"Gelbwesten" blockieren eine Autobahn in Frankreich
Hintergrund

Proteste in Frankreich Fake-Bilder von "Gelbwesten"

Stand: 20.05.2021 15:00 Uhr

Die Proteste der "Gelbwesten" in Frankreich werden im Netz mit Fake-Bildern begleitet. Zehntausende Nutzer teilten ein Foto einer Guillotine. Doch das Bild ist manipuliert - und kein Einzelfall.

Von Patrick Gensing, ARD-faktenfinder

Rund um die Proteste der "Gelbwesten" in Frankreich sind diverse Fake-Fotos aufgetaucht. Die französische Aktivistin Jackie Guyot teilte das Bild einer Guillotine, die vermeintlich von Männern mit gelben Westen aufgebaut worden sei. "Wenn die Franzosen die Mächtigen daran erinnern wollen, dass sie Repräsentanten des Volkes sind - und keine Herrscher, haben sie dafür einige mächtige Symbole", kommentierte Guyot das Foto. Mehr als 50.000 Nutzer teilten den Eintrag in den vergangenen Tagen.

Manipuliertes Bild aus dem Januar

Die Nachrichtenagentur AFP prüfte die Herkunft des Fotos - und stellte fest, dass es sich um eine Manipulation handelt. Diese war zunächst auf einer italienischen Putin-Fan-Seite verbreitet worden. Dieses Profil ist seit 2015 aktiv und hieß zunächst "Wladimir, die Legende" und später "Putins Kinder". Dort sei das Foto mit der Guillotine samt gelben Bändern und Männern mit gelben Westen offenbar zuerst aufgetaucht.

Auch das Originalbild konnte die AFP finden. Auf diesem sind weder gelbe Bänder rund um die Guillotine noch "Gelbwesten" zu sehen. Denn die Guillotine war bereits im Januar 2018 aufgestellt worden - mit roten Bändern; und zwar bei Protesten einer Gewerkschaft von Künstlern gegen Sparmaßnahmen im Kulturetat.

Bilder von Protesten in Spanien

Die Recherche-Seite "correctiv" dokumentierte zudem Fake-Bilder rund um die gewalttätigen Proteste in Frankreich. So veröffentlichten rechte Facebook-Seiten wie "Döbeln wehrt sich" mehrere Aufnahmen von blutenden Personen. "SO geht Macron mit friedlichen Demonstranten um!" hieß es dazu. Damit wird  suggeriert, die Bilder seien während der Proteste der "Gelbwesten" entstanden.

Dies ist allerdings falsch. Beispielsweise ein Foto mit einer blutüberströmten jungen Frau stamme aus dem Jahr 2012 und wurde in Madrid aufgenommen, recherchierte "correctiv". Auch eine Aufnahme einer älteren Frau mit einer Wunde im Gesicht entstand in Spanien, und zwar bei Protesten rund um das Katalonien-Referendum 2017.

"Gelbwesten" in Deutschland?

Auch in Deutschland gab es vereinzelt Protestaktionen mit gelben Westen - von einer Bewegung kann allerdings keine Rede sein. So sollte am Wochenende in Nordrhein-Westfalen das Kamener Kreuz blockiert werden, allerdings nahmen nur wenige Personen an der Aktion teil.

Die Nachrichtenseite "t-online" berichtete, der Plan für die Blockade sei in der Reichsbürgerszene geschmiedet worden. Demnach sollten mehrere Lkw nebeneinander fahren und den Verkehr langsam zum Stehen bringen. Ein Plan, der aber nicht umgesetzt werden konnte.

Rechte Demonstration in Berlin

In sozialen Netzwerken soll der Protest auch hierzulande organisiert werden. Auf den entsprechenden Profilen finden sich aber nicht nur Postings zu den Protesten selbst, sondern auch zu Themen wie dem Migrationspakt oder Islam.

Rund 1000 Menschen demonstrierten nach Polizeiangaben am Samstag vor dem Brandenburger Tor gegen den UN-Migrationspakt. "Pegida" und andere Initiativen hatten zu der Demonstration unter dem Motto "Migrationspakt stoppen - Merkel muss weg" aufgerufen. Unter den Teilnehmern befanden sich viele Menschen in gelben Warnwesten.

"Subversiv und gewitzt"

Das Twitter-Profil "Gelbe Westen Deutschland" ruft dazu auf, Teil einer "Volksrevolution" zu werden und fordert die "Abschaffung der GEZ" (gemeint ist der Rundfunkbeitrag), andernfalls werde man den Verkehr, so die Polizei dies zulässt, an verschiedenen Orten" lahmlegen.

Die gewalttätigen Proteste in Frankreich verteidigen die deutschen Protestler mit gelben Westen zwar, selbst gibt man sich aber weniger radikal: "Den Aufforderungen der Polizei ist nachzukommen", heißt es. Manchmal müsse eine Aktion aber auch "subversiv und gewitzt" sein: In Ingolstadt hätten Aktivisten durch "das dauerhafte Drücken des Fußgänger Ampel-Signalgebers" eine Ampelanlage "ausgetrickst" - und so kilometerlange Staus verursacht.