Turbulentes Jahr für US-Präsident Obama Krachende Niederlagen und enorme Erfolge

Stand: 24.12.2010 11:28 Uhr

Vom gefeierten Aufsteiger in die Tiefen der Realpolitik - US-Präsident Obama hat ein bewegtes Jahr hinter sich: Einerseits konnte er mit der Gesundheitsreform und zuletzt dem Abrüstungsabkommen START große Erfolge feiern. Andererseits erlitt er eine Schlappe bei den Kongresswahlen.

Von Anna Engelke, NDR-Hörfunkkorrespondentin Washington

Das Jahr 2010 war für US-Präsident Barack Obama wie eine Fahrt mit der Achterbahn: ein ständiges auf und ab, in einem rasenden Tempo. Mitte Januar, genau am Jahrestag seiner Amtseinführung, hagelte es gleich eine krachende Niederlage. Der Republikaner Scott Brown erobert im liberalen Massachusetts den Senatorenposten des verstorbenen Demokraten Ted Kennedy. Die absolute Mehrheit der Demokraten im Senat ist gebrochen - das Weiße Haus hatte sich böse verschätzt.

Im März gelang es Präsident Obama dennoch, die umstrittene Gesundheitsreform haarscharf durch den Kongress zu bringen, ein historischer Erfolg: "So sieht der Wandel aus", feierte Obama. Aber das politische Klima im Land ist vergiftet. Die Gegner der Gesundheitsreform sind zahlreich und wütend, sehr wütend. Das gibt der erzkonservative Tea Party Auftrieb, die das ganze Jahr über mehr und mehr Zulauf bekommt.

Kränkelnde Wirtschaft bleibt bestimmendes Thema

Ein weiterer Rückschlag für Obama ist im April die Explosion der Ölpattform "Deep Water Horizon". Zwar ist BP für die Ölpest verantwortlich, aber es wird auch die des Präsidenten. Von Obamas "Katrina" ist die Rede. Mitte Juli ist das Bohrloch endlich gestopft. In den folgenden Monaten kann der Präsident einige Erfolge vorweisen: die umfassende Finanzreform, den Abzug aus dem Irak, die Banken zahlen ihre Kredite zurück, General Motors geht an die Börse. Aber es hilft alles nichts. Die Mehrheit im Volk interessiert nur eins: Jobs. Die Arbeitslosigkeit verharrt jedoch das ganze Jahr bei knapp zehn Prozent. Und dem Präsidenten bleibt nur zu beschwichtigen: "Es gibt keine Wunderwaffe, die all unsere Wirtschaftsprobleme über Nacht löst."

Quittung bei den Kongresswahlen

Die Quittung bekommt Barack Obama bei den Kongresswahlen Anfang November. Viele demokratische Wähler bleiben frustriert zu Hause. Die Begeisterung der Tea Party-Anhänger hilft den Republikanern. Sie gewinnen die Mehrheit im Abgeordnetenhaus und im Senat Sitze hinzu. Eindeutig ein Tiefpunkt in Obamas Präsidentschaft. Der Geschlagene selbst spricht von einer "Abreibung".

Obama berappelt sich aber schnell, was viele überrascht. Und in der auslaufenden Legislaturperiode setzt er im Kongress so viel durch, wie schon lange kein Präsident mehr vor ihm: Zum Beispiel das Abrüstungsabkommen START. Aber Obama weiß selbst - der gute Lauf muss nicht von Dauer sein: "Ich bin mir sicher: Während meiner Präsidentschaft wird es noch häufiger hoch und wieder runter gehen."