Karl Lauterbach

Lauterbach zu Arznei-Engpässen "Wir sind deutlich besser aufgestellt"

Stand: 14.09.2023 13:46 Uhr

Erhöhte Produktion, mehr Befugnisse für Apotheken und wöchentliche Lageberichte: Gesundheitsminister Lauterbach hat Maßnahmen vorgestellt, mit denen er erneute Engpässe bei Kinderarzneien verhindern will.

Um weitere Engpässe bei Medikamenten für Kinder zu vermeiden, soll die Produktion bis zum technischen Limit erhöht werden. "Wir werden in diesem Herbst und Winter alles tun, um sicherzustellen, dass Kinder die benötigten Arzneimittel bekommen", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach einem Spitzengespräch zu dem Thema in Berlin.

Zu dem Treffen hatte Lauterbach Vertreterinnen und Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie von Pharmaunternehmen eingeladen. Zwar könnten weitere Engpässe nicht komplett ausgeschlossen werden, sagte der SPD-Politiker nach dem Gespräch. Aber "wir sind deutlich besser aufgestellt als im letzten Jahr". Dies liege an der Bereitschaft der Pharmaindustrie, mehr zu produzieren, betonte der Minister.

Die Herstellung von Schmerzmitteln, Antibiotika und Fiebersäften habe im Vergleich zum letzten Winter um teilweise bis zu 100 Prozent gesteigert werden können. Dies sei nur gelungen, weil die Unternehmen bereit seien, 24 Stunden und sieben Tage die Woche zu arbeiten - im Drei-Schicht-Betrieb. "Wir sind an der technischen Obergrenze dessen, was leistbar ist", sagte Lauterbach.

Gesundheitsminister Lauterbach berät über Maßnahmen gegen erneute Lieferengpässe von Kinderarzneimitteln

Iris Sayram, ARD Berlin, tagesschau, 14.09.2023 12:00 Uhr

"Bitte keine Hamsterkäufe"

Der Minister appellierte zugleich erneut an die Eltern, auf "Hamsterkäufe" zu verzichten: Dies sei "das Gebot der Stunde". Ein kleiner Hausvorrat an Arzneimitteln sei sinnvoll, das Horten hingegen nicht. Sollte es trotzdem Engpässe geben, werde die Regierung zusätzliche Importe ermöglichen. Man arbeite daran.

Der SPD-Politiker kündigte als weiteren Schritt zur Entspannung der Versorgungslage mehr Befugnisse für die Apotheken an. "Wir geben sehr viel Verantwortung in die Hände der Apothekerinnen und Apotheker", sagte er. Diese könnten nun selbstständig die Darreichungsformen der Medikamente verändern und Produkte selbst herstellen - ohne Befragung der Ärzte und ohne neues Rezept. 

Wöchentlicher Lagebericht

Lauterbach gab zudem bekannt, eine "High-Level-Gruppe" in seinem Ministerium gegründet zu haben. Das mit Vertreterinnen und Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie von Pharmaunternehmen besetzte Gremium solle sich wöchentlich austauschen und Lauterbach einen Lagebericht zur Versorgung mit Kinderarzneien geben.

Thomas Preis, Apothekenverband Nordrhein, zu den Gründen der erneuten Knappheit von Kindermedikamenten

Morgenmagazin

Verband: Lieferengpässe betreffen Millionen

Von Lieferengpässen für bestimmte Medikamente sind nach Einschätzung des Apothekerverbands Nordrhein derzeit täglich rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Das sagte der Verbandsvorsitzende Thomas Preis im ARD-Morgenmagazin. "Manchmal steht die Versorgung wirklich auf der Kippe", betonte er mit Blick etwa auf Antibiotika, die aktuell wieder sehr knapp seien und schnell an die Patienten kommen müssten.

In Deutschland handele es sich bei den verschriebenen Arzneimitteln zu 80 Prozent um die vergleichsweise günstigen sogenannten Generika, also Medikamente, für die die Patente abgelaufen seien. "Die werden immer knapper."

Preis forderte, die Versorgung müsse im Vordergrund stehen, der Staat trage dafür die Verantwortung: "Die Wirtschaftlichkeit muss jetzt ein Stück zurückstehen." Schon im vergangenen Jahr hatte es für einige Medikamente - vor allem Antibiotika und einige Arzneimittel für Kinder - Engpässe gegeben.

Lothar Lenz, ARD Berlin, tagesschau, 14.09.2023 10:53 Uhr