Über eine Kanüle wird aus dem Arm eines Mannes Blut entnommen.

Zu wenig Blutspenden Die rote Mangelware

Stand: 10.06.2022 08:23 Uhr

In Deutschland wird zu wenig Blut gespendet. Dabei herrscht in den Krankenhäusern derzeit erhöhter Bedarf - auch infolge der stabilen Corona-Zahlen. Für eine gute Versorgung müsste sich der Anteil regelmäßiger Spender verdoppeln.

Jeden Tag werden in Deutschland rund 14.000 Blutpräparate benötigt, um Patienten zu versorgen. Doch in den Blutbanken herrscht massiver Mangel - dabei wird gerade jetzt genügend Blut in den Krankenhäusern benötigt.

Während der Hochzeiten der Corona-Pandemie mussten in vielen Kliniken nicht lebensnotwendige Operationen verschoben werden. Die werden nun nachgeholt - und das bringe einen erhöhten Bedarf an Blutkonserven mit sich, sagte ein Sprecher des Blutspendediensts des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Doch:

Es gibt kaum Puffer, kaum Reserven, in den Regalen ist es fast überall leer.

Rückgang durch Pandemie und demografischen Wandel

Derzeit gingen die eh immer dringend benötigten Blutspenden noch weiter zurück, teils um bis zu 30 Prozent, hieß es vom DRK weiter. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle.

Ein Grund ist die Reise- und Ferienzeit im Sommer. Potenzielle Spender seien dann schlicht und einfach nicht greifbar, so der DRK-Sprecher. Ein anderer Grund: Während der Pandemie mitsamt Lockdowns und dem stark eingeschränkten Zugang zu Kliniken sind die Spenden zurückgegangen. Zwar gab es laut DRK auch zahlreiche Erstspender, die in der Pandemie vor allem Risikogruppen entlastet hätten. Doch diese jungen Spender müssten nun zurückgeholt und davon überzeugt werden, regelmäßig eine Spende abzugeben.

Was beim Mangel an Blutspenden auch eine Rolle spielt, ist der demografische Wandel in Deutschland. Zum einen ist Blutspenden nur bis zu einem bestimmten Alter möglich. Regelmäßige Spender fallen durch diese Grenze irgendwann also weg. Und zum anderen steigt mit der wachsenden Gruppe Älterer auch der Bedarf an Blutpräparaten.

"Brauchen eine Trendwende"

"Wir brauchen jetzt eine Trendwende, um einen gravierenden Notstand abzuwenden", mahnte daher der Sprecher des DRK. Aktuell kämen nur etwa drei Prozent aller potenziellen Blutspender bundesweit regelmäßig zum Spenden. Um den Bedarf langfristig ausreichend zu decken, müssten es laut DRK mindestens sechs Prozent sein. Ein bis zwei Blutspenden jährlich wären schon hilfreich.

Wer darf spenden und wie oft?

Spenden darf in Deutschland jeder zwischen 18 und 68 Jahren. Ausnahmen gibt es zum Beispiel im Falle bestimmter Erkrankungen, während einer Schwangerschaft oder nach Reisen in bestimmte Gebiete, in denen die Ansteckungen mit Krankheiten wie etwa Malaria droht. Auch nach einer Corona-Infektion darf erst zwei Wochen nach der Genesung Blut gespendet werden.

Frauen dürfen viermal und Männer sechsmal innerhalb eines Jahres Blut spenden. Zwischen zwei Spenden müssen mindestens acht Wochen vergehen, vor allem, weil der Körper den Eisenverlust durch die Spende wieder ausgleichen muss. Das dauert in der Regeln etwa zwei Monate, bei Frauen teils etwas länger.

Aus einer Spende können in der Regel drei sogenannte Blutpräparate gewonnen werden - dazu werden neben den roten Blutkörperchen auch Blutplättchen und Blutplasma aus den Spenden gewonnen. Damit kann mit einer Spende bis zu drei Menschen geholfen werden, die auf solche Präparate angewiesen sind. Allerdings halten Blutpräparate nur maximal 42 Tage, manche Konzentrate sogar nur wenige Tage.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR Fernsehen in der Sendung "Doc Fischer"l am 07. Februar 2022 um 20:15 Uhr.