Trauer in Luxemburg Früherer EU-Kommissionspräsident Thorn gestorben

Stand: 11.09.2007 19:47 Uhr

Der frühere luxemburgische Ministerpräsident und Präsident der EU-Kommission in Brüssel, Gaston Thorn, ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Das teilte ein Sprecher der luxemburgischen Regierung mit. EU-Kommissionspräsident Barroso würdigte den Verstorbenen als "großen Europäer".

Der frühere Präsident der EU-Kommission und ehemalige luxemburgische Premierminister Gaston Thorn ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Dies teilte Regierungschef Jean-Claude Juncker mit. Thorn von der liberalen Demokratischen Partei (DP) stand von 1974 bis 1979 an der Spitze der einzigen sozial-liberalen Regierungskoalition in Luxemburg, zuvor war der Jurist seit 1969 Außenminister seines Landes. Von 1981 bis 1985 war er Präsident der EU-Kommission.

"Das luxemburgische Volk verneigt sich mit Trauer und Respekt vor diesem großen Staatsmann", erklärte Juncker. "Er war der richtige Mann zur richtigen Zeit. Er hat sich um unser Land verdient gemacht", sagte Juncker. "Wir wussten seit langem, dass er sehr krank war, aber wir sind von seinem Tod sehr erschüttert."

Thorn: "ein leidenschaftlicher Europäer"

Thorn hatte sich als Chef der EU-Kommission vor allem um eine Reform der Institutionen der Europäischen Gemeinschaft bemüht, war aber kaum erfolgreich. Sein Versuch, mehr Mehrheitsentscheidungen im Ministerrat durchzusetzen, scheiterte an dem massiven Widerstand der Regierungen. Bei Ablauf seiner Amtszeit an der Spitze der Brüsseler Behörde äußerte sich Thorn enttäuscht über die zu geringen Kompetenzen der Kommission. "Thorn war ein leidenschaftlicher Europäer", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.

Thorn war bereits im Alter von 33 Jahren zum Vorsitzenden der Liberalen in Luxemburg gewählt worden. Dem Chef der sozialliberalen Koalitionsregierung ging bereits vor der Regierungsübernahme 1974 der Ruf voraus, über viel diplomatisches Geschick zu verfügen. 1975 wurde Thorn zum Präsidenten der UN-Vollversammlung gewählt. Nach erheblichen Stimmenverlusten der Sozialisten endete die von Thorn geführte Koalition 1979. Thorn wurde anschließend Vizepremier und Außenminister in einer von Pierre Werner geführten Koalition von Christsozialen und Liberalen.

Anschließend wechselte er als Kommissionspräsident nach Brüssel. Gaston Thorn war seit Mitte der 80er Jahre vor allem an der Spitze von Radio Luxemburg (RTL) unternehmerisch und medienpolitisch tätig. Von 1997 bis 2004 war er Vorsitzender des Verwaltungsrates der Medienholding CLT-UFA.