Rentner lesen in ihren Garten. | picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Arbeitsmarkt Frühe Rente wird wieder beliebter

Stand: 10.12.2022 16:33 Uhr

Entgegen dem Trend früherer Jahre gehen inzwischen wieder mehr Menschen vorzeitig in den Ruhestand. Besonders die "Rente mit 63" erleichtert dies. Den Arbeitsmarkt stellt das vor verschärfte Probleme.

Die Menschen in Deutschland gehen wieder häufiger schon vor Erreichen der Regelaltersgrenze in Rente. Viele scheiden bereits mit 63 oder 64 Jahren aus dem Arbeitsmarkt aus, wie aktuelle Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ergaben.

Eine wichtige Rolle spielt demnach die sogenannte Rente mit 63, also die seit 2014 bestehende Möglichkeit des frühzeitigen Rentenbezugs ohne Abschläge für besonders langjährig Versicherte (45 Versicherungsjahre). Jede und jeder Dritte ging laut BiB im Jahr 2021 über diesen Weg in die Rente. Im damaligen Gesetzgebungsverfahren war von 200.000 bis 240.000 dieser Rentenanträge pro Jahr ausgegangen worden. Im vergangenen Jahr nutzten nach Daten der Deutschen Rentenversicherung fast 270.000 Neurentner diesen Weg.

Die Zahlen zeigen zudem, dass in den vergangenen Jahren vermehrt Menschen vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand gehen und dabei auch Rentenabschläge in Kauf nehmen. Bei etwa einem Viertel der neuen Rentnerinnen und Rentner war dies 2021 laut BiB der Fall. Im Mittel gingen sie knapp 28 Monate vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand.

Trend bei Babyboomern "Anlass zur Sorge"

Nachdem jahrelang immer mehr ältere Menschen berufstätig blieben, stagniert der Trend bei den geburtenstarken, nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen Jahrgängen der sogenannten Babyboomer. Aus Sicht des BiB gibt die Entwicklung mit Blick auf die Finanz- und Arbeitsmarktpolitik Anlass zur Sorge.

Aufgrund der Größe der Babyboomer-Jahrgänge verstärke deren Austritt aus der Erwerbstätigkeit den Mangel an erfahrenen, qualifizierten Arbeitskräften. "Die stagnierenden Zahlen zeigen, dass die Ausweitung der Erwerbstätigkeit in höhere Alter kein Selbstläufer ist", erklärte Elke Loichinger vom BiB.

Bis 2029 erhöht sich das Alter für den Beginn der Rente schrittweise von 65 auf 67 Jahre. Für jene, die 1964 oder später geboren wurden, gilt künftig eine Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Es sei nötig, frühzeitig Anreize zu bieten, um Arbeitskräfte auch länger im Erwerbsleben zu halten, so Loichinger.

In Vorjahren blieben immer mehr Ältere berufstätig

Noch Anfang des Jahrtausends habe es einen rasanten Anstieg der Erwerbstätigenquote bei den über 60-Jährigen gegeben. Zwischen 2000 und 2015 hatte sich bei den 60- bis 64-jährigen Männern die Erwerbstätigenquote mehr als verdoppelt, bei Frauen im gleichen Alter gab es sogar eine Vervierfachung.

Dieser Trend wurde laut BiB von den zwischen 1940 und 1950 geborenen Menschen bestimmt, die länger erwerbstätig waren als die Geburtsjahrgänge vor ihnen. Doch der Trend sei in den vergangenen fünf Jahren weitgehend zum Stillstand gekommen.

Über dieses Thema berichtete Inforadio am 10. Dezember 2022 um 08:03 Uhr.