Der Träger einer Streubombe ist in der Nähe von Slaviansk eingeschlagen (Archivbild)

Experten-Bericht Hunderte Streubombenopfer in der Ukraine

Stand: 25.08.2022 12:47 Uhr

In der Ukraine sind seit Kriegsbeginn mindestens 689 Menschen durch Streubomben getötet oder verletzt worden. Laut internationaler Experten setzten beide Seiten die geächtete Waffe ein - Russland jedoch deutlich häufiger.

International geächtete Streumunition ist nach Angaben von Beobachtern in diesem Jahr weltweit nur in der Ukraine eingesetzt worden. Russland habe in seinem Angriffskrieg große Mengen davon abgeschossen, berichtete die internationale Streumunition-Koalition in Genf.

Wohl nicht alle Fälle erfasst

Mit mindestens 689 Toten oder Verletzten in der Ukraine liegt die Zahl der zivilen Streubomben-Opfer bereits jetzt um ein Mehrfaches höher als im gesamten vergangenen Jahr, hieß es.

Seit der russischen Invasion im Februar wird die Zahl der Toten bis Ende Juni demnach mit mindestens 215 Menschen angegeben, die der Verletzten mit weiteren 474. Vermutlich seien die Zahlen viel höher. Nicht alle Fälle würden erfasst.

Auf russischer Seite spricht die Koalition von Hunderten Einsätzen, die dokumentiert oder gemeldet wurden, aber nicht alle unabhängig geprüft werden konnten, auf ukrainischer Seite von drei.

Mit Streumunition werden viele kleinere Sprengsätze bezeichnet, die in Behältern aus Flugzeugen und Raketenwerfern abgeschossen werden. Sie werden wahllos und großflächig verteilt und explodieren. Viele landen auch als Blindgänger in Böden und töten oder verletzen Menschen noch Jahre später. Die meisten Opfer sind Zivilisten.

Nicht alle Länder Teil des Verbotsabkommens

Ein Übereinkommen von 2008 verbietet den Einsatz von Streumunition und schreibt die Zerstörung von Beständen vor. 123 Staaten haben den Vertrag unterzeichnet. Darunter sind 24 NATO-Staaten, aber nicht die USA. Weder Russland noch die Ukraine gehören dem Übereinkommen an. Die Streumunition-Koalition besteht aus Nichtregierungsorganisationen in aller Welt, die die Einhaltung des Übereinkommens überwachen.

Im vergangenen Jahr gab es erstmals seit 2011 keine Opfer durch neue Streubomben-Angriffe. Es wurden aber 149 Menschen getötet oder verletzt, weil Blindgänger aus früheren Konflikten explodierten. Die meisten Fälle passierten in Syrien. 2020 gab es noch 360 Opfer.

In Genf findet ab 30. August die jährliche Konferenz der Vertragsstaaten des Übereinkommens über Streumunition statt.

Mathias Zahn, Mathias Zahn, ARD Genf, 25.08.2022 13:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 25. August 2022 um 12:50 Uhr.