Die Tschechische Republik Ein Land voller Skeptiker

Stand: 31.12.2008 04:09 Uhr

Sie trinken viel Bier, essen gerne böhmisch und haben eine Menge Vorbehalte - auch gegen die EU. Aber das ist längst nicht alles, was man über Tschechien sagen kann. Ein Porträt des Landes, das mit der EU-Ratspräsidentschaft vor einer großen Herausforderung steht.

Von Peter Hornung, ARD-Hörfunkstudio Prag

Es ist das Land mit der traurigen Hymne. "Wo ist meine Heimat?" wird im Text gefragt. Und auch wenn diese Frage am Ende beantwortet wird: die Skepsis bleibt. Darin seien die Tschechen ohnehin Weltmeister, sagte einmal EU-Kommissar Günter Verheugen.

Die Tschechische Republik ist ein junges Land, entstanden erst vor 16 Jahren, als die alte Tschechoslowakei aufgelöst wurde. Sie ist etwas größer als der Freistaat Bayern, hat aber mit 10,5 Millionen weniger Einwohner. Mehr als die Hälfte davon ist konfessionslos. Tschechien ist damit das Land mit den meisten Atheisten in Mitteleuropa.

Böhmische Küche und Bier sind heilig

Heilig sind dem Tschechen jedoch die eigenen Traditionen. Dazu gehört neben der böhmischen Küche auch das tschechische Bier. Kein Wunder, dass in Tschechien soviel Bier wie nirgends sonst getrunken wird. Darin sind die Tschechen Weltmeister - noch vor den Deutschen.

Angst vor der Welt "da draußen"

Die bitteren Erfahrungen, die sie im Laufe des 20. Jahrhunderts mit den Deutschen, aber auch mit den Russen im Osten gemacht haben, prägten das Land und seine Menschen. Überhaupt sind geschichtliche Erfahrungen in der Mentalität der Tschechen immer präsent: Nicht unbedingt positiv, sagt der Politikwissenschaftler Jiri Pehe. "Die Tschechen sind ein provinzielles Volk, da sie von den Hauptströmungen des europäischen Geschehens abgeschnitten sind."

Und diese Mentalität ist hier tief verwurzelt. Die Tschechen haben Angst vor der Welt "da draußen", sie haben Angst sich zu öffnen, und es gibt hier eine Menge Vorbehalte und Mythen.

Tschechen sind bekannt für ihre EU-Skepsis

Seit 1999 ist Tschechien in der NATO, seit 2004 in der Europäischen Union. Seither war viel von der EU-Skepsis der Tschechen die Rede. Verbunden wird sie vor allem mit dem Namen des Staatspräsidenten Václav Klaus. Tatsächlich gibt es in Tschechien eine Reihe von Politikern, die selten gut über die EU reden. Das ist bestimmt auch die öffentliche Meinung des Landes. Wie diese aussähe ohne diese Meinungsmacher, weiß man allerdings nicht.

Wie der brave Soldat Schwejk

Die Ratspräsidentschaft jedenfalls ist fraglos eine große Herausforderung für das Land. Auch in Tschechien selbst werden Zweifel geäußert, ob man darauf gut vorbereitet sei. Doch irgendwie schafft es der Tscheche immer. Er improvisiert und wurstelt sich irgendwie durch - wie einst der brave Soldat Schwejk, meint ein Gast in Schwejks alter Kneipe. "Wir Tschechen haben diese Figur sehr gerne, obwohl er eher die schlechte Seite unserer Mentalität verkörpert: die Fähigkeit ohne Arbeit und ohne sich große Mühe zu geben durch das Leben zu kommen. Aber er ist eben eine Figur, die die Tschechen im Ausland berühmt gemacht hat."