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Tödliche Schüsse in Las Vegas Zahlreiche Fake News auf Twitter

Stand: 02.10.2017 12:07 Uhr

Kurz nach den ersten Eilmeldungen über Schüsse in Las Vegas folgten bereits Falschmeldungen auf Twitter. Es seien vier Attentäter unterwegs, wurde behauptet, oder dass der Haupttäter als Islamist identifiziert worden sei. Andere Nutzer versuchten, diese Fakes einzufangen.

Von Patrick Gensing, tagesschau.de

Es war gegen 22:30 Uhr Ortszeit (07:30 Uhr MEZ) als ein Attentäter in Las Vegas das Feuer auf Konzertbesucher eröffnete. Bereits wenige Minuten später folgten die ersten Eilmeldungen über die Attacke. Die Nachrichtenagentur AP verschickte bereits um 07:43 Uhr die Nachricht:

Police say there is an active shooter situation in Las Vegas.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete um 8:04 Uhr, es sei ein "active shooter at the Mandalay Bay Casino" gemeldet worden. Zudem zitierte Reuters einen Twitter-Eintrag, wonach es einen zweiten Schützen gebe, was die Polizei allerdings nicht bestätigt habe. Mittlerweile hat die Polizei bekanntgegeben, dass sie von einem Einzeltäter ausgehe.

Erst Islamist, dann Linksradikaler

In unübersichtlichen Situationen können sich unbestätigte Informationen, die für Verwirrung sorgen können, rasend schnell verbreiten. Einige Twitter-Nutzer versuchen dies für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. So behauptete ein deutschsprachiger Twitter-Nutzer, die Polizei ginge sogar von vier Attentätern aus, Rechtsradikale äußerten umgehend die Vermutung, es handele sich um einen islamistischen Anschlag und verbreiteten die Falschmeldung, der Haupttäter sei als Islamist identifiziert worden. Mittlerweile kursiert das Gerücht, der Schütze von Las Vegas habe ein linksradikales Motiv.

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Auf Twitter kursierten diverse Falschmeldungen.

Einige andere Nutzer versuchten, solchen Fake News zu widersprechen, damit sich diese nicht einfach weiterverbreiten. So erkundigten sich Twitter-User bei den Urhebern von Falschmeldungen, was denn die Quelle für die jeweilige Behauptung sei. Andere teilten einen Tweet mit Fake-Inhalten und warnten in einem dazugehörigen Kommentar davor, diese zu glauben.

Virtuelle Fakes können reale Gefahr erzeugen

Fake-Meldungen können in unübersichtlichen Lagen nicht nur für Verunsicherung oder sogar Panik bei anderen Nutzern sorgen, sie erschweren auch die Arbeit von Journalisten, die versuchen, belastbare Informationen für die Berichterstattung zu finden. Dabei ist es gerade ein Ziel von Terroristen, durch Anschläge Panik zu verbreiten. Fake News erhöhen die Gefahr, dass tatsächlich Hysterie entsteht.

Seien es Anschläge, Naturkatastrophen oder Unglücksfälle: Twitter kann in solchen Extremsituationen als ein Kommunikationskanal dienen, um beispielsweise wichtige Informationen von Polizei oder Feuerwehr zu verbreiten. Wenn der Kurznachrichtendienst aber durch zahlreiche falsche Tweets verstopft wird, gehen die entscheidenden Informationen leicht unter. Sie verschwinden in einem Strudel aus Gerüchten, Halbwahrheiten und Lügen.

Was kann ich gegen Fakes tun?

Jeder kann dabei helfen, die Verbreitung von Falschmeldungen zu verhindern. So ist für die Glaubwürdigkeit einer Nachricht zentral, welche Quelle angegeben wurde. Skepsis ist angebracht, wenn die Quellenangabe fehlt. Helfen kann auch ein Blick auf die sonstigen Inhalte eines Nutzer-Profils: Wirken diese Inhalte glaubhaft und seriös?

Besonders in unübersichtlichen Situationen gilt bei der Berichterstattung und beim Verhalten in sozialen Netzwerken das Motto "weniger ist mehr". Statt viele unbestätigte Informationen und Gerüchte zu streuen, ist es hilfreicher, sich an die vorliegenden Fakten zu halten - und zu versuchen, sich so ein möglichst realistisches Bild von den Ereignissen zu machen. Nur so kann die Wirkung von gezielten Falschmeldungen eingedämmt werden.

Die Psychologin Catarina Katzer warnt, schnelles Reagieren führe zu vielen Fehlern. Im Interview mit dem ARD-faktenfinder sagt sie, man sollte Nachrichten nicht einfach weiterposten, über die man nicht genug nachgedacht habe. Und sie fordert: "Wir müssen ein digitales Bewusstsein entwickeln."

Dieses Thema im Programm: Über das Thema "Fake News im Internet" berichtete die Deutsche Welle am 04. Oktober 2017 in der Sendung "Made in Germany - Das Wirtschaftsmagazin" um 09:45 und 13:03 Uhr. B5 aktuell z.B. berichtete am 02. Oktober 2017 um 17:00 Uhr über das Geschehen in Las Vegas.