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DeutschlandTrend Kramp-Karrenbauer so unbeliebt wie nie

Stand: 07.11.2019 18:01 Uhr

Noch nie war CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer unbeliebter: Nur noch 18 Prozent sind laut DeutschlandTrend mit ihrer Arbeit zufrieden. In der K-Frage sprechen sich die meisten Befragten für Merz aus.

Sie ist noch kein Jahr CDU-Parteivorsitzende und noch kein halbes Jahr im Amt als Verteidigungsministerin: Und doch wird Annegret Kramp-Karrenbauer von den Deutschen sehr kritisch beurteilt: Mit ihrer Arbeit sind aktuell nur noch 18 Prozent zufrieden - das sind fünf Punkte weniger als im Vormonat und der schlechteste Wert, den sie je im ARD-DeutschlandTrend erreicht hat.

Unter den deutschen Politikern erhält zwar auch im November 2019 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die besten Zufriedenheitswerte, dennoch büßt sie vier Prozentpunkte ein. Erstmals seit November 2018 überwiegen die kritischen Stimmen: 51 Prozent sind mit ihrer Arbeit weniger bzw. gar nicht zufrieden und 49 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden.

Politikerzufriedenheit

Merz und die K-Frage

Im Moment sind mehrere Personen im Gespräch, die für die Union als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl antreten könnten. Von Kramp-Karrenbauer sagen nur 19 Prozent aller Bürger in Deutschland, dass sie eine gute Kanzlerkandidatin wäre. Den größten Rückhalt hingegen genießt Friedrich Merz: Aktuell halten ihn 42 Prozent für einen guten Kanzlerkandidaten. Mit Abstand hinter ihm liegt der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder, den 29 Prozent für einen guten Kanzlerkandidaten der Union halten. Von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagen das 27 Prozent, vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet 23 Prozent. Kramp-Karrenbauer landet nur auf Rang fünf: 19 Prozent halten sie für eine gute Kanzlerkandidatin.

Merz und Kramp-Karrenbauer bei CDU-Regionalkonferenz

Merz und Kramp-Karrenbauer während der Bewerbungsrunde für den CDU-Vorsitz. Die Wahl für den Parteivorsitz entschied Kramp-Karrenbauer für sich. Inzwischen sind ihre Umfragewerte auf einem Tiefstwert.

Auch Unionsanhänger für Merz

Auch die Unionsanhänger sind von keinem der genannten Kandidaten mehrheitlich überzeugt - und auch bei ihnen liegt Merz vorn. 50 Prozent der Anhänger von CDU/CSU halten ihn für einen guten Kandidaten. Es folgen Söder (35 Prozent), Kramp-Karrenbauer und Spahn (je 31 Prozent) sowie Armin Laschet (29 Prozent).

In der aktuellen Sonntagsfrage bleibt die Union stärkste Kraft. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würden 26 Prozent der Deutschen der CDU/CSU ihre Stimme geben - zwei Punkte weniger als im Vormonat. Die SPD gewinnt einen Punkt hinzu und kommt auf 14 Prozent. Die AfD bleibt konstant bei 14 Prozent. FDP und Linke verbessern sich jeweils um einen Punkt und kommen auf 8 bzw. 9 Prozent. Die Grünen verlieren zwei Punkte und landen bei 22 Prozent. Damit wären sie wie zuletzt zweitstärkste Kraft.

Positives Urteil zur Wiedervereinigung

Wie stehen die Deutschen zur Wiedervereinigung? 30 Jahre nach dem Mauerfall war auch das Thema im DeutschlandTrend. In Ost wie West sagt eine Mehrheit, dass die Wiedervereinigung ihnen persönlich Vorteile gebracht habe. Im Westen geben dies 56 Prozent der Bürger an - das sind fünf Punkte mehr als noch vor zehn Jahren. In Ostdeutschland sehen 60 Prozent der Befragten für sich persönlich eher Vorteile; vor zehn Jahren waren es hier noch 67 Prozent. Nur jeder siebte West- und Ostdeutsche (jeweils 15 Prozent) sieht aufgrund der Wiedervereinigung eher persönliche Nachteile.

Menschen aus Ostdeutschland fahren deutlich häufiger nach Westdeutschland als umgekehrt: Seit dem Mauerfall 1989 reisten Menschen aus Westdeutschland im Durchschnitt 17 Mal privat in die neuen Bundesländer; Berlin ausgenommen. Menschen aus Ostdeutschland wählten den umgekehrten Weg seitdem im Schnitt 68 Mal - also viermal so oft. Nur zwei Prozent der Ostdeutschen sind noch nie privat in die alten Bundesländer gereist. Umgekehrt war jeder sechste Westdeutsche noch nie privat in den neuen Bundesländern.

Vergleich Bundesrepublik zur DDR

Die heutigen Verhältnisse in Deutschland werden im Vergleich zur früheren DDR in den meisten Bereichen positiv gesehen. Insbesondere die Reisemöglichkeiten bewerten 92 Prozent der Ostdeutschen und 94 Prozent der Westdeutschen heute als besser. Bei der Meinungsfreiheit sind es 69 Prozent der Ostdeutschen und 83 Prozent der Westdeutschen, bei den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten 67 Prozent der Ostdeutschen und 78 Prozent der Westdeutschen. Die heutige Wirtschaft halten 65 Prozent der Ostdeutschen und 80 Prozent der Westdeutschen für besser als die Wirtschaft der DDR.

Es gibt jedoch auch Felder, in denen die DDR besser bewertet wird, zum Beispiel bei der frühkindlichen Betreuung und beim sozialen Zusammenhalt. 59 Prozent der Ostdeutschen halten die frühkindliche Betreuung in der DDR für besser als in der heutigen Bundesrepublik; auch 44 Prozent der Befragten im Westen stimmen dem zu. Den sozialen Zusammenhalt in der früheren DDR halten drei Viertel der Ostdeutschen (76 Prozent) für besser im Vergleich zu heute; 46 Prozent der Westdeutschen teilen diese Einschätzung.

Vergleich Bundesrepublik zur DDR - Ostdeutschland

Mangelnde Wertschätzung der DDR-Lebensleistung

Vor allem Menschen im Osten finden, die Lebensleistung der ehemaligen DDR-Bürger werde im wiedervereinigten Deutschland nicht ausreichend wertgeschätzt. 77 Prozent der Ostdeutschen stimmen dieser Aussage zu. Im Westen sind es 49 Prozent; 43 Prozent der Westdeutschen stimmen der Aussage eher nicht zu. Unterschiede gebe es noch heute: Vier von fünf Deutschen meinen, Kultur und Mentalität in Ost und West bleiben 30 Jahre nach dem Mauerfall unterschiedlich; in Ostdeutschland sagen das 83 Prozent, in Westdeutschland 78 Prozent.

Trotzdem: Die Mehrheit der Bürger empfindet sich heute nicht als Ost- oder Westdeutscher. Im Westen fühlen sich 80 Prozent eher als Deutscher, im Osten 59 Prozent. Nur eine Minderheit der Bürger fühlt sich als West- bzw. Ostdeutscher; im Osten 36 Prozent, im Westen 16 Prozent.

Und der Blick in die Zukunft ist gemeinsam mehrheitlich positiv: 77 Prozent der Westdeutschen und 69 Prozent der Ostdeutschen meinen, für die Kinder, die heute geboren werden, werde es keine Rolle mehr spielen, ob sie aus Ost oder West kommen.

Untersuchungsanlage

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1007 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 05. November 2019
Sonntagsfrage
Fallzahl: 1507 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 06. November 2019
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte

Durchführendes Institut: Infratest dimap

* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 07. November 2019 um 22:15 Uhr.