EU legt Drogenbericht vor Cannabis auf dem Vormarsch

Stand: 23.11.2006 17:58 Uhr

Die Konsumenten illegaler Drogen werden immer jünger, sie müssen immer weniger für Rauschgift bezahlen - das sind zwei der Ergebnisse des Drogenberichts der Europäischen Union. Insbesondere der Cannabis-Konsum steige in den europäischen Ländern deutlich an.

Cannabis ist immer noch das in Europa am weitesten verbreitete Rauschgift. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung haben es mindestens einmal ausprobiert, wie aus dem Drogenbericht der Europäischen Union hervorgeht. An zweiter Stelle der häufig verwendeten Drogen in Europa stehen demnach die Amphetamine, insbesondere Ecstasy.

Drogenpreise stark gefallen

Der Schwarzmarktpreis für Heroin, Kokain und andere illegale Drogen ist nach Erkenntnissen der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EBDD) in Europa drastisch gefallen, wobei es zwischen den europäischen Ländern noch immer erhebliche Unterschiede gebe. Zwischen 1999 und 2004 sei etwa braunes Heroin ganze 45 Prozent und Kokain 22 Prozent billiger geworden, teilte die EBDD mit.

Der Straßenverkaufspreis für Ecstasy sei sogar um bis zu 47 Prozent, der von Cannabis um bis zu 19 Prozent zurückgegangen. Der EBDD-Vorsitzende Marcel Reimen schränkte ein, der Preis allein sei nicht ausschlaggebend für den Drogenkonsum - noch lasse sich daher kein direkter Zusammenhang zwischen Preis und Nachfrage erkennen. Dennoch sei die EBDD angesichts europaweit fallender Drogenpreise besorgt.

Immer mehr junge Menschen konsumieren Cannabis

Besorgt äußerte sich die EBBD auch über den Anstieg des Konsums vor allem unter jungen Menschen. Dies gilt dem Bericht zufolge auch für Cannabis. Die Substanz sei in den Ländern der Europäischen Union in den letzten Jahren billiger geworden und deshalb auch für Jugendliche leichter erhältlich. Der höchste Konsum sei in Spanien, Frankreich und Großbritannien registriert worden. Mehr als 1000 Tonnen Cannabis seien im Jahre 2004 beschlagnahmt worden, das Gros davon in Spanien, das an der Transitroute aus Afrika liegt.

Kokain und Amphetamine ebenfalls im Trend

Amphetamine werden laut EU-Bericht am häufigsten in Großbritannien eingenommen. Allerdings sei der Verbrauch in der gesamten EU angestiegen. Dies gelte auch für Kokain. Etwa 1,5 Millionen Europäer konsumierten diese Droge regelmäßig. Der stärkste Anstieg sei im vergangenen Jahrzehnt in Großbritannien und Spanien verzeichnet worden.

Markt mit Heroin überschwemmt

Heroin ist dem Bericht zufolge zwar weniger verbreitet, doch bleibt es die am meisten süchtig machende Droge. 60 Prozent der Drogenabhängigen, die Hilfe suchten, seien dem Heroin verfallen, hieß es. Bei der Droge habe ein neuer Produktionsschub in Afghanistan, das mit rund 90 Prozent oder rund 4000 Tonnen traditionell der Hauptproduzent weltweit ist, dazu geführt, dass das Angebot inzwischen größer sei als die Nachfrage. Die Produktion in dem Land am Hindukusch sei "praktisch außer Kontrolle". Um die Ausbreitung von Infektionen unter Süchtigen zu vermeiden, gebe es in den meisten EU-Ländern mittlerweile öffentliche Programme zur Bereitstellung von sterilen Injektionsnadeln sowie von Ersatzdrogen.

Über 7000 Drogentote jährlich

Rund 1,7 Millionen Menschen in Europa haben EBDD-Direktor Wolfgang Götz zufolge einen problematischen Drogenkonsum, das heißt, sie konsumieren regelmäßig harte Drogen oder spritzen sie sich. Jährlich sterben in Europa zwischen 7000 und 8000 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen, die meisten von ihnen durch Heroin, Hunderte aber auch durch Kokain.