Blick in ein Sprechzimmer in der Praxis eines Hausarztes.

Überlastete Arztpraxen Hausärzte fordern Krisengipfel von Lauterbach

Stand: 20.12.2023 14:31 Uhr

Die hohen Infektionszahlen bei akuten Atemwegserkrankungen bringen Hausarztpraxen an ihre Belastungsgrenze. Die Ärzte fordern den Gesundheitsminister zum Handeln auf. Lauterbach will sich im Januar zum Krisengipfel treffen.

Angesichts starker Belastungen vieler Praxen in der aktuellen Infektionswelle dringen Ärzteverbände auf bessere Bedingungen. "Wir erleben aktuell genau das, wovor wir bereits im Sommer gewarnt haben", sagte der Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Markus Beier, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Hausarztpraxen laufen einmal mehr auf dem Zahnfleisch - und das, obwohl die Grippesaison noch gar nicht angefangen hat."

Patientinnen und Patienten bekämen vielerorts keine Termine mehr, die Wartezeiten würden immer länger, und für die Behandlung selbst bleibe kaum noch Zeit, so Beier. Dies sei politischen Fehlentscheidungen in den vergangenen Jahren geschuldet.

Von Gesundheitsminister Karl Lauterbach forderte der Verbandschef erneut einen Krisengipfel, um die hausärztliche Versorgung sicherzustellen. Es brauche unter anderem einen Abbau von Bürokratie. "Ansonsten werden immer mehr Menschen schlichtweg ohne Hausarztpraxis dastehen."

Lauterbach: Treffen im Januar

Lauterbach kündigte ein Treffen an. "Diesen Krisengipfel werden wir im Januar machen", schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X. Vorschläge zu einer notwendigen Entbürokratisierung und einer Honorarreform würden schon seit Monaten vorbereitet.

Praxen sollen aus Protest geschlossen bleiben

Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte teilte mit, dass zwischen dem 27. und 29. Dezember Tausende Praxen aus Protest gegen die Gesundheitspolitik geschlossen bleiben sollen. "Wo man auch hinblickt: Beinahe jede Arztpraxis ist aktuell massiv überlastet", sagte der Vorsitzende Dirk Heinrich. Geschlossene Praxen würden Vertreter für dringende Notfälle benennen.

7,9 Millionen Atemwegserkrankungen

Corona, Erkältungen und auch Grippe trüben die Vorweihnachtszeit in Deutschland. Im Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) von vergangener Woche war von hochgerechnet etwa 7,9 Millionen akuten Atemwegserkrankungen (vorheriger Bericht: 7,1 Millionen) bundesweit die Rede, unabhängig von Arztbesuchen.

Nachdem vor allem Corona schon länger dominiert, rief das RKI jüngst den Beginn der RSV-Welle aus (RSV steht für Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen). Nun nehmen auch Grippe-Nachweise deutlich zu. Die Grippewelle, ausgelöst durch Influenza-Viren, hat nach RKI-Definition aber noch nicht begonnen.

Jan Zimmermann, ARD Berlin, tagesschau, 20.12.2023 15:34 Uhr