Hintergrund

Nahost-Geschichte Die Al-Aksa-Intifada

Stand: 27.08.2007 06:31 Uhr

Nachdem Israels Premier Scharon die muslimischen Heiligtümer auf dem Tempelberg am 28. September 2000 in Begleitung von ein paar hundert israelischen Soldaten betrat, brach der zweite große palästinensische Aufstand aus: Die Al-Aksa-Intifada.

Ausgelöst wurde die so genannte Al-Aksa-Intifada am 28. September 2000 durch den Besuch des heutigen israelischen Regierungschefs Ariel Scharon auf dem für Muslime heiligen Tempelberg, den sie Al-Haram-al-Scharif nennen. Dort stehen die drittwichtigsten Heiligtümer im Islam nach Mekka und Medina, der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Nach letzteren wurde der zweite große palästinensische Aufstand benannt. Scharon, damals noch Chef der rechtsgerichteten Opposition, wollte mit seinem "Spaziergang" ein Zeichen für die israelische Hoheit über die heilige Stätte im arabischen Ostteil Jerusalems setzen.

Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte

Die Palästinenser empfanden den "Spaziergang" als tiefe Provokation. Noch am selben Tag protestierten zahlreiche Araber in der Jerusalemer Altstadt gegen Scharon. Dessen Sicherheitskräfte eröffneten das Feuer. Einen Tag später griff die Gewalt auf das Westjordanland und den Gaza-Streifen über. Scharons Besuch auf dem Tempelberg war aber nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Die Ursachen für den Ausbruch der Al-Aksa-Intifada sind vielmehr im sogenannten Osloer-Friedensprozess zu suchen, der palästinensische Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation in den besetzten Gebieten enttäuschte. Hinzu kam die Unzufriedenheit der Menschen mit der palästinensischen Autonomiebehörde unter Führung von Jassir Arafat, der Korruption und Günstlingswirtschaft vorgeworfen wurde.

Gewalt und Gegengewalt

Israel reagierte auf die zweite Intifada mit Blockaden und Besetzungen von palästinensischen Städten und belegte die Bevölkerung mit Ausgangssperren. Das Hauptquartier Arafats in Ramallah wurde mehrfach belagert. Großoffensiven des israelischen Militärs wie zuletzt die Operation "Tage der Buße" im Oktober 2004 im Gaza-Streifen hinterließen Verwüstungen und zahlreiche Tote. Israels Begründung für die Großoffensive: Die Hamas feuerte vom Gaza-Streifen aus selbstgebaute Kassam-Raketen auf die angrenzende israelische Stadt Sderot. Israel hält trotz internationaler Kritik an den gezielten Tötungen mutmaßlicher palästinensischer Gewalttäter fest. Die Regierung sieht dieses Vorgehen als legitimes Mittel der Selbstverteidigung. Auf der anderen Seite forderten Selbstmordanschläge der radikalen palästinensischen Gruppen mehrere hundert Tote unter der israelischen Zivilbevölkerung und führten immer wieder zu weiteren militärischen Maßnahmen in den besetzten Gebieten. Seit Ausbruch der zweiten Intifada liegt die palästinensische Wirtschaft am Boden und auch die israelische Konjunktur leidet.