Alexander Gauland spricht im Bundestag.

Äußerung zum 8. Mai Zentralrat der Juden kritisiert Gauland

Stand: 06.05.2020 17:53 Uhr

"Ein Tag der absoluten Niederlage für Deutschland": Mit seiner Äußerung zum 8. Mai hat AfD-Fraktionschef Gauland Empörung ausgelöst. Der Zentralrat der Juden warf ihm vor, NS-Verbrechen zu relativieren.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Äußerung von Alexander Gauland, der 8. Mai sei als Tag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg ungeeignet für einen Feiertag, scharf kritisiert. "Mit der Betonung, der 8. Mai sei auch ein Tag der absoluten Niederlage für Deutschland und großer Gebietsverluste gewesen, zeigt Alexander Gauland, wes Geistes Kind er ist", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Der AfD-Fraktions- und Ehrenvorsitzende hatte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland gesagt: "Der 8. Mai hat nicht das Potenzial zu einem Feiertag, weil er ein ambivalenter Tag ist. Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit."

Diese Betrachtung des 8. Mai 1945 sei häufig unter Neonazis zu finden, sagte Schuster. "Damit sollen die Deutschen vor allem als Opfer dargestellt werden. Ich empfinde das als geschichtsverzerrende Relativierung der NS-Verbrechen und verantwortungslos."

"Tradition der Faschisten"

Für seine Äußerung wurde Gauland auch aus der Politik heftig kritisiert - über die Parteien hinweg. Ähnlich wie Schuster argumentierte dabei auch der parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte. "Wer die Kapitulation Nazideutschlands noch heute allen Ernstes als Niederlage bezeichnet, zeigt eindeutig, dass er sich in der Tradition von Faschisten versteht", erklärte er.

Von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hieß es auf Twitter: "Gauland beklagt den Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten durch das Ende der Nazi-Diktatur." Eine der wichtigsten Aufgaben von "uns Demokraten" heute sei, dass Menschen wie Gauland in Deutschland nie wieder Gestaltungsmöglichkeiten bekämen.

"Falsche Seite der Barrikade"

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir schrieb: "Der 8. Mai 1945 steht für das Ende des 2. Weltkriegs, den Sieg über den Naziterror & die Befreiung der deutschen Konzentrationslager." Wer hierin eine "absolute Niederlage" sehe, stehe auf der falschen Seite der Barrikade.

Özdemirs Parteikollegin Renate Künast twitterte: "Die AfD entblättert sich immer mehr, falls da noch was zu entblättern ist."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 06. Mai 2020 um 17:15 Uhr.