EU-Kommission will Hörschäden vorbeugen "Drehen sie die Lautstärke runter!"

Stand: 28.09.2009 17:50 Uhr

Wenn es nach EU-Kommissarin Kunewa geht, soll jeder MP3-Player künftig unbedenkliche Standardeinstellungen für die Lautstärke haben. Damit und mit neuen Warnhinweisen will sie Hörschäden verhindern. Die Industrie unterstützt ihren Vorstoß.

Von Birgit Schmeitzner, ARD Berlin

Von Birgit Schmeitzner, BR-Hörfunkstudio Brüssel

Nicht aufzwingen sondern aufklären - mit diesem Grundsatz will die EU-Kommission Hörschäden durch MP3-Player vorbeugen. Verbraucherschutz-Kommissarin Meglena Kunewa kündigte neue Sicherheitsstandards für die tragbaren Musik-Abspielgeräte an. Sie sollen vom EU-Normungsgremium in enger Zusammenarbeit mit der Industrie ausgearbeitet werden.

Technische Vorgaben macht die Kommission dabei nicht, ihr geht es aber um zwei zentrale Punkte: Kunewa fordert eine Standard-Einstellung für eine unbedenkliche Lautstärke und explizite Warnungen davor, was passiert, wenn der Konsument diese Voreinstellung aushebelt und lauter dreht. Als unbedenklich soll dabei der Wert 80 Dezibel gelten - was der Lautstärke einer befahrenen Straße entspricht.

Irreparable Schäden in einer lauten Gesellschaft

Bridget Cosgrave, deren Verband Digitaleurope rund 10.000 Firmen vertritt, begrüßte die Initiative der EU. Natürlich sei die Sicherheit der Konsumenten wichtig - vorschreiben wolle man ihm aber nichts. Im Übrigen gebe es neben der Lautstärke auch noch andere wichtige Faktoren, gegen die die Industrie gar nichts tun könne: zu welchem Kopfhörer der Konsument greife, oder in welcher Umgebung er sich gerade befinde. Cosgrave zufolge gibt es zu oft regelrechten Hintergrund-Lärm, der dazu zwinge, lauter zu drehen. Man lebe eben in einer lauten Gesellschaft.

Das Problem beim Thema Hörschäden durch zu viel Lärm oder zu laute Musik ist, dass sie irreversibel sind. Vorbeugen ist also die beste Therapie - und hier stellt der Brüsseler Universitätsprofessor Patrick Verheyden eine ganz einfache Regel auf: Wer verhindern will, dass er ein Gehör-Trauma bekommt, der sollte die Regel 60/60 befolgen - "den Lautstärkeregler maximal 60 Prozent aufdrehen - und höchstens 60 Minuten am Tag Musik hören".

"Wenn sie ihre Lieblingslieder immer wieder hören wollen ..."

Musik-Hören, sagt EU-Kommissarin Kunewa, sei etwas Wunderbares. Aber der Verbraucher dürfe über diesen Genuss nicht seine Verantwortung für sich und seine Gesundheit vergessen. "Wenn sie dieses großartige Vergnügen auch langfristig genießen können wollen, wenn sie ihre Lieblingslieder immer wieder hören wollen - drehen sie die Lautstärke runter!"

Die geplanten Warnhinweise, so klingt es bei diesem Satz der EU-Kommissarin durch, können nicht mehr sein als ein Appell. Am Knöpfchen drehen oder abschalten muss letztlich jeder selbst.