung dauert durchschnittlich acht bis 14 Tage und hilft dem Patienten seinen Körper zu entgiften. Ein Entzug kann in Selbstkontrolle unter ärztlicher Aufsicht oder im Krankenhaus erfolgen. Körperliche Entzugssymptome wie Schlafstörungen und Erbrechen weisen darauf hin, wie stark der Patient körperlich vom Alkohol abhängig geworden ist. Anschließend folgt die Entwöhnungstherapie, die den trockenen Alkoholiker vor Rückfällen schützen soll. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) entscheiden sich nur zehn Prozent aller Alkoholabhängigen für einen Entzug. Die Erfolgsquote bei einem Alkoholentzug liegt laut DHS bei 60 bis 70 Prozent.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Alkohol und Gewalt?

Durch starken Alkoholkonsum wird die Hemmschwelle bei einer Person gesenkt, was das Verhalten verändert und zu Aggressionen führen kann. Mehr als ein Drittel aller schweren Straftaten wie Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge wird unter Alkoholeinfluss verübt. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes ist die Anzahl an Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss in den letzten Jahren gestiegen. Während 2001 noch neun Prozent aller Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss standen, waren es 2006 fast zwölf Prozent.

Alkohol hinter dem Steuer?

Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss sind in den letzten zehn Jahren um die Hälfte gesunken, wie eine Studie der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) belegt. Trotzdem geschieht immer noch jeder dritte Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss. Die meisten dieser Unfälle ereignen sich am Wochenende und in der Nacht, am häufigsten auf der Landstraße oder Autobahn. Jede achte alkoholbedingte Verkehrsunfall endet tödlich. Seit August 2007 gilt für Fahranfänger in der Probezeit und Fahrer unter 21 Jahren das Gesetz von 0,0 Promille. Für alle anderen Verkehrsteilnehmer ist die erlaubte Obergrenze weiterhin 0,5 Promille.

Promille

Die im Blut festgestellte Alkoholmenge wird Blutalkoholkonzentration (BAK) genannt. Sie wird in Promille angegeben, was der Alkoholmenge in Gramm pro 1000 g Blut entspricht. BAK (Promille) = Alkoholmenge in Gramm / Körpergewicht in Kilogramm X Anteil Körperflüssigkeit

Zusammengestellt von Benjamin Arcioli und Marc Hall