EU-Antrag wider illegalen Tierhandel Im Kampf gegen die Hunde-Mafia

Stand: 25.02.2016 18:09 Uhr

Tausende Hunde und Katzen werden jedes Jahr illegal in der EU verkauft. Das Geschäft mit Tieren gilt als drittgrößte Einkommensquelle nach dem organisierten Drogen- und Waffenhandel. Mit einem neuen System will das EU-Parlament die Tier-Mafia stoppen.

Die Geschichte, die ein Informations-Video der Stadt Wien erzählt, könnte fast überall in der EU spielen: Ein Kind wünscht sich einen Hund, die Eltern gehen ins Internet und finden etliche - oft recht günstige - Angebote. Kurz darauf kann die Familie das Tier in Empfang nehmen, nicht selten auf einem Autobahnrastplatz.

"Ein paar Tage später wird Stoffel krank", geht die Geschichte weiter. Beim Tierarzt stellt sich heraus: Der Hund ist nicht geimpft, die Papiere gefälscht und Stoffel schwer krank. Denn das Hündchen wurde illegal verkauft - so wie Tausende Hunde und auch Katzen jedes Jahr in der EU.

Katzen und Co. so lukrativ wie Koks

Vor allem Wien und London gelten als Schwerpunkte der Welpenhändler. Genaue Zahlen über den Tier-Schwarzmarkt gibt es nicht, aber laut der CDU-Europaabgeordneten Renate Sommer ist er riesig: "Der illegale Handel mit Hunden und Katzen ist die drittgrößte Einkommensquelle nach dem organisierten Drogen- und Waffenhandel." Diese Information bestätigen Tierschutzorganisationen wie "Eurogroup for Animals", unter Berufung auf Studien aus London und Wien, sowie Angaben der italienischen Polizei.

Der britische Europa-Politiker Keith Taylor berichtet vom Beispiel einer Bande, die 2015 in England aufgeflogen ist. Diese Gang habe mehr als 44.000 Euro in der Woche mit dem Verkauf kranker und sterbender Welpen verdient. Sie wurde verurteilt - aber sie sei kein Einzelfall.

Mafia von illegalen Händlern

Lücken im europäischen Kontrollsystem helfen dem Tierhandel: Zwar haben viele EU-Länder eigene Registriersysteme für Haustiere, doch die sind meist nicht kompatibel miteinander. Zwar gibt es den europäischen Tierpass und viele Hunde und Katzen bekommen einen Chip mit allen wichtigen Informationen, beispielsweise über Impfungen. Doch den illegalen Handel stoppe das alles nicht, sagt CDU-Politikerin Sommer. "Dahinter steckt eine Mafia von illegalen Händlern - wir haben es mit organisierter Kriminalität zu tun. Chipnummern und Heimtierausweise werden gefälscht."

EU will Tierschutz stärken

Deswegen hat das Europäische Parlament nun die Kommission zum Handeln aufgefordert: Die soll dafür sorgen, dass die Registrierung von Hunden und Katzen in den EU-Ländern vereinheitlicht wird. Bereits existierende Datenbanken sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Und Europa-Abgeordnete Sommer stellt klar: Diese Maßnahme richtet sich nicht nur gegen mafiöse Welpenhändler. "Es gäbe auch den Mitgliedstaaten, den Regionen, den Städten die Möglichkeit, verantwortungslose Tierhalter zur Rechenschaft zu ziehen, die ihre Tiere einfach auf der Straße aussetzen, wenn sie ihrer überdrüssig sind."

Alle einig - außer der UKIP

Fast alle Fraktionen im Parlament unterstützen den Antrag, der mit großer Mehrheit angenommen wurde. Widerspruch gab es lediglich von der EU-skeptischen UKIP-Partei. Deren Abgeordnete Julia Reid meint, dies sei nur ein weiteres Beispiel für die Regulierungswut in Brüssel. "Katzen, Hunden, Goldfische und Insekten sollten von den Ländern überwacht werden, nicht von Eurokraten."

Auch die Kommission zeigt sich zögerlich: Man müsse erst den bürokratischen Aufwand abschätzen, hieß es. So lange wollen die Befürworter der verbesserten Registrierung von Haustieren allerdings nicht warten. Falls die Kommission jetzt nicht tätig werde, sagen Insider im Gespräch mit dem ARD-Studio Brüssel, werde man Druck auf den Europäischen Rat und die aktuelle niederländische Ratspräsidentschaft ausüben. Dann müssten die europäischen Regierungschefs den Welpenhändlern das Handwerk legen.

Sebastian Schöbel, S. Schöbel, RBB Brüssel, 25.02.2016 16:42 Uhr

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 25. Februar 2016 um 15:13 Uhr auf NDR Info.