Fragen und Antworten zu MON 810 Was ist so schlimm an Genmais?

Stand: 14.04.2009 14:21 Uhr

Auf nicht einmal 0,2 Prozent der Mais-Anbaufläche in Deutschland sollte 2009 Genmais angepflanzt werden. tagesschau.de erklärt, warum er dermaßen umstritten ist, warum Landwirtschaftsministerin Aigner ihn jetzt verbieten will - und warum dahinter eine Wahlkampftaktik vermutet wird.

Was ist Genmais?

Unter Genmais, zumindest unter der einzigen bislang in Deutschland zugelassenen Sorte MON 810 des US-Herstellers Monsanto, versteht man Mais, in den ein Gen des Bakteriums "Bacillus thuringiensis" eingebaut ist. Damit produziert die Maispflanze fortlaufend Gift, um den Maiszünsler abzuwehren, einen Schmetterling.

Wie viel davon wird in Deutschland angebaut?

Auf 3600 Hektar Land sollte in diesem Jahr ursprünglich Genmais angepflanzt werden. Das sind rund 0,18 Prozent der gesamten Mais-Anbaufläche in Deutschland - weniger als im Vorjahr: 2008 wurde noch auf einer Gesamtfläche von rund 4000 Hektar Genmais angepflanzt - das meiste davon in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Der Grund: In den ostdeutschen Ländern befinden sich noch aus DDR-Zeiten vergleichsweise große Anbauflächen.

Nur 0,18 Prozent - warum dann der Streit?

Nach Einschätzung von Gegnern des Genmaisanbaus könnte das Anti-Maiszünsler-Gen auch eine Gefahr für andere Tiere und eventuell auch für den Menschen darstellen: Über Pollen und Leihmaschinen könnte das genetisch veränderte Saatgut zudem auch andere Felder mit nicht-genetischen Pflanzen erreichen, argumentieren Experten. Noch seien mögliche Gefahren für Tiere und Menschen zu unerforscht.

Harte Kritik gab es deshalb an der Novellierung des Gentechnikgesetzes von 2007. Seither müssen zwischen einem Gentechnik- und einem Nicht-Gentechnik-Feld mindestens 150 Meter Abstand liegen. Wird auf dem benachbarten Feld ökologisch angebaut, müssen 300 Meter Abstand eingehalten werden. Viel zu wenig, sagt zum Beispiel Greenpeace. Beschlossen wurden diese Regeln noch unter dem damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU).

Womit argumentieren die Genmais-Anhänger?

Konkret auf den Mais bezogen, betonen seine Befürworter höhere Erträge, schnellere Reife und eine höhere Abwehrkraft gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Darüber hinaus würden weniger Schädlingsbekämpfungsmittel auf den Felder eingesetzt, heißt es.

Auf der politisch-wissenschaftlichen Ebene geht es in der Diskussion vor allem um den Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland: Wichtige Institute argumentieren, renommierte Forscher würden ins Ausland abwandern, wo der Genmais-Anbau teilweise erlaubt ist.

Woher rührte der Vorwurf, das Verbot sei eine politische Entscheidung?

Der für seine politischen Wendungen bekannte Seehofer spielte eine zentrale Rolle im politischen Streit: Zugelassen wurde MON 810 in Deutschland im Jahre 2005 - auch da war Seehofer schon im Amt als Bundeslandwirtschaftsminister. Heute ist er bekanntlich Ministerpräsident von Bayern - ausgerechnet seine Nachfolgerin und Parteikollegin Ilse Aigner setzte das Genmais-Verbot durch. Und Markus Söder, auch CSU, macht in seiner Funktion als bayerischer Umweltminister die Kehrtwende: Er fordert, Deutschland zur "gentechnik-anbaufreien" Zone zu machen.

Politische Gegner vermuten dahinter Wahlkampf-Rhetorik - auch wenn Aigner betonte, sie wolle das Verbot auf keinen Fall als Grundsatzentscheidung gegen die sogenannte grüne Gentechnik verstanden wissen.