Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, sitzt am Tag der Luftwaffe im Cockpit eines ukrainischen Kampfflugzeugs.

Krieg gegen die Ukraine Selenskyj will Waffenproduktion maximal hochfahren

Stand: 29.08.2023 06:38 Uhr

Die Ukraine will deutlich mehr Waffen im eigenen Land produzieren. Das kündigte Präsident Selenskyj an. Neben Artilleriewaffen und Munition sollten auch Drohnen, Raketen und gepanzerte Fahrzeuge hergestellt werden.

Nach mehr als eineinhalb Jahren Krieg hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine maximale Erhöhung der Waffenproduktion für den Kampf gegen die russische Invasion angekündigt. Neben Artilleriewaffen und Munition sollten auch Drohnen, Raketen und gepanzerte Fahrzeuge im Land hergestellt werden. "Wir erhöhen den Produktionsumfang auf ein Maximum. Die Ukraine kann das. Die Finanzierung steht. Unsere Verteidigungsindustrie wird gute Ergebnisse bringen", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Die ukrainische Führung hatte immer wieder angekündigt, das Land zu einem der größten Waffenproduzenten machen zu wollen.

Treffen mit der Rüstungsindustrie

Selenskyj traf nach eigenen Angaben mit Vertretern der Rüstungsindustrie zusammen, damit die Produktion weiter hochgefahren wird. Das Land ist bei seiner seit Wochen schleppend verlaufenden Gegenoffensive zur Befreiung der besetzen Gebiete auf große Mengen an Munition und Waffen angewiesen. Dabei setzt die Ukraine vor allem auf die militärische Hilfe westlicher Verbündeter.

Selenskyj bekräftigte einmal mehr, dass die Ukraine auch die Voraussetzungen für den Einsatz neuer Kampfflugzeuge schaffen müsse. Die Regierung in Kiew hofft auf die baldige Lieferung der von den Niederlanden, Dänemark und Norwegen angekündigten F-16-Kampfjets. Politisch sei für die Lieferung alles getan worden. Nun müsse aber auch die Infrastruktur für die Aufnahme der Kampfjets vorbereitet werden. "Das ist schon eine militärische Aufgabe", sagte der Präsident.

Zugleich wies Selenskyj die Militärs an, Vorbereitungen für den Winter zu treffen, um etwa die in der Vergangenheit von Russland immer wieder beschossene Energieinfrastruktur zu schützen. Die Ukraine verteidigt sich seit 24. Februar 2022 gegen den russischen Angriffskrieg.

Kiews Verteidigungsminister: Keine neue Mobilmachung nötig

Die Notwendigkeit einer neuen Mobilmachung gibt es derzeit aber nicht - zumindest nach Einschätzung des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksej Resnikow. Die ukrainischen Verluste seien um ein Vielfaches niedriger als die der russischen Besatzer. Zahlen nannte er nicht. "Aber zu sagen, dass die Lage bei uns kritisch ist und wir erhöhen müssen, dafür gibt es keinen Grund", sagte der Minister der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraina zufolge vor Journalisten.

Resnikow erklärte nach widersprüchlichen Angaben aus Kiew, wonach weitere Mobilmachungen geplant seien, dass es bereits festgelegte Richtgrößen für die Einberufung zum Kriegsdienst gebe, die erst erfüllt werden müssten. Es sei deshalb nicht nötig, neue Kontingente festzulegen.

Männer zwischen 18 und 60 Jahren zum Wehrdienst verpflichtet

Zuletzt hatte Selenskyj auf eine Frage, ob angesichts hoher Verluste künftig mehr Rekruten einberufen werden sollen, auch erklärt, dass die Militärführung darum bitte, mehr Soldaten zu mobilisieren. Vor allem aber sollen nun die Männer zum Kriegsdienst einberufen werden, die ohnehin schon unter die bisherige Mobilmachung fallen, aber bisher nicht eingezogen wurden. 

In der Vergangenheit waren Fälle von Korruption bei der Rekrutierung bekannt geworden. Demnach konnten sich Wehrpflichtige mit Schmiergeldzahlungen dem Dienst an der Waffe entziehen. Selenskyj hatte daraufhin die Führung in Kreiswehrersatzämtern auswechseln lassen.

Nach Beginn der russischen Invasion hatte die Ukraine das Kriegsrecht ausgerufen. Alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren sind daher grundsätzlich zum Wehrdienst verpflichtet und können einberufen werden - es sei denn, sie sind aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen, etwa als alleinerziehende Väter, vom Dienst befreit.

Die genaue Anzahl der bisher Einberufenen ist nicht bekannt. Es geht um Hunderttausende. Wegen der Verluste an der Front müssen immer wieder neue Rekruten ausgebildet und in den Kampf geschickt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 29. August 2023 um 08:00 Uhr.