Ein Bauarbeiter steht auf einem Balkon auf einer Baustelle von einem neu gebauten Wohnhaus in Berlin.

Sozialer Wohnungsbau Bündnis fordert Sondervermögen

Stand: 12.01.2023 13:05 Uhr

Es drohe ein Kollaps auf dem sozialen Wohnungsmarkt, warnt das Bündnis "Soziales Wohnen". Um diesen abzuwenden müsse der Bund müsse ein Sondervermögen auflegen. Dafür seien mindestens 50 Milliarden Euro notwendig - zumindest für den Anfang.

Laut dem Bündnis "Soziales Wohnen" - einem Zusammenschluss von Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden - werden in Deutschland in diesem Jahr über 700.000 Wohnungen fehlen. Die Initiative fordert nun ein Sondervermögen in Höhe von 50 Milliarden Euro für den sozialen Sektor. Ziel des Sonderfonds müsse es sein, "den zu erwartenden Kollaps auf dem sozialen Wohnungsmarkt abzuwenden", erklärte das Bündnis.

Lukas Siebenkotten, Präsident Deutscher Mieterbund, zu den Defiziten beim sozialen Wohnungsbau

tagesschau24 16:00 Uhr

Rund drei Viertel der Summe sollte der Bund aufbringen, den Rest die Länder. "Und das möglichst rasch", heißt es. Bislang will der Bund den Bau von Sozialwohnungen bis zum Jahr 2026 mit 14,5 Milliarden Euro fördern. Um den Bau zu beschleunigen, fordert das Bündnis neben dem Sondervermögen die Absenkung der Mehrwertsteuer für den sozialen Wohnungsbau von 19 auf sieben Prozent.

Nur 20.000 statt 100.000 Sozialwohnungen gebaut

Im vergangenen Jahr sind dem Bündnis zufolge in Deutschland lediglich rund 20.000 Sozialwohnungen neu gebaut worden - das Ziel der Bundesregierung sieht aber den Bau von jährlich 100.000 vor. Denn jedes Jahr fallen auch zahlreiche Wohnungen aus der sogenannten Sozialbindung heraus.

Mit den insgesamt mehr als 700.000 fehlenden Wohnungen ist nach einer Studie, die das Bündnis in Berlin veröffentlicht hat, das größte Wohnungsdefizit seit mehr als zwanzig Jahren zu erwarten. Bei Sozialwohnungen und bezahlbaren Mietwohnungen ist der Notstand demnach am größten.

Zuwanderung und Branchenkrise erhöhen Bedarf

Das Bündnis beruft sich auf eine aktuelle Studie des Hannoveraner Pestel-Instituts und des Kieler Bauforschungsinstituts "Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen". Den Berechnungen zufolge sind die kriegsbedingte Zuwanderung von Ukrainerinnen und Ukrainern und der Einbruch beim Wohnungsbau die Hauptgründe für das Defizit.

Musterland des sozialen Wohnungsbaus ist den Angaben zufolge Hamburg. Es folgten, bezogen auf die von den Ländern investierten Fördergelder, Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin und Baden-Württemberg. Mecklenburg-Vorpommern nehme den drittletzten Platz unter den Bundesländern ein. Den zweitletzten Platz belege Bremen, Schlusslicht sei das Saarland.

Bundesweit gebe es derzeit noch rund 1,1 Millionen Sozialwohnungen, so das Bündnis. Ende der 1980er-Jahre seien es noch rund vier Millionen gewesen. Mehr als elf Millionen Mieterhaushalte hätten in Deutschland Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein - und damit auf eine Sozialwohnung.

Thorsten Gabriel, RBB, 12.01.2023 13:17 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 12. Januar 2023 um 11:00 Uhr.