Abkommen zwischen EU und Brasilien Europa will Brasiliens Biosprit stärker nutzen

Stand: 05.07.2007 20:48 Uhr

Die Europäische Union will mit Brasilien stärker im Bereich Biokraftstoffe zusammenarbeiten. Damit will man den Klimaschutz unterstützen und gleichzeitig die Abhängigkeit vom Erdöl mindern. Umweltschützer sehen allerdings Probleme bei der Produktion von Biosprit.

Die Europäische Union und Brasilien wollen gemeinsam zu Vorreitern bei der Entwicklung und Nutzung von Biokraftstoffen werden. Bei einer Konferenz in Brüssel kündigten EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und Brasiliens Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva an, im Bereich der Biokraftstoffe stärker zusammenzuarbeiten. Brasilien ist der weltgrößte Hersteller des Treibstoffs Ethanol, der aus Zuckerrohr gewonnen wird.

Sowohl Barroso als auch da Silva betonten die Bedeutung einer nachhaltigen Produktion von Biokraftstoffen. "Wir dürfen die Umweltprobleme nicht von einem Sektor auf den anderen schieben", sagte Barroso. Biokraftstoffe müssten in einer Weise produziert werden, die den Planeten schütze und nicht neue Risiken bringe. Um den Klimawandel zu bekämpfen, sagten sich beide Seiten Unterstützung bei der Erforschung von Biokraftstoffen zu. Laut da Silva eröffneten Ethanol und Biodiesel den Weg für eine "wahre Revolution für die Wirtschaft der ärmsten Länder", da sie Arbeitsplätze schaffen und die Ernährung des Volkes sicherten.

Abhängigkeit von Erdöl mindern

Neben Umwelt- und Klimaschutz ist die Abhängigkeit vom Erdöl ein wichtiges Motiv für die Zusammenarbeit. In Brasilien wird dem Treibstoff bereits ein Viertel Biosprit zugemischt. Damit hat sich das Land weitgehend unabhängig von Ölimporten gemacht. Auch die EU will nach diesem Modell ihre Abhängigkeit vom Erdöl verringern.

Kritik an Brasiliens Biokraftstoffen

Kritik am Vorgehen Brasiliens im Bereich Biokraftstoffe äußerte hingegen die Greenpeace-Expertin Frauke Thies. "Ein Großteil der Biokraftstoffe wird nicht nachhaltig produziert und kann daher kein Teil der Lösung von Umweltproblemen sein." Die Fachfrau für erneuerbare Energien bei Greenpeace Europa sagte der dpa, zwar werde Zuckerrohr nicht immer direkt in Regenwaldgebieten angebaut: "Der Anbau sorgt aber dafür, dass die Viehzucht aus dem Süden in den Norden ausweichen muss und damit den Regenwald gefährdet." Zudem steigen durch den erhöhten Bedarf von Getreide die Lebensmittelpreise in den Entwicklungsländern.

Erstes Treffen in Lissabon

Auf ihrem ersten gemeinsamen Gipfeltreffen in Lissabon hatten der portugiesische EU-Ratspräsident Jose Socrates und der brasilianische Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva eine enge politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbart, wie es sie bislang nur zwischen der EU und den USA, Kanada, Russland, Japan, China, Indien und Südafrika gibt. Socrates und da Silva bezeichneten die Vereinbarung als historisch. Das Abkommen mit der einstigen portugiesischen Kolonie Brasilien war eines der zentralen Anliegen von EU-Ratspräsident Socrates.

Suche nach Wegen aus der WTO-Gasse

Die EU und das größte Land Lateinamerikas hoffen zudem, gemeinsam die Welthandelsgespräche voranbringen zu können. Brasilien und die EU strebten dabei nicht an, als Sieger aus den Verhandlungen zum Abbau von Handelsschranken zu gehen, sondern "ein gerechtes und ausgewogenes" Ergebnis zu erzielen. Brasilien sei eine aufstrebende Wirtschaftsmacht und spiele auf internationaler Ebene eine führende Rolle. Es sei an der Zeit, dies anzuerkennen, hieß es in der EU-Kommission.

Neue Impulse für Verhandlungen mit Mercosur

Lula da Silva erhofft sich seinerseits von der Partnerschaft mit der EU neue Impulse für die festgefahrenen Verhandlungen mit dem südamerikanischen Wirtschaftsverbund Mercosur. Diesem gehören neben Brasilien noch Argentinien, Uruguay, Paraguay und Venezuela an.