Eine Hand steckt eine Ein-Euro-Münze in eine Geldsammelbüchse.

"Bilanz des Helfens 2022" Deutsche spenden weiterhin viel

Stand: 01.02.2023 17:16 Uhr

Die Hilfsbereitschaft der Deutschen hat im Jahr 2022 trotz Inflation kaum nachgelassen. Zwar ist die Anzahl der Spender so niedrig wie nie, doch bleibt die Summe der Hilfsgelder fast unverändert. Vor allem für Ukraine-Flüchtlinge wurde gespendet.

Die Deutschen haben im vergangenen Jahr trotz Inflation weiterhin viel Geld an gemeinnützige Organisationen und Kirchen gegeben. Insgesamt seien knapp 5,7 Milliarden Euro gespendet worden, heißt es in der in Berlin vorgestellten "Bilanz des Helfens 2022" des Deutschen Spendenrates.

Das sind 1,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 2021 war mit rund 5,77 Milliarden Euro das beste Spendenergebnis seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005 erfasst worden.

"Bilanz des Helfens 2022": Deutschen spenden so viel wie noch nie

Markus Reher, RBB, tagesschau 16:00 Uhr

Weniger Spender, höhere Spenden

Die Zahl der Spender und Spenderinnen ist demnach im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um 6,5 Prozent auf rund 18,7 Millionen Menschen zurückgegangen - so niedrig wie noch nie. Damit setze sich der seit Langem zu beobachtende Negativtrend weiter fort, hieß es. Er wurde lediglich 2021 nach der Flutkatastrophe in Deutschland unterbrochen.

Die durchschnittliche Spende "pro Spendenakt" betrug demnach 43 Euro. Das ist ein Plus von einem Euro gegenüber 2021 und ein neuer Höchstwert seit Beginn der Erhebung. Die durchschnittliche Spendenhäufigkeit pro Spender blieb mit einem Wert von 7,1 gegenüber 2021 auf leicht verbessertem Niveau.

Rückgang der Hilfen für Kinder, Kultur und Kirchen

Laut Spendenrat-Geschäftsführer Martin Wulff waren vor allem Spenden im Rahmen der Ukraine-Hilfe ausschlaggebend für das gute Ergebnis. Der Hauptanteil der Spenden ging mit 76,4 Prozent (Vorjahr 75,8 Prozent) erneut an die humanitäre Hilfe. Davon floss ein Drittel an die Not- und Katastrophenhilfe.

Alle anderen Bereiche der humanitären Hilfe wie etwa die Entwicklungshilfe sowie Kinder- und Jugendhilfe mussten Rückgänge verzeichnen. Neben der humanitären Hilfe konnte nur der Tierschutz bei den Spenden zulegen.

Erhebliche Rückgänge gab es im Bereich Kultur und Denkmalpflege. Dort sank der Anteil am Gesamtspendenvolumen von 2,6 Prozent im Jahr 2021 um 51 Millionen Euro auf 1,8 Prozent (102 Millionen Euro) 2022. Die Spenden für den Bereich "Kirche/Religion" gingen um 0,6 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent des gesamten Spendenaufkommens zurück (779 Millionen Euro).

Geldspenden für die Ukraine in einer Box

Spenden im Rahmen der Ukraine-Hilfe sind ausschlaggebend für das gute Ergebnis der "Bilanz des Helfens" 2022.

Ältere spenden besonders gern

Laut Spendenbilanz ist die Generation 70 plus weiter am großzügigsten. Wie im Vorjahr lag ihr Anteil am Gesamtvolumen bei 43 Prozent. Der gespendete Betrag pro Person stieg bei den über 70-Jährigen gegenüber dem Vorjahr um fünf Euro auf 421 Euro. Allerdings sinkt in dieser Gruppe die Zahl der Spender.

Eingebrochen ist das Spendenaufkommen bei den 40- bis 49-Jährigen. Während diese Altersgruppe 2019 noch 16 Prozent zum Gesamtvolumen beisteuerte, waren es 2022 nur noch neun Prozent.

Die jährliche Gesamtspende sank zugleich von 320 Euro pro Person im Jahr 2019 auf 234 Euro im vergangenen Jahr. Alle anderen Altersgruppen haben im Vergleich zu 2019 dagegen ihren jährlichen Spendenbeitrag teilweise deutlich erhöht.

Zahlen beruhen auf repräsentativer Stichprobe

Das Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg untersucht jährlich für die "Bilanz des Helfens" im Auftrag des Spendenrates das Spendenverhalten der Deutschen. Die Analyse basiert auf einer monatlichen, repräsentativen Stichprobe von 10.000 deutschen Teilnehmern ab zehn Jahren. Der Deutsche Spendenrat ist ein Dachverband von 70 gemeinnützigen Organisationen.

Nicht enthalten in der "Bilanz des Helfens 2022" sind allerdings Erbschaften, Großspenden, ehrenamtliche Einsätze, Sachspenden sowie Spenden an politische Parteien und Organisationen.

Spendenaufkommen aus Erbschaften steigt

Dabei gebe es etwa im Bereich von Erbschaften "großes Wachstum", sagte Larissa Probst, Geschäftsführerin des Deutschen Fundraising Verbands, der Nachrichtenagentur dpa. "Ressourcen aus dem Wirtschaftswunder werden nun weitergegeben. Jedoch auch mit Spenden oberhalb der vom Spendenrat gezogenen 2500-Euro-Grenze."

Andere Spenden-Definitionen haben entsprechend andere Ergebnisse zur Folge: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) gibt laut aktuellsten Zahlen für 2021 rund 12,9 Milliarden Euro an Spenden in Deutschland an. Erfasst sind Spenden bis 30.000 Euro und von Menschen, die keine Deutschen sind.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 01. Februar 2023 um 16:00 Uhr.