Das Verlegeschiff "Audacia" des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2.

Pipelineprojekt Nord Stream 2 verzögert sich um ein Jahr

Stand: 27.12.2019 20:22 Uhr

Eigentlich sollte bereits Ende dieses Jahres erstes Gas durch die Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Europa fließen. Doch wegen der US-Sanktionen fehlt ein Spezialschiff. Die letzten Meter werden länger dauern.

Durch die US-Sanktionen gegen das Pipelineprojekt Nord Stream 2 durch die USA und den damit verbundenen Ausfall eines Spezialschiffes erwartet Russland den Start erst bis Ende 2020. Diesen neuen Termin nannte der russische Energieminister Alexander Nowak.

Bisher hatte die russische Führung lediglich von einer Verzögerung von einigen Monaten gesprochen. US-Sanktionen hatten das Projekt gestoppt, weil die Schweizer Firma Allseas aus Angst vor Strafen ihre Spezialschiffe abzog.

Nur ein Schiff kann helfen

Jetzt könnten die Arbeiten zur Verlegung der Röhren auf den restlichen rund 160 Kilometern zwar das russische Schiff "Akademik Tscherski" übernehmen. Allerdings müsse es für die Arbeiten in der Ostsee noch zusätzlich ausgerüstet werden, hieß es aus Moskau. Zudem liegt die "Akademik Tscherski" derzeit im fernöstlichen Hafen Nachodka im Japanischen Meer. Es dauert Wochen, bis das Schiff von Asien in Europa sein kann. Russische Analysten erwarten Mehrkosten für den Fertigbau von einem zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag.

Von der Leyen kritisiert Sanktionen

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kritisierte die US-Sanktionen gegen europäische Unternehmen wegen der Gaspipeline Nord Stream 2. Zwar habe das Projekt "auch eine politische Dimension" und die EU-Kommission schütze mit ihren Mitteln die Interessen der östlichen EU-Staaten. "Auf einem anderen Blatt steht, dass die EU-Kommission entschieden Sanktionen gegen europäische Unternehmen, die sich im Einklang mit der Rechtsordnung in Projekten engagieren, ablehnt", sagte die CDU-Politikerin dem Nachrichtenmagazin "Spiegel".

Leitung ist eigentlich schon fast fertig

Die Leitung kostet fast zehn Milliarden Euro und sollte ursprünglich schon Ende dieses Jahres Gas nach Europa pumpen. Nord Stream 2 soll künftig - wie Nord Stream 1 - Gas direkt von Russland nach Deutschland liefern. Bisher nutzt Russland die Ukraine als wichtigstes Transitland. Zwar arbeiten Kiew und Moskau gerade an einem Vertrag für den künftigen Gastransit zur Versorgung Europas. Klar ist aber auch, dass künftig weniger russisches Gas durch die Ukraine geleitet wird, was mit finanziellen Einbußen für das Land verbunden ist.

Nord Stream 2 ist für eine Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr ausgelegt. Rund 2300 Kilometer der Leitung mit zwei Strängen sind bereits verlegt.

Die USA begründen ihr Vorgehen gegen Nord Stream 2 mit einem Schutz der Energiesicherheit in Europa. Sie warnen vor einer zu großen Abhängigkeit von russischem Gas. Mehrere EU-Staaten und die Ukraine sind gegen die Pipeline. Die USA wiederum stehen in der Kritik, sie wollten ihr eigenes, teuer produziertes Flüssiggas in Europa verkaufen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Dezember 2019 um 19:00 Uhr.