Ein syrische Rettungshelfer wird nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff behandelt

OPCW zu Syrien Einsatz von Giftgas "unbestreitbar"

Stand: 19.04.2017 22:18 Uhr

Nach dem Angriff im syrischen Chan Scheichun wurde schnell der Vorwurf laut: Giftgas kostete mehr als 80 Menschen das Leben. Nun kommt von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen die Bestätigung: Es wurde Sarin oder eine ähnliche Substanz eingesetzt.

Mehr als 80 Menschen starben am 4. April bei einem Luftangriff auf das syrische Chan Scheichun. Schnell wurde der Vorwurf laut: Chemiewaffen wurden eingesetzt. Ein Vorgehen, das bereits seit 1997 durch die internationale Chemiewaffenkonvention verboten und geächtet ist. Nun kam die Bestätigung von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Ja, es wurde Giftgas eingesetzt, sagen die Experten - das sei "unbestreitbar".

Wahrscheinlich handelte es sich bei der verwendeten Substanz um Sarin oder einen dem Nervengas sehr ähnlichen Mittel, hieß es von der OPCW weiter. Seit knapp 20 Jahren arbeitet die Organisation daran, chemische Waffen weltweit zu vernichten. 2013 wurde sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Tests in Syrien sollen folgen

OPCW-Chef Ahmet Üzümcü zufolge wurden bei der Analyse nach dem Angriff in Chan Scheichun Proben von zehn Opfern des Angriffs - drei Todesopfern und sieben Betroffenen, die in Krankenhäuser eingeliefert wurden - in vier verschiedenen Labors untersucht. Ziel sei es nun, vor Ort in Syrien weitere Tests durchzuführen, sobald es "die Sicherheitslage erlaubt".

Auch die Türkei hatte nach der Obduktion von Opfern, die zur medizinischen Versorgung von Syrien in Kliniken des Nachbarlandes gebracht worden waren, den Einsatz von Giftgas als erwiesen erklärt. Die Weltgesundheitsorganisation bestätigte kurz darauf, die Symptome der Betroffenen - etwa die akute Atemnot - sprächen für den Kontakt mit sogenannten Nervenkampfstoffen.

Frankreich spricht von "Beweisen" für Assads Schuld

Frankreich ging unterdessen sogar noch einen Schritt weiter: Außenminister Jean-Marc Ayrault kündigte an, die Regierung des Landes werde in den kommenden Tagen Beweise vorlegen, die nicht nur den Einsatz von Chemiewaffen untermauern, sondern auch den aus Sicht des Westens Schuldigen hinter dem Angriff. Westliche Staaten - allen voran die USA - machen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad für die Attacke verantwortlich.

Syrien weist diese Anschuldigungen bislang vehement zurück und sieht hingegen Rebellen hinter dem Angriff. Dieser sei "inszeniert" gewesen, um die syrische Regierung in den Fokus der Kritik zu rücken. Rückhalt für diese Version erhielt Assad von Syriens Verbündetem Russland.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 19. April 2017 um 22:00 Uhr.