Leere Geschäfte mit zugenagelten Schaufenstern im Zentrum von Altenburg (Thüringen).

Umfrage der Uni Jena Ostdeutsche fühlen sich häufiger abgehängt

Stand: 29.01.2024 15:35 Uhr

Eine neue Studie der Uni Jena zeigt: Trotz einer Angleichung in der Lebensqualität fühlt sich jeder fünfte Ostdeutsche "abgehängt" - und das beeinflusst auch die Einstellung zu Populismus und Demokratie.

Für die Entwicklung politischer Einstellungen ist laut einer neuen Studie der Uni Jena neben individuellen Merkmalen auch das Wohn- und Lebensumfeld entscheidend. Wer seine nähere Umgebung und sich selbst als benachteiligt ansieht, fühlt sich häufiger "abgehängt", lautet eine zentrale Erkenntnis des sogenannten Deutschland-Monitors.

Damit ist laut Studie gemeint: Diese Menschen haben den Eindruck, dass sich die Politik für ihre Region nicht ausreichend interessiert und sich zu wenig für deren wirtschaftliche Entwicklung einsetzt.

Claudia Reiser, MDR, zu Einstellungen zu Populismus und Demokratie in Ostdeutschland

tagesschau24, 29.01.2024 14:00 Uhr

Laut Studie bestätigen sich viele Klischees nicht. In der Bewertung ihrer Lebensqualität unterscheiden sich Menschen in Ost und West oder Einwohner auf dem Land und aus der Stadt kaum. Also Menschen in ländlichen Regionen fühlen sich nicht häufiger benachteiligt. In sich gut entwickelnden Kreisregionen fühlen sich die Menschen seltener "abgehängt" als in Kreisen schlechterer Entwicklung.

Jeder fünfte Ostdeutsche fühlt sich abgehängt

Allerdings fühlt sich jeder fünfte Ostdeutsche "abgehängt", bei den Westdeutschen sind es nur 8 Prozent. Das Gefühl ist also kein Alleinstellungsmerkmal Ostdeutschlands. Doch offenbar ist dieses Gefühl im östlichen Teil des Landes verbreiteter. Grund dafür ist laut der Studie, dass es dort anteilig mehr Regionen gibt, die von Abwanderung und Überalterung stark betroffen sind.

"Dieses Gefühl sollte ernst genommen werden, denn wer sich oder seine Region als abgehängt ansieht, neigt eher zu populistischen Einstellungen und ist weniger zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie", erklärte die Jenaer Politikwissenschaftlerin Marion Reiser.

Unzufrieden mit Funktionieren der Demokratie

Auch das zeigt die Studie: Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung ist mit der Demokratie unzufrieden. Wie aus dem Deutschland-Monitor hervorgeht, sind in Ostdeutschland mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der Menschen und im Westen mit 40 Prozent vier von zehn Befragten unzufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie. Grundsätzlich wird die Idee der Demokratie aber von nahezu allen Befragten - 97 Prozent - unterstützt.

Der Deutschland-Monitor untersucht jährlich die Einstellungen der Menschen zur Politik. 2023 wurden im Juni, Juli und Oktober rund 4000 Menschen befragt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 29. Januar 2024 um 16:47 Uhr.